Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!
ChickenTeriyaki dort leider total lecker ist.
Auf dem Rückweg feierten Penny und ich dieTatsache, dass wir beide in Shepherd’s Bush wohnten. Es ist nicht nur ein Multikulti-Viertel– das heißt, Menschen aus aller Herren Länder leben hier in scheinbar größer Harmonie zusammen–, sondern es ist auch eines der wenigenViertel, in denen es im Sommer unglaublich grün ist. Jede Straße ist von hohen Bäumen gesäumt, und am Ende unserer Straße gibt es auch einen kleinen Park mit einer riesigen uralten Platane und einer wunderschönen Robinie.Wenn man vor meinem Haus steht, dieAugen zusammenkneift und zu diesem Pärkchen hinüberschaut, kann man sich einbilden, man sähe ein Gemälde von Poussin.
» Aber den kennt heute niemand mehr « , wandte Penny ein, als ich diesen Gedanken äußerte.
Ich dachte darüber nach, ob ich nicht denVersuch machen sollte, dieses eigenartig romantische Stückchen Stadtlandschaft zu malen.
Habe eine glückliche Stunde mit der erneuten Lektüre von Tagebuch einer Lady auf dem Lande von E.M.Delafield zugebracht.
Das war wahrhaftig eine begnadeteTagebuchschreiberin!
19. Februar
Heute habe ich mir ein Herz gefasst und Sylvie angerufen,ArchiesTochter. Ich mag Sylvie wirklich gerne, und wir lachen viel zusammen, aber ich bin mir nie ganz sicher, ob sie mich auch wirklich mag. Denn ich kann mir kaum vorstellen, dassTöchter– auch erwachsene– neue Frauen im Leben ihrerVäter gutheißen können. Zum Glück hattenArchie und ich ihr vonAnfang an versichert, dass wir nicht heiraten wollten, was für eine merklich entspanntere Stimmung sorgte. Ich glaube, Sylvie fürchtete insgeheim, dassArchie seine Millionen (viele sind es nicht, aber das Landhaus ist wohl schon einVermögen wert) nicht ihr, sondern mir vermachen würde.
Jedenfalls gehen Sylvie und ich sehr manierlich miteinander um.Aber ob uns das dabei helfen würde, über den geistigenVerfall ihresVaters zu sprechen? Schwer zu sagen. Und sie wargarantiert nicht versessen darauf, von jemandem wie mir zu hören, dass ihrVater im Begriff war, denVerstand zu verlieren.
Wir tauschten die üblichen Höflichkeiten aus, dann sagte ich: » Ich wollte mich mal melden, weil ich mir ein bisschen Sorgen um deinenVater mache. « Ich glaube, ich habe mein ganzes Leben lang noch nie einen so erwachsenen Satz von mir gegeben. Normalerweise fühle ich mich wie acht, fünfundvierzig oder dreiundfünfzig oder sonst was, nur nicht so alt, wie ich wirklich bin.Aber als ich mich diesen ernsthaften Satz sagen hörte, fühlte ich mich komplett wie fünfundsechzig. Oder wie neunzig. Ich hatte sogar die Stimme gesenkt, um meinenWorten mehr Gewicht zu verleihen.
» Wieso, was ist denn mit ihm? « , fragte Sylvie, und ich fand, sie klang argwöhnisch.
» Er kommt mir in letzter Zeit ziemlich vergesslich vor « , gab ich zurAntwort.
» Na, das ist doch keinWunder! « , erwiderte sie gereizt. » Er ist fünfundsiebzig.Alte Menschen werden nun mal vergesslich. Das passiert dir doch bestimmt auch, oder nicht? «
» Es ist aber anders, Sylvie. « Ich sprach ihren Namen aus, um meinenWorten noch mehr Nachdruck zu geben. » Es ist sogar Mrs Evans aufgefallen. «
» Also, auf Mrs Evans solltest du keinesfalls hören. Die ist doch völlig plemplem! Und damit nicht genug: Gestern hat meinVater angerufen und mir erzählt, dass sie eine Brosche von dir gestohlen hat. Sie hat offenbar nicht mehr alleTassen im Schrank. So etwas würde sie nie tun, wenn sie nicht denVerstand verloren hätte. «
» Nein, sie hat keine Brosche gestohlen « , erwiderte ich geduldig. » Ich glaube, deinVater hat da etwas durcheinandergebracht. Du solltest wirklich mal mit ihm zumArzt gehen, damit der sich einen Eindruck verschaffen kann. «
» Wir haben eine Ärztin! « , sagte Sylvie pampig.
Ach du liebes bisschen. Früher, in meiner Jugend, gab es vorwiegend männliche Ärzte; deshalb passiert es mir immer noch, dass ich vergesse, die weibliche Form hinzuzusetzen.Außerdem ist es kompliziert und manchmal auch albern. (Neulich habe ich zum Beispiel über einen Killer gesprochen und dann » oder eine Killerin « gesagt, weil ich nicht von Frauen wie Penny– oder auch Sylvie– als sexistisch bezeichnet werden wollte.)
Doch Sylvie war offenbar auch aufgebracht wegen meiner Bemerkungen überArchie. Sie räumte zwar ein, dass Harry, ihr Mann, eine ähnliche Befürchtung geäußert hatte, fügte aber sofort hinzu, dass sie ihrenVater ja wohl am besten kenne und dass auch die Ärztin gar
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