Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
Markaleplatz im Zentrum Sarajevos detoniert war. Es wurde das erste Markalemassaker genannt, ein zweites sollte noch folgen. Hundertfünfundvierzig Menschen wurden verletzt, achtundsechzig starben. Eine der Toten war Luminitsa. Er hat nie ihren Nachnamen erfahren. Sein einziger Trost ist, dass sie mit einem seligen Lächeln auf den Lippen starb.
Er fand ihren zerfetzten Körper. Er erkannte sie an ihrem Geruch. Der durch alle anderen Gerüche hindurchdrang, durch den Gestank von Tod und Leid. Denn er war viel, viel intensiver.
Er ließ sie zurück und ging.
Das Gespräch aus dem Handy auf dem Küchentisch ist zu seinem Ende gekommen. Die dumpfere, drohend klingende Stimme sagt: »Wenn Sie das tun, Professor, werden Sie mit Sicherheit sterben.«
Und der andere, in gebrochenem Englisch, erwidert: »Wenn ich es nicht tue, dann werden weitaus wichtigere Dinge sterben.«
Dann folgt Stille.
Mander Petulengro genießt die Stille. Dann streckt er sich nach seiner Gitarre aus und schlägt einen Akkord an.
Demodokos, denkt er.
Homer, denkt er.
Der blinde Dichter.
Ihm fehlt die Seife.
Dänisches Tagebuch 2
Stockholm, 4. Juni
Jetzt passt alles zusammen. Die Planung ist abgeschlossen. Der Ball ist in der Luft. Der letzte große Test für die endgültige chemische Zusammensetzung steht an. Jetzt wird die zukünftige Ladezeit festgelegt.
Das Ergebnis trifft bald ein. Wir sitzen alle an unseren Rechnern und warten. Es herrscht eine merkwürdige Stimmung in unserer Schaltzentrale, wie wir den Raum ironisch nennen, wo wir Schritt für Schritt unsere Erfolge erzielt haben. Er befindet sich hinter Virpis Büro. Jovan spielt Computerspiele, Virpi sucht Rezepte nach der Montignacmethode. Und ich, ich schreibe Tagebuch.
Dänisches Tagebuch.
Niemand weiß davon. Niemand würde das glauben. Ich bin nicht der Tagebuchtyp. Ich habe eine halb fertige Aktennotiz vorbereitet, die ich schnell öffnen kann, falls jemand kommt.
Mein letzter Eintrag ist fast einen Monat alt. Meine Befürchtungen haben sich als unbegründet erwiesen. Im Gegenteil, es hat sich alles in eine so positive Richtung entwickelt, dass das schon Grund genug dafür ist, dieses Dokument wieder zu öffnen.
Es könnte nämlich ein historisches Dokument werden.
Im vergangenen Monat sind mehrere Untersuchungen dieser Art aufgetaucht, aber keine davon ist so gut wie unsere. So zum Beispiel die wirklich raffinierte Idee, die Wagenkarosserie als Batterie zu verwenden.
Aber das liegt noch in ferner Zukunft, unsere Batterieflüssigkeit ist die Lösung, ich bin mir zunehmend sicher. Und bald ist auch das Problem der Lagerung aus der Welt geschafft. Für immer. Und auch für die Kostenfrage findet sich gerade eine Lösung.
Der Durchbruch, den mir Jovan nach Chicago gemeldet hat, ist wissenschaftlich eindeutig. Dann bleibt noch die praktische Umsetzung, das ist eine ganz andere Frage. Ich kann in einem Dokument wie diesem natürlich nicht auf allzu viele Details eingehen – kein Rechner ist sicher, so viel haben auch wir alten unverbesserlichen Forscher mittlerweile begriffen –, aber andeuten kann ich einiges zumindest.
Wir benötigen eine Serie von drei größeren unabhängigen Tests, und auf das Ergebnis des ersten Tests warten wir heute. Wenn wir das Nadelöhr des dritten Tests passiert haben, sind wir bereit, um in Produktion zu gehen.
Und die EU wartet schon.
Als das Gespräch stattfand, waren wir nur ein unbedeutendes Forscherteam in dem kleinen Land Schweden, das unter den Einsparungen ächzte. Aber es existierte eine Idee – meine Idee, darf ich hinzufügen –, doch das war Zukunftsmusik. Es handelte sich, in aller Kürze, um den Gedanken, verschiedene Batterieflüssigkeiten zu testen, um geeignete Testergebnisse zu erzielen. Aber das würde ein langer und zeitraubender Prozess sein.
Ich habe ihr nicht geglaubt und wusste bis dahin ehrlich gesagt nicht, was ein EU-Kommissar überhaupt macht. Dachte, sie sind so eine Art europäische Machthaber.
So war es auch.
Mit unerwartet großer Macht.
Und dann hatten wir plötzliche Aussicht auf einen kräftigen Fördermittelzuschuss, exakt die Summe, die wir benötigten, um diese Testserien durchzuführen. Statt die Prüfungen nacheinander ablaufen zu lassen, konnten wir jetzt einen einzigen groß angelegten Test durchführen, der alle denkbaren Varianten parallel prüfte. Und haben so ziemlich schnell eine optimale Lösung gefunden. Oder zumindest die optimale Richtung.
Eine Offenbarung habe sie gehabt, eine unerwartete
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