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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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Übung, die ich nicht nur Jack, sondern auch Gene beigebracht habe. Und die ich wiederum von meiner lieben Großmutter gelernt habe.
    Da ich nun andauernd herumpurzele, bin ich froh, dass ich meinTestament auf den neuesten Stand gebracht habe.Wenn ich keinTestament hätte und vom Baum fallen würde, wäre Jack mein Erbe, aber wenn er nun auch gerade sterben würde, dann bekäme der Staat mein ganzes Geld. (Das hört sich an, als hätte ich viel Geld, dabei habe ich kaum was, aber ich denke, das Haus ist einiges wert.)
    18. November
    Schöne Mail von Louis bekommen. Er schrieb: » Denke an dich … «, und endete mit den Worten, » große Umarmung. Louis «
    Aber ich habe wirklich keineAhnung, was da eigentlich passiert. Ich meine, was empfindet er überhaupt für mich? Komme mir ein bisschen vor, als wäre ichTeil einer Fantasie von ihm. Er fragt sich, ob ich einAuge auf ihn geworfen habe, weilArchie aus meinem Leben scheidet.Aber ich frage mich, ob Louis nicht einAuge auf mich geworfen hat, weil ich zu alt bin und deshalb als Partnerin gar nicht infrage komme. Ich kenne dieses Syndrom. Früher verliebten sich immer irgendwelcheTypen in mich, wenn ich gerade glücklich liiert war, und sobald ich dann verfügbar war, suchten sie dasWeite.
    Muss sagen, dass ich mir allmählich wünsche, Louis hätte das Ganze nicht vorangetrieben. Es ist so anstrengend, dauernd all dieseWünsche und Sehnsüchte nachArchie unterdrücken zu müssen, und dann kommt jemand an und beschwört genau diese Gefühle wieder herauf.
    Doch sosehr ich auch herumrationalisiere– es ändert gar nichts. Ich denke zu oft an Louis.
    Ich bin nun in einemAlter, in dem ich imstande sein müsste, mit so etwas umzugehen.Aber ich kann es nicht. SeitTagen fühle ich mich komisch und bin völlig durcheinander und weiß nicht mehr, ob es mit Louis oderArchie zu tun hat oder weil ich auf einen Baum klettern soll oder weil Jack und Chrissie und Gene mir so sehr fehlen. Ich habe mir selbst schon so oft » reiß dich zusammen « zugeschrien, dass es rein gar nichts mehr nützt.
    20. November
    Wegen Donner aufgewacht, und nun schüttet es wie aus Eimern. Die aufmunternde Schlagzeile des heutigen » Hetzkurier « lautet: » MENSCHHEIT ZUM UNTERGANG VERURTEILT DURCH REAKTORUNFALL ! Kein Zurück zur Normalität, sagen Wissenschaftler. «
    Bin trotz Regen raus zum Zeitungsladen, um mir einen Kalender fürs nächste Jahr zu kaufen. Stand in der Schlange an und regte mich so über die Frau vor mir auf, die umständlich ihr Kleingeld abzählte, dass ich meinen Geldbeutel nicht zur Hand hatte, als ich selbst mit Bezahlen dran war. Dann fand ich ihn nicht in der Hast, klopfte meineTaschen ab, leerte meine Handtasche auf demTresen aus und brachte so die Leute hinter mir auf die Palme. Die waren natürlich nun genauso sauer auf mich wie ich zuvor auf die andere Frau. Ich entschuldigte mich wortreich, aber das nützte auch nichts mehr.
    Komplett kopflos hastete ich nach draußen und war so erpicht darauf, möglichst schnell wegzukommen, dass ich die Kapuze meiner Jacke nicht aufsetzte, obwohl es in Strömen goss. Schließlich fand ich Schutz unter einer Markise, unter die sich auch schon andere Leute geflüchtet hatten, und versuchte, mich zu sortieren. Ich stellte meineTasche ab, knöpfte meine Jacke zu und zog mir die Kapuze über den Kopf. Die natürlich inzwischen vollerWasser war, was ich nicht bedacht hatte, so dass ich klatschnass wurde. Ich konnte mich nur mit Mühe davon abhalten, den bärtigen Männern, die sich vor der Moschee anstellten,Verwünschungen ins Gesicht zu schreien. Da das aber wohl nicht allzu gut angekommen wäre, konzentrierte ich mich stattdessen darauf, so fest wie möglich die Zehen zusammenzukneifen.Was in meinemAlter ziemlich wehtut, das kann ich euch sagen.
    Und da ich ja nun mal in England war, blickten alle starr geradeaus und taten so, als hätten sie nichts bemerkt.
    24. November
    Bin völlig aus dem Häuschen, weil Louis unerwartet anrief und sagte, er käme heute Nachmittag aus Oxford, eigens, um mich zu treffen. Ich werde ihm also bei mir einen Happen zu essen machen, und dann wollen wir in Burnham Beeches spazieren gehen, der nächstgelegenen ländlichen Umgebung. Habe dasWohnzimmer aufgeräumt, wobei ich noch ein paar Bücher herumliegen ließ, um nicht wie eine zwanghafte Ordnungsfanatikerin zu erscheinen. Sichtbar sind jetzt noch derAuktionskatalog von Christie’s mit meinen Bildern, weil ich mir dachte, das würde uns Gesprächsstoff

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