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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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bisschen gemein vor, deshalb dankte ich ihr besonders herzlich, als ich sie zurTür brachte. Ich schaute ihr noch nach, wie sie mit ihrem Klemmbrett und ihrem Stock davonhinkte, und kroch dann ins Bett, um mich endlich auszuruhen.
    6. Juli
    Sehe zwar immer noch ziemlich eigenartig aus, habe jedoch beschlossen, Sylvie bei der Suche nach einem geeigneten Pflegeheim fürArchie zu begleiten. Mrs Evans bleibt tagsüber bei ihm, und Harry, Sylvies Mann, ist auf Geschäftsreise. Ich fand es ziemlich rührend, dass Sylvie mich um Beistand bat.
    Obwohl ich sie ausgiebig vorgewarnt hatte, dass ich mit Sonnenbrille undTüchern antreten würde, um meine Blutergüsse zu verbergen, wirkte Sylvie etwas schockiert, als sie mich empfing. Sie versicherte mir aber höflich, in ein paarWochen würde ich bestimmt großartig aussehen. Danach zeigte sie mir ein paar Prospekte und berichtete, dass keines der Heime, die sie bislang besichtigt hätte, infrage käme. Es blieben nur noch zwei übrig, und eines davon wollten wir uns jetzt anschauen. Es hieß » ResidenzAbendlicht « , gehörte zu einer amerikanischen Kette und war in demTeil von Devon gelegen, der immer als » sanfte Hügellandschaft « bezeichnet wird.
    Die ResidenzAbendlicht erwies sich als beängstigend nobel und bombastisch. Es gab einen See, einenWald, einen riesigen Parkplatz für Besucher (auf dem hauptsächlich SUV s aus der Stadt standen) und sogar ein Café und einen Spielraum im Empfangsbereich für Familien mit Kindern. Das Ganze erinnerte an eine dieser Landhaus-Schönheitsfarmen, die in den Siebzigern so angesagt waren; ich hatte mal bei einerVerlosung einen einwöchigenAufenthalt in so einem Ding gewonnen, und Penny hatte damals witzelnd gesagt: » Erster Preis: eineWoche in Luxus-Schönheitsfarm. Zweiter Preis: zweiWochen. « Die ResidenzAbendlicht bestand jedenfalls aus drei Gebäuden. Eines hieß » Haus Nachmittag « , und dort liefen jede Menge Leute in normaler Kleidung herum, die den Eindruck erweckten, als könne man sich mit ihnen unterhalten.Was wir aber beide nicht versuchten, weil wir zu nervös und verstört über dasAmbiente waren, um zu sprechen.
    Dann gab es » HausAbend « , einen lang gestreckten, zweistöckigen Bau mit Blick auf den See. Und schließlich » HausAbenddämmerung « , der Palliativpflege vorbehalten. Das war ein tristes von Kiefern umgebenes Gebäude mit wenigen Fenstern; es war einstöckig, für den Fall, dass jemand sich urplötzlich aus dem Fenster stürzen wollte.Wobei die meisten dort wohl dazu gar nicht mehr im Stande waren.
    In den Häusern wurde uns plötzlich bewusst, wie erstickend heiß es überall war.
    » Warum herrschen hier solche tropischenTemperaturen? « , fragten wir eine der Schwestern.
    » Unsere Gäste haben häufig keinen innerenThermostat mehr « , antwortete sie. » Hyperthermie. «
    Sylvie und ich sahen uns an.Wie ich schon sagte, es war nirgendwo kälter als inArchies Haus.
    Wir besichtigten eines der Zimmer, in denen auchArchie untergebracht sein würde. Hätte schlimmer sein können. Es war hell und mit einem hohen Bett mit vielen Hebeln ausgestattet, vermutlich für die Zeit, wenn er bettlägerig wurde und es selbst bedienen musste. Ferner ein hübscher Sessel und ein Stuhl für Besucher, ein Fernseher. Durch eine Doppeltür konnte man hinausgehen in einen kleinen von einer Mauer umgebenen Garten, bestückt mit roten und weißen Blumen, die aussahen, als hätte man sie erst an diesem Morgen gepflanzt. Sichtlich keine Calibans von der » Blütenpracht « -Gärtnerei.
    » Was denkst du, Marie? « , fragte Sylvie, als wir aufbrachen. » Es ist schon trist, ich weiß, aber wenigstens ist es auf dem Land. Macht auch einen gut geführten Eindruck. Und das Personal wirkt sehr freundlich. «
    » Finde ich auch « , antwortete ich. » Es ist schon Klassen besser als die meistenAltersheime, die ich bislang zu Gesicht bekommen habe. « Ich erinnerte mich an einen Besuch bei meinerTante. In dem Heim hatte es überall nach Urin gerochen, und an ihre Stühle geschnallte alte Männer hatten nach ihren Müttern geschrien. » Wenn du dir das hier leisten kannst, ist es sicher das Beste, was man kriegen kann. DieAussicht ist jedenfalls sehr schön. «
    » Das andere Heim können wir uns sparen, denke ich « , sagte Sylvie. » Das hier ist bislang mitAbstand das beste. Und ich hab schaurige Orte gesehen, das sage ich dir! «
    Ich legte auch keinenWert darauf, mir das andere Heim noch anzuschauen, vor allem da ich

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