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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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war, hörte ich, wie Michelle dieTreppe runterging und in der Küche auf Ned stieß.Als ich mit frisch gestraffter Haut herunterkam– verjüngt auf etwa fünfundvierzig–, sah ich, wie Ned etwas aufschrieb und Michelle kicherte.
    Da lief also tatsächlich etwas!
    Nachdem Michelle zum Englischunterricht davongeeilt war, sagte Ned mitfühlend: » Falls du nicht auf den Baum klettern möchtest, übernehme ich das gerne. Ich würde es dir nicht übel nehmen. «
    » Das ist sehr nett von dir « , erwiderte ich, » aber ich könnte mir vorstellen, dass es für mehrAufsehen sorgt, wenn das nicht ein sportlicher Bursche wie du macht, sondern eine gebrechliche alte Dame wie ich. «
    » Du bist doch nicht gebrechlich! « , wandte Ned ein, was ich sehr herzerwärmend fand. » Du bist so zäh wie ein alter Stiefel. « Mein Herz kühlte sich wieder etwas ab.
    Als ich sechzig wurde, bezeichnete ich mich gern als alte Dame– vermutlich, um mich ein bisschen jünger zu machen. Ich ging davon aus, dass meine Mitmenschen mich ohnehin als alte Dame empfanden, und wenn ich das selbst zur Sprache brachte, konnte ich denen denWind aus den Segeln nehmen.Aber inzwischen merke ich, dass das etwas peinlich ist. Es wirkt, als wollte ich mich bei jüngeren Leuten anbiedern.Weshalb ich die Gewohnheit eigentlich eingestellt hatte. Es war ein Fehler, sie bei Ned wieder anzuwenden.
    Ich gab ihm Harrys Nummer, damit die beiden das Kletterzeug organisieren konnten, und Ned versicherte mir, mithilfe von James und einigen Drogendealern könnten sie denAufstieg absichern.
    » Wir müssen es natürlich nachts machen und dich auch im Schutz der Dunkelheit da hochschaffen « , erklärte er. » James und ich bringen zuerst oben das Spruchband an– EUER STADTRAT WILL DIESEN BAUM TÖTEN !–, und dann steigst du rauf. Und wir sorgen dafür, dass Presseleute da sind.Wird eine tolle Story werden… ›Rentnerin leistet mutigWiderstand, um Baum zu retten‹… ›Pensionierte Lehrerin Marie Sharp setzt ihr Leben aufs Spiel, um jahrhundertealten Stadtpark vor Zerstörung durch Stadtrat zu bewahren‹. «
    » Was meinst du mit ›Leben aufs Spiel setzen‹? « , fragte ich, schlagartig beunruhigt. » Ich riskiere doch wohl nicht mein Leben, oder? «
    » Nun ja, technisch betrachtet schon, falls du herunterfällst und nicht von genügend Drogendealern aufgefangen wirst « , antwortete Ned. » Aber auch nicht mehr, als wenn du über die Straße gehst. «
    » Hm « , seufzte ich. » Lieber Gott. «
    Aber jetzt gibt es kein Zurück mehr.
    Später
    In entsetzlichem Zustand darauf gewartet, von Louis zum Essen abgeholt zu werden. Hatte die Ink Spots aufgelegt, um mir Mut zu machen, und arbeitete gerade in üblicher Maori-Weise in der Küche an meinem Selbstvertrauen, als es klingelte. Und als Louis die Musik hörte, tänzelte er grinsend in die Küche, legte seine Sachen ab, schnappte mich und tanzte mit mir, bis das Stück zu Ende war.
    » Geht doch nichts über die guten alten Ink Spots! « , sagte er und sang: » I love coffee, I love tea, I love the Java Jive and it loves me…Aber was ist eigentlich der Java Jive, Marie?Wenn wir das wissen, kennen wir wahrscheinlich den Sinn des Lebens. «
    » Ich frage mich selbst schon seit jeher, was der Java Jive ist « , sagte ich lachend. » Ich hatte jetzt damit gerechnet, dass du alsAmerikaner mir endlich dieAntwort geben kannst.Wenn du das nicht schaffst, tja, let’s call the whole thing off… «
    Es versprach, ein wunderbarerAbend zu werden.
    Er hatte einenTisch in einem italienischen Nobelrestaurant in Knightsbridge reserviert, in dem es Stofftischdecken und Stoffservietten und für jeden mehrere Gläser gab, umAperitif, Rotwein,Weißwein, Dessertwein undWasser nacheinander zu trinken. Und man sah dort nur glamouröse junge Paare in Jacks und ChrissiesAlter, die sich über demTisch an Händen hielten und sich gedämpft unterhielten.Weshalb ich dann anfing, mich wie eine alte Oma zu fühlen. Und zugleich – total sonderbar– wie bei meinem allerersten Rendezvous mit siebzehn. Man gerät zwischen zweiAlterszustände. Ich weiß jetzt, wie Schumann, oder wer immer das war, sich gefühlt hat, als er seine armen Hände so gedehnt hat, dass er zwei Noten mehr als eine Oktave spielen konnte.Aber bei köstlichen Scallopine alla marsala und einem Glas Champagner fing ich an, mich wirklich zu entspannen.
    Da saß ich doch wahrhaftig mit diesem jungen Burschen (na ja, aus meiner Perspektive ist er nun mal jung)

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