Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition)

Titel: Neid: Thriller (Opcop-Gruppe) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
einzuschätzen. Wie war das Gespräch mit dem Spindoktor verlaufen? Wer hatte gewonnen? War das ein arrogantes Lächeln, das in den Mundwinkeln des erfolgreichen Juristen spielte? Vermutlich war er als Sieger aus der Auseinandersetzung hervorgegangen und war sehr selbstsicher und zufrieden. Ein wunder Punkt.
    »Sind Sie allein zu Hause?«, fragte Hjelm.
    »Ich lebe allein«, antwortete Prévost, »nach einer äußerst kostspieligen Scheidung. Das erklärte Lebensziel von Frauen scheint es zu sein, ihre Männer bis auf die Knochen auszuziehen.«
    »Vielleicht hat Ihre Frau die Fotos gefunden?«, schlug Hjelm ruhig und gelassen vor.
    Prévost ließ sich nichts anmerken.
    »Ich hatte gerade einen sehr uneinsichtigen Mann zu Besuch, mit dem ich über ebendiese fiktiven Fotos gesprochen habe«, sagte er. »Vermutlich arbeiten Sie mit ihm zusammen. Aber Sie werden von mir dasselbe zu hören bekommen: Ich habe keine Ahnung, von welchen Fotos die Rede ist.«
    »Das habe ich befürchtet«, entgegnete Hjelm. »Aber Sie werden zugeben, dass es ein sehr schlechter Stil ist, nach dreißig Jahren diese äußerst privaten Aufnahmen in Umlauf zu bringen.«
    »Da gebe ich Ihnen recht. Allerdings habe ich nichts damit zu tun.«
    »Aber natürlich haben Sie das«, sagte Hjelm. »Sie war Ihre Geliebte, Ihre Freundin. Es ist jetzt fast dreißig Jahre her, siebenundzwanzig, glaube ich, dass Sie beide nach Westberlin gefahren sind und Sie Fotos von ihr in sehr intimen Momenten gemacht haben.«
    Aus dem Augenwinkel sah Hjelm, wie Balodis die Augenbrauen hochzog. Er wusste, dass sie dachte, ihr Chef würde in privater Angelegenheit unterwegs sein. Während seine Frau in Den Haag saß und wartete.
    Prévost streckte sich. Das hatte er natürlich alles schon einmal gehört. Vom Spindoktor. Die Frage war also, wann es Zeit war, eine neue Gangart einzulegen. Hjelm wartete noch ab.
    »Marianne war meine Jugendliebe«, sagte Prévost. »Aber unsere Wege haben sich getrennt. Ich habe keine Fotografien. Sie suchen jemand anderen.«
    »Obwohl es offensichtlich ist, dass Sie Ihre Zusammenkünfte fotografisch festgehalten haben.«
    »Sie wissen überhaupt nichts von unseren, wie Sie sagen, Zusammenkünften, nicht wahr?«
    »Nun, ich weiß, dass Sie mit der Kamera zugegen waren. Und ich weiß, dass Sie all die Jahre die Fotos aufbewahrt haben. Und ich weiß außerdem, dass mindestens eines davon im Umlauf ist und Sie dafür verantwortlich sind.«
    Prévost legte die Stirn in tiefe Falten.
    »Sind Sie überhaupt von der Polizei?«
    »Selbstverständlich«, sagte Balodis. »Mein Kollege kann manchmal etwas ungehobelt sein, ich bitte um Entschuldigung. Aber es ist doch so, dass mindestens ein Abzug der Fotos fehlt?«
    Zufrieden betrachtete Hjelm seine Kollegin.
    »Es existieren keine Abzüge«, sagte Prévost mürrisch.
    »Ich weiß, dass Sie das behaupten müssen.« Balodis nickte ihm zu. »Sie sind ein anständiger Mann, Jurist und Partner in einer feinen Kanzlei. Aber genau deshalb wissen Sie auch, dass Sie etwas Kriminelles getan haben. Und Sie wissen ebenfalls, dass die anderen mit dem Foto ein noch viel größeres Verbrechen begangen haben. Sie müssen an Ihrer Geschichte festhalten, das verstehe ich. Aber wir garantieren Ihnen, dass von uns niemand etwas erfahren wird.«
    Hjelm lehnte sich über den Tisch und sagte mit dunkler Stimme: »Lassen Sie mich raten, wie sich das alles zugetragen hat, Monsieur Pierre-Hugues Prévost. Ein gediegenes Abendessen mit Ihren Freunden von der konservativen Partei. Nur Männer, versteht sich, vielleicht ein paar Stripperinnen, ein paar Prostituierte. Viel Rotwein, viel Calvados. Bis dahin hatten Sie Ihre ehemalige Beziehung zu Marianne Barrière geheim gehalten – Ehrensache –, aber der Wein und der Calvados lockern Ihre Zunge, Sie lassen sich hinreißen und erzählen, dass Sie vor langer Zeit einmal etwas mit einer Frau gehabt haben, die heute eine politische Gegnerin in einer wichtigen Position ist. Da die befreundeten Politiker in ähnlich bedeutenden Stellungen sich daran äußerst interessiert zeigen, erzählen Sie noch kleine intime Details. Die Stimmung steigt, und Sie setzen noch eins drauf, in dem Sie die Fotos erwähnen. Einer der Herren ist ausgesprochen daran interessiert und besteht darauf, die Abzüge zu sehen ...«
    Pierre-Hugues Prévost lehnte sich zurück und sagte zu Balodis gewandt: »Sie sollten jetzt gehen. Und ich hoffe, dass Mrs. Abromaite ihren Kollegen im Zaum halten kann.«
    Hjelm

Weitere Kostenlose Bücher