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Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Neujahrsvision. In Rauch gehüllt. Dahinter Flammen. Das Weiße inmitten des Schwarzen.
Das klang ehrlich gesagt nach einer ziemlich nebulösen Vision. Ich habe mich gefragt, was sie geraucht hatte.
Aber das Projekt und die Mittel waren alles andere als nebulös, sondern sehr konkret. Wir wurden ein EU-Projekt. Wenn auch etwas nebulös definiert. So als wäre dieser Nebel eine bereits etablierte Technik, eine Art Deckmantel. Wir bekämen ein halbes Jahr Zeit, nicht mehr. Wäre das überhaupt machbar?
Ja, antwortete ich. Das war tatsächlich machbar. Mit den erwähnten Mitteln. Ja.
Gut, sagte sie. Aber es darf nicht die üblichen Forschungsverzögerungen geben. Das darf auf keinen Fall passieren. Können Sie das einrichten, Professor? Ist Ihr Team gut genug?
Mein Team ist das Beste, das es gibt. Bisher ist es nur ausschließlich eine Frage der mangelnden Ressourcen gewesen. Die meisten Forschungsteams sind an starke kommerzielle Interessen gebunden. Die privaten Unternehmen haben mehr Durchschlagskraft als öffentliche Institutionen, das ist die Realität eines Forschers heutzutage. Dass die unabhängige objektive Forschung ein Schattendasein neben der gekauften, bestellten, interessenbasierten, subjektiv selektierenden Forschung führt.
Der Professor klingt ein wenig erschüttert?
Ja, mir gefällt diese Entwicklung überhaupt nicht.
Auch nicht, wenn Ihnen ein Posten in einem dieser privaten Unternehmen angeboten werden würde? Ein Posten mit dem fünffachen Einkommen? Haben nicht gerade solche felsenfesten Überzeugungen die Gewohnheit, angesichts derartiger Argumente ins Schwanken zu geraten?
Meine nicht.
Warum nicht?
Weil es meine unerschütterliche Überzeugung ist, dass wir eine unabhängige Forschung benötigen. Das ist die Grundfeste meines Lebens.
Und das gilt auch für Ihre Mitarbeiter?
Ja, allerdings. In höchstem Maße.
Sie alle sind hochkompetent, aber nicht habgierig?
Habgierig nicht, nein. Das ist der Unterschied. Wir wollen nichts lieber, als dieses ewige Rätsel zu lösen. Es hat die Industrie und die Forschung so lange gegängelt. Und es hat den Weg für die entscheidende Entwicklung im Umweltschutz versperrt. Es ist an der Zeit.
Ein lautes Lachen erklang durch das frisch erworbene Prepaidhandy, und sie sagte: Der Herr Professor ist ja genauso sprachgewandt wie ich.
Nur dass ich keine Vision hatte, Frau EU-Parlamentarierin. Schon sehr lange nicht mehr.
Dann ist es höchste Zeit dafür. Visionen sind nur äußerst selten ein göttlicher Fingerzeig auf eine Abkürzung, meistens sind sie das Resultat von harter Arbeit und Optimierung. Der Herr Professor hat ein halbes Jahr Zeit. Ich bereite Ihrem Team ein schönes Büfett, und Sie erarbeiten eine Vision.
Warum ausgerechnet ich?
Sie wurden mir vorgeschlagen.
Von wem?
Von einer unabhängigen Expertengruppe.
Dann ist die Sache gar nicht so geheim, wie Frau EU-Parlamentarierin es glauben machen wollte, nicht wahr? Dann benötigen wir diese sogenannten inoffiziellen Handys doch gar nicht.
Jetzt müssen Sie aufhören, mich eine Parlamentarierin zu nennen, ich bin EU-Kommissarin.
Natürlich, ja. Verzeihen Sie den Fehler. Meilenweiter Unterschied.
Genau genommen ja. Und die Antwort auf Ihre Frage: Doch, doch, die Sache ist noch geheimer, als Sie denken. Wir dürfen in Zukunft absolut keinen Kontakt haben, höchstens inoffiziellen. Niemals. Das muss der Herr Professor verinnerlichen.
Ich kenne mich aus mit Verschwiegenheit.
Und mit Exponenten.
Selbstverständlich. Aber was meinen Sie?
Sie sollten in Zehnerpotenzen denken. Die gängige Forscherverschwiegenheit hoch zehn. Haben Sie das verstanden?
Verstanden.
Das war alles.
So verlief der erste, etwas sonderbare Kontakt mit Marianne Barrière.
Und in diesem Augenblick kommt die Antwort auf die Tests herein. Auf sehr banalem Wege. Mit einem Fahrradkurier, eilige Schritte durch den beigen Korridor, verunsicherte Schritte durch Virpis Büro bis zu der zweiten Tür, ein brauner Umschlag, der Erhalt wird elektronisch quittiert. Der Schweißgeruch des Kuriers hängt noch für Minuten in der Luft, während drei Augenpaare den Umschlag anstarren.
Jovan hält ihn. Ich schreibe weiter in meinem Tagebuch. Es ist schon ein bisschen abartig, damit fortzufahren. Als wäre es ein Liveticker. Jovan und Virpi sehen mich an. Warten auf das Startzeichen. Ich schreibe, ohne auf die Tastatur zu blicken, der Leser möge die Tippfehler entschuldigen.
Leser? Haha.
Ja, hier ist das Startzeichen. Öffnet verdammt noch mal endlich diesen

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