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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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ich, dass mir die Knie zitterten.
    » Das hast du wirklich toll gemacht, mein Engel « , sagte James. » Ich bin stolz auf dich! «
    » Ja, super « , bekräftigte Ned. » Wir machen noch eine echte Ökokriegerin aus dir. «
    » Ich kann nur hoffen, dass ich nicht so aussehe « , erwiderte ich, weil die meisten Ökokrieger für verfilzte Haare, schlechte Gerüche und ein generell verlottertes Äußeres bekannt sind.
    » Nach ein paarTagen auf dem Baum « , erklärte James, » wird man dich nicht wiedererkennen. In deinen Haaren werdenVögel nisten, deine Kleider werden mit Blättern bedeckt sein, Eichhörnchen werden sich in deinem Dekolletee niederlassen, und unter deinen Nägeln werdenAmeisen undAsseln hausen. Du wirst mit denTieren sprechen können, wie Dr. Dolittle. Und man wird dir huldigen wie einer Göttin. «
    15. November
    Früher warf ich Passanten auf der Straße immer finstere Blicke zu– vermutlich, weil ich mich vor ihnen fürchtete. Ich schaute böse, blickte zu Boden und stapfte so wütend an ihnen vorbei, als hätten sie mich tags zuvor beleidigt und ich würde ihnen niemals vergeben wollen.
    Heutzutage lächle ich fremde Menschen immer an. Manchmal spreche ich sogar mit ihnen. » Hallo! « , trällere ich dann munter. » ZauberhaftesWetter für diese Jahreszeit, finden Sie nicht auch? «
    Nun ist es auch so, dass fremde Menschen mich auf der Straße anlächeln, und mir ist klar geworden, dass es nicht mit meiner fröhlichenAusstrahlung oder meiner Menschenfreundlichkeit zu tun hat, sondern dass die Leute mich vomAnwohnertreffen kennen. Sonderbares Gefühl, von allen so nett behandelt zu werden. Macht durchaus Spaß, eine Zeit lang berühmt zu sein– denn insgeheim möchte wohl jeder ein bisschen Ruhm, und zwar nicht nur die viel zitierten fünfzehn Minuten.
    Gestern war ich jedenfalls so damit beschäftigt, jedermann auf der Straße anzulächeln, dass ich nochmal hingefallen bin und mir meine armen alten Knie übel zugerichtet habe. Habe es geschafft, nach Hause zu humpeln, bin aber jetzt ziemlich beunruhigt. Ich sollte wohl zumArzt gehen, denn wenn etwas mit meinem Gleichgewichtssinn nicht stimmt, dann stimmt vielleicht was mit meinen Ohren nicht, in denen der Gleichgewichtssinn untergebracht ist. Im Grunde könnte ich allmählich selbst eineArztpraxis aufmachen, weil ich mich inzwischen mit sämtlichen möglichen Zipperlein auskenne, die imAngebot sind.
    Ich beschloss, mich eine Stunde hinzulegen, um mich von dem Schreck zu erholen. Und als ich nach meinemWasserglas griff, fiel mir auf, dass es auf demTischchen mit den Perlmuttintarsien stand, dessenVerschwinden ich David unterstellt hatte. Es fungiert seit Jahren als mein Nachttisch, war aber so mit Büchern vollgestapelt, dass ich es nicht mehr richtig erkennen konnte.
    Zum Glück habe ich das Ding David gegenüber nicht erwähnt! Und das, obwohl sich derTisch buchstäblich die ganze Zeit vor meiner Nase befunden hatte. Hatte plötzlich mehrVerständnis für den armen altenArchie und seine Einbildungen wegen der Brosche.
    16. November
    Endlich E-Mail von Louis! Er schreibt, seine Mutter habe erste Ergebnisse, aber er müsse länger bleiben, weil weitere Untersuchungen anstünden. » Fand unseren gemeinsamenAbend wunderbar. Denke ganz oft an dich « , schrieb er.
    Es hat wirklich etwas Irreales. Es ist vielleicht auch irreal. Ich meine, wenn jemand mir diese Geschichte von mir und Louis erzählen würde, dann würde ich sofort sagen, der Mann sei ein Seriencharmeur und man solle ihm keinWort glauben.Aber ich kann nichts dagegen tun. Ich glaube ihm.
    17. November
    Habe immer noch komische Schuldgefühle, wenn ich zumArzt gehe. Ich weiß, dass ich sein Honorar mit meinen Steuern bezahle, habe aber trotzdem das Gefühl (stammt vermutlich aus der Zeit vor dem Sozialstaat, ererbt von meinen Eltern), dass ich ihn nicht bemühen sollte, sofern ich nicht einen Gehirntumor oder ein kürbisgroßes Geschwür auf der Nase habe.
    DerArzt meinte, es sei alles in Ordnung, schlug mir aber vor, mein Gleichgewicht zu trainieren, indem ich beim Zähneputzen auf einem Bein stehe. Ich willigte ein, fiel aber beim erstenVersuch fast hin. Das Zähneputzen macht es so schwierig.Wenn ich ganz stillstehe, kann ich mich etwa dreißig Sekunden auf einem Bein halten, aber wenn ich gleichzeitig mit der Zahnbürste herumfuhrwerke– unmöglich. Ist wie dieserTrick, sich im Uhrzeigersinn den Bauch zu reiben und dabei den Kopf in die Gegenrichtung kreisen zu lassen. Eine

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