Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)
sagst«, erwiderte Chavez.
»Das Berlaymont-Gebäude, Brüssel, Belgien. Das ist das glorreiche Hauptquartier der Europäischen Kommission.«
»Wie schön für dich. Dann will ich dich nicht länger stören.«
»Jetzt fängst du an mich zu stören!«
»Minimaler Fortschritt hier bei uns. Ein Bettler hat wohl den Mord beobachtet und wurde mit Blut bespritzt. Allerdings ist dieser Bettler spurlos verschwunden. In Hornstull gibt es keinen einzigen Bettler mehr. Bettlerfrei, so wie die Schweden es am liebsten haben.«
»Euer Bettler gehört wahrscheinlich auch zur Bettlermafia. Die ist sowieso der Ansicht, dass wir Skandinavier zu geizig sind. Sie haben noch nicht begriffen, dass sie ihre Bettler mit einem EC-Kartenlesegerät ausrüsten sollten. Ich muss jetzt los.«
»Ich auch«, antwortete Chavez, beendete die Verbindung und fügte, wenn auch nicht sonderlich echauffiert, hinzu: »Du arroganter Sack.«
Ein weiterer makelloser Sommertag war in Stockholm angebrochen. Alle Prognosen hatten einen schlechten Sommer vorhergesagt, aber als sie auf das riesige Gelände der Königlich Technischen Hochschule fuhren, war keine Wolke am Himmel zu sehen.
Zumindest nicht am echten Himmel.
Am polizeilichen Ermittlungshimmel hingegen türmten sich dicke Kumuluswolken auf und kündigten ein kräftiges Gewitter an.
»Warum habe ich so ein schlechtes Gefühl dabei?«, fragte Sara Svenhagen.
»Vielleicht, weil es mir auch so geht?«
»Die Ermittlungen verlaufen mir zu ruhig. Benno ist ein Idiot. Er sieht die Zeichen nicht.«
»Tust du das denn?«
»Nicht direkt, aber ich fühle sie.«
»Über so etwas können wir nur privat reden, das weißt du?«
»Über Gefühle?«
»Was hältst du davon, wenn wir auf dem Weg von der KTH zu Hause vorbeifahren und ein bisschen über Gefühle reden?«
»Du Lustmolch!«
»Ich meine das ernst.«
»Ich auch.«
»Ich gebe dir ja recht. Es ist viel zu ruhig. Dass sich der hochverehrte Chefermittler Benno Lidberg taub und blind stellt und Quatsch über Europol verzapft, ist belanglos. Aber unsere Gefühle in dem Fall, die haben etwas zu bedeuten. Warum gelingt es uns nicht, auch nur das kleinste Detail über dieses EU-Forschungsprojekt herauszufinden, das der verstorbene Niels Sørensen geleitet hat?«
»Wenigstens gibt es hier Leute, mit denen man reden kann«, sagte Sara Svenhagen, stieg aus dem Auto und schaute zu dem Gebäude hoch, das aussah, als würde es im Warschau der Siebzigerjahre stehen.
Sie gingen durch trostlose Flure in den Ausläufern der Königlich Technischen Hochschule, bis sie schließlich vor einer verschlossenen Tür standen, auf der das Namensschild von »Professor Virpi Pasanen« angebracht war. Dort klopften sie an. Und traten ein.
Professor Virpi Pasanen war eine blonde, relativ korpulente Frau in den Vierzigern. Sie sah vom Bildschirm auf, der in einem sehr asketischen Büro auf dem Schreibtisch stand. Neben diesem Möbel gab es nur ein paar Plakate mit Molekülketten, ein Sofa und eine weitere Tür im hinteren Teil des Raumes. Als Pasanen die beiden Besucher erblickte, sprang sie fast panisch auf.
Chavez zog seinen Ausweis und sagte: »Verzeihen Sie, Frau Professor, wir hatten einen Termin vereinbart. Ich bin Jorge Chavez von der Polizei.«
Virpi Pasanen sammelte sich schnell wieder, setzte sich und sagte mit finnischem Akzent: »Entschuldigen Sie, seit Niels’ Tod bin ich ein wenig durcheinander.«
»Das verstehe ich gut, mein herzliches Beileid. Das hier ist meine Kollegin Sara Svenhagen.«
»Wir haben schon mit der Polizei gesprochen«, sagte Pasanen und deutete auf ein paar Stühle, die vor ihrem Schreibtisch standen.
»Wen meinen Sie mit ›wir‹?«, fragte Svenhagen und setzte sich.
»Tja, das Forscherteam ...«
»Das jetzt aus Ihnen und dem Dozenten Jovan Bis˘evac besteht?«
»Ich nehme an, ja. Aber wir sind nicht mehr viel wert. Niels war sehr wichtig für dieses Projekt.«
»Das ein EU-Projekt ist?«, fragte Chavez.
»Die Abteilung innerhalb des chemisch-technischen Fachbereichs hat EU-Gelder bekommen. Wir müssen Drittmittel nehmen, wo wir nur können.«
»Und womit beschäftigt sich diese Abteilung?«
Virpi Pasanen zuckte mit den Schultern. »Chemisch-technische Grundlagenforschung. Mit Schwerpunkt auf Elektrolytoptimierung, aber auch benachbarte Themengebiete.«
»Könnten Sie uns das ein bisschen detaillierter beschreiben?«, fragte Svenhagen.
»Ein Elektrolyt ist eine Substanz mit frei beweglichen Ionen mit elektronischer
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