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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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verliere ich meinen Glauben an die Menschlichkeit. Das ist eine große Schwäche, ich weiß. Unsere Stärke sind unser Vertrauen und unser Glaube, beständig und allen Widrigkeiten zum Trotz. Aber manchmal verlässt mich mein Glaube.«
    »Haben Sie schon mit der Polizei gesprochen?«, fragte Chavez.
    »Ich bin direkt ins Krankenhaus von Huddinge gefahren«, erzählte Louise Ahl. »Das war die nächste Station. Diese Schlägertypen! Letztes Mal haben sie mir meine Abzeichen abgerissen. Aber dieses Mal habe ich mich gewehrt.«
    »Wie meinen Sie das, Sie haben sich gewehrt?«
    »Es war unchristlich, aber auf einmal erinnerte ich mich wieder an das Training in meiner Jugend. Ich war bei den Olympischen Sommerspielen 1988 in Seoul dabei.«
    »Bei den Olympischen Sommerspielen?«
    »Ich will darüber nicht reden. Und ehrlich gesagt bin ich auch nicht krankgeschrieben, die Verletzung ist nicht der Rede wert.«
    »Nicht krankgeschrieben, sondern – gesperrt, also suspendiert?«
    »Ich habe sie nicht bei der Polizei angezeigt, aber sie haben es getan.«
    »Die Schläger?«
    »Ja, leider haben sie Beweise, und die sprechen für sie. Seit Monaten tyrannisieren sie diesen Zug, jeden Tag zur selben Zeit.«
    »Welche Beweise denn?«
    »Da gibt es wohl was, das sich ›Juhtup‹ oder so nennt ...«, sagte Leutnant Ahl und wühlte in einem Stapel Papiere auf dem Schreibtisch. Schließlich hielt sie ihnen ein Dokument entgegen, auf dessen Briefkopf das unverkennbare Logo der staatlichen Polizeimacht prangte. Chavez las es durch, nickte, zog eine Augenbraue hoch, reichte das Schriftstück an Svenhagen weiter und sagte: »Das heißt YouTube.«
    Leutnant Ahl sah ihn aus großen Augen an.
    »Sind Sie gekommen, um mich abzuholen? Muss ich nicht erst vor Gericht?«
    Sara Svenhagen hatte in der Zwischenzeit den angegebenen Link in ihrem iPad geöffnet. Sie setzte sich damit neben Leutnant Ahl, und auch Chavez kam dazu. Gemeinsam sahen sie den Film an, der auf YouTube gestellt worden war.
    Gefilmt wurde er im Waggon des Zuges. Gegenüber den Stehplätzen neben der Tür erhoben sich gerade vier Jugendliche, alle etwa um die siebzehn. Eine junge Frauenstimme sagte: »Oh nein, diese Idioten schon wieder.« Aller Wahrscheinlichkeit nach war sie auch diejenige, die filmte. Die Jugendlichen gingen zu einem Fahrgast, einer jungen Frau, und malten ihr mit Stiften im Gesicht herum, alle vier. Die Augen der Frau waren vor Angst weit aufgerissen. Eine andere Frauenstimme forderte: »Jetzt müsst ihr aber wirklich damit aufhören.« Zwei der Jugendlichen ließen von der jungen Frau ab und gingen zu einem Sitz auf der anderen Seite des Ganges. »Will die alte Oma schon wieder Soldat spielen und sich hier einmischen?« Köpfe waren zu sehen, aber ein Kopf unterschied sich von den anderen in dem sommerheißen Waggon, denn er trug einen eigentümlichen Hut. Und dann holte einer der Jugendlichen aus und schlug zu, traf mit der Faust die Hutträgerin, deren Hinterkopf zur Kamera zeigte. Der Hut flog zu Boden, und ihr Kopf wurde nach hinten geschleudert, über die Kante der Sitzlehne. Dann erhob sich die Hutträgerin und offenbarte ihre Uniform. Um den überraschten Jugendlichen in der nächsten Sekunde mit einem sauberen Karateschlag zu treffen. Der brach wie leblos zusammen. Das Kamerabild erzitterte, und die junge Frauenstimme rief: »Wow, was geht denn hier ab?« Die drei anderen Jugendlichen starrten die uniformierte Gestalt an, die wesentlich kleiner war als die Jungen. Dann gingen sie zum Angriff über. Daraufhin bekam der erste Angreifer einen Tritt in den Bauch und fiel sich übergebend vornüber. Der zweite wurde mit einem Handkantenschlag gegen den Hals ausgeschaltet und kippte auf den Boden. Einer war noch übrig. Zum ersten Mal drehte sich die uniformierte Person jetzt zur Kamera, und die Zuschauer blickten in das blutverschmierte Gesicht von Leutnant Louise Ahl. Und obwohl ihre Nase gebrochen und deformiert war, ging sie auf den vierten Jugendlichen zu. Dieser wich zurück, stolperte über den schlaffen Körper seines Kumpels und konnte sich gerade noch fangen. Dann aber traf ihn ein Fußtritt von Ahl. Er flog auf die Kamera zu, es war zu sehen, wie sein blutiges Gesicht gegen eine Fensterscheibe prallte. Dann rutschte er langsam zu Boden und hinterließ eine schmierige Blutspur. Der Film endete abrupt mit einer Nahaufnahme von Louise Ahls Gesicht, den Blick voller Reue. Im Hintergrund brandete Applaus auf.
    »Ich hätte ihn nicht angreifen

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