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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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dürfen«, sagte Louise Ahl. »Den Letzten hätte ich laufen lassen müssen.«
    »Olympische Sommerspiele?«
    »Karate.« Leutnant Ahl nickte. »Technisch war ich immer brillant, aber mir fehlten die mentalen Voraussetzungen. Ich litt unter Depressionen, wollte nur Theater spielen.«
    »Und jetzt haben diese Typen Sie angezeigt?«
    »Ja, deswegen sind Sie doch hier, um mich abzuholen?«
    »Wohl eher, um Ihnen eine Tapferkeitsmedaille zu verleihen«, murmelte Chavez, wurde aber von Svenhagens Stimme übertönt.
    »Nein, deshalb sind wir nicht hier. Wir wollen mit Ihnen über den Morgen des 30. Juni reden.«
    Leutnant Ahl wandte den Blick Sara Svenhagen zu, die in diesem Moment all die Klarheit, Schärfe und den Abgrund darin sehen konnte.
    »Sie wollen über den sonderbaren Fremden sprechen. Das kann ich gut verstehen.« Ahl nickte.
    »Der sonderbare Fremde?«
    »Der weiße Blick. Er war praktisch nackt, als er kam. Er duschte. Ich habe das Blut gesehen und mich gefragt, wo er verletzt war.«
    Chavez und Svenhagen wechselten einen schnellen Blick.
    »Welches Blut?«
    »Ich konnte keine Verletzung entdecken, aber als er duschte, verfärbte sich das Wasser rosa.«
    »Wir fangen noch einmal ganz von vorn an«, entschied Chavez. »Wir befinden uns also im Sozialzentrum der Heilsarmee in Hornstull, richtig?«
    »Ja, wo sollten wir denn sonst sein?«, fragte Leutnant Ahl.
    »Wann betrat der sonderbare Fremde das Sozialzentrum?«
    »Wir hatten gerade geöffnet, es war etwa fünf Minuten nach neun.«
    »Was meinen Sie mit ›praktisch nackt‹?«
    »Ja, das war etwas merkwürdig. Nackter Oberkörper, kurze Hosen, vielleicht waren es sogar Unterhosen. Ich habe keine Wunde und kein Blut an ihm gesehen, erst als er unter der Dusche stand.«
    »Und was meinen Sie mit dem ›weißen Blick‹?«
    »Ich habe im Laufe der Zeit schon viele Blinde gesehen, aber diejenigen unter ihnen, die weder Iris noch Pupille haben, sind wirklich ungewöhnlich. «
    »Wie sah er aus, abgesehen davon?«
    »Er war Roma.«
    »Hatte er etwas bei sich? Eine Schale zum Betteln, zum Beispiel?«
    »Ein Handy«, sagte Leutnant Ahl.
    Chavez warf seiner Frau einen Blick zu und spürte mit einem gewissen Widerwillen, dass er an sie abgeben musste. Sie war im Grunde wesentlich geeigneter für Verhöre, und jetzt war ein sensibler Moment.
    »Er kam also in Unterhosen an einem Morgen im Hochsommer und hatte ein Mobiltelefon in den Händen?«, fasste Svenhagen zusammen und fand, dass es sich fast literarisch anhörte.
    »Das Handy hatte Kopfhörer«, ergänzte Ahl.
    »Dann nahm er eine Dusche und bekam Frühstück und Kleidung?«
    »Ja. Und danach hat sich Janne um ihn gekümmert. Das hat mir am Anfang nicht besonders gefallen, das muss ich zugeben. Er erzählt immer so viele Lügengeschichten.«
    »Ist Janne ein Kunde?«
    »Kunde? Nein, wir sagen Gast. Er ist ein Stammgast.«
    »Was heißt das, dass Janne sich um ihn gekümmert hat?«
    »Nun ja, sie saßen lange zusammen. Die beiden haben Englisch miteinander gesprochen. Und sich diese Kopfhörer in die Ohren gesteckt und sich etwas angehört.«
    »Sie haben sich etwas zusammen auf dem Handy angehört?«
    »Ja, sie haben sogar am Gottesdienst von Major Bengtsson teilgenommen. Da hatten sie die Dinger allerdings auch in den Ohren, das habe ich genau gesehen. Allerdings war das danach.«
    Svenhagen versuchte das Gehörte einzuordnen. Sie suchte nach der Kernaussage, dem hervorstechenden Wort. Und fand es.
    »Danach?«
    »Nachdem er mir dieses komische Ding gegeben hat.«
    »Haben Sie dieses komische Ding noch?«
    »Natürlich, er sagte, es sei sehr wichtig, darauf aufzupassen.«
    »Könnten Sie es holen und uns zeigen?«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Leutnant Ahl. »Ich habe es hier.«
    Sie nahm ihre Kette aus dem Ausschnitt. Neben einem großen Kreuz hing etwas, das mit noch größerer Wahrscheinlichkeit ein USB-Stick war.
    »Er fragte, ob er einen Rechner benutzen dürfte. Ich kenne mich damit nicht aus, aber Janne hat ihm geholfen.«
    Sara Svenhagen beobachtete amüsiert, wie ihr Mann wieder zum Leben erwachte. Er musste sich sehr zusammenreißen, um nicht die Hand auszustrecken und an Leutnant Ahls Kette zu zerren. Was ganz bestimmt eine schlimmere Bestrafung zur Folge gehabt hätte.
    »Ich glaube, dass der sonderbare Fremdling das da für uns in Sicherheit wissen wollte«, sagte Svenhagen und zeigte auf den eigenartigen Halsschmuck.
    »Ich fange auch an zu begreifen, dass es so gewesen sein muss«,

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