Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
Vom Netzwerk:
wie er immer war, hätten Sharmie und Brad ihm förmlich aus der Hand gefressen. Ich schüttelte traurig den Kopf.
    Nun musste ich das allein hinkriegen.

Juli
    2. Juli
    Sonderbar, was für Gesprächsfetzen man in den Straßen von London aufschnappt.Weil man den ganzen Zusammenhang nicht mitkriegt, hören sie sich oft völlig absurd an.Als ich vom Entfernen der Klammern zurückkehrte– hat kein bisschen wehgetan, und danach fühlte ich mich deutlich weniger wie das Ungeheuer aus der schwarzen Lagune–, kam ich vor meinem Gartentor an einem Mädchen vorbei, das mit munterem Lächeln zu ihrer Freundin sagte: » Jetzt weiß ich wenigstens, wie es ist, vergewaltigt zu werden… «
    5. Juli
    Hab mich endlich aufgerafft, Unterschriften für die Petition zu sammeln. Marion wollte mich begleiten und erschien in langem Jeansrock und merkwürdigem Stricktop. Sie hatte ein Klemmbrett dabei und ging am Stock. Stellte sich heraus, dass sie gestern von einer Leiter gefallen war. Es regnete in Strömen.
    » Du kannst sicher nicht weit gehen, und ich bin immer noch nicht fit wegen der OP « , sagte ich. » Wir werden bestimmt nicht viele Unterschriften ergattern. «
    » Ach, weiß nicht « , erwiderte Marion unverdrossen. » Die Leute haben bestimmt Mitleid mit uns.Wir können die ›Wir sind furchtbar alt‹-Trumpfkarte ausspielen. «
    Da ich soeben ein kleinesVermögen für ein Facelifting ausgegeben hatte (oder es zumindest tun würde, wenn meine Bilder verkauft wurden), stand mir nicht der Sinn danach, ausgerechnet diese Karte auszuspielen.Aber ich schwieg dazu, und wir zogen los.
    Erstaunlicherweise hatten wir binnen anderthalb Stunden an die fünfzig Unterschriften beisammen. Die Leute waren sehr erpicht darauf zu unterschreiben, vor allem, nachdem sie verstanden hatten, dass wir ihnen nichts verkaufen wollten, und ich wunderte mich, wie viele jüngere Leute an einem Montagnachmittag zuhause waren anstatt amArbeitsplatz.Vielleicht ist doch was dran an den Meldungen vom » Hetzkurier « . Danach waren wir beide erschöpft und gingen zu mir, um eineTasseTee zu trinken. Und da legte Marion los. (Sie ist so ein lieber, warmherziger Mensch, aber wenn es einen Doktortitel für Jammern gäbe, dann hätte sie ihn auf jeden Fall verdient.)
    » So vieleArbeitslose « , seufzte sie, als wir uns setzten. » Was ist nur aus derWelt geworden? Es ist zumVerzweifeln.Wusstest du, dass wir eine halbe MillionArbeitslose haben und so vieleAlleinerziehende? Die Frauen werden schwanger, damit sie eine Sozialwohnung und das Kindergeld kriegen, aus keinem anderen Grund. Und dann geben sie es für Drogen aus. «
    Ich wartete darauf, dass dasWasser kochte, während Marion fortfuhr: » Ganz ehrlich, die Leute können sich heutzutage auf gar nichts mehr konzentrieren, es ist einfach schlimm.Wenn wir erst mal tot sind, liest bestimmt keiner mehr ein Buch. Nur noch dieses Facebook undTwitter, weiß der Himmel, wie das ganze Zeug heißt, keinWunder, dass sie in den Straßen randalieren, sie haben ja nichts zu tun und sind total materialistisch… «
    » Lass uns die Unterschriften zählen « , sagte ich entschieden. » Und wir können uns glücklich schätzen, dass drei von denen versprochen haben, in ihremWohnblock selbst welche zu sammeln. «
    » Ist es nicht traurig, dass sich heutzutage keiner mehr für irgendwas engagieren will? « , redete Marion unbeirrt weiter. » Früher haben wir ständig demonstriert und Petitionen verfasst und versucht, dieWelt zu retten, und heute können die Leute nicht mal was unterschreiben, was man ihnen unter die Nase hält. Haben wahrscheinlichAngst.Wenn ich daran denke, wie wir in den Siebzigern waren, so voller Hoffnung, dass wir mit Liebe und Frieden dieWelt verändern könnten, und nun schau dir das an… « Sie schüttelte trübsinnig den Kopf.
    » Ach, na ja, wir sind ja sowieso alle bald tot « , sagte ich beruhigend. Ich kann das nicht mal bei der lieben Marion ertragen, wenn sich jemand über die guten alten Zeiten auslässt. » Oder wir werden von einer Seuche dahingerafft. Oder von einerAtombombe vernichtet. Oder das Internet bricht zusammen, was dann das Ende unserer bestehenden Zivilisation wäre. Damit wäre doch dann alles geregelt, nicht wahr? Schau dir die Kultur der alten Ägypter an. Spurlos vom Erdboden verschwunden. «
    » Oh, sag so was nicht! « , erwiderte Marion.
    DieVorstellung vomWeltuntergang erschütterte sie so sehr, dass sie dieTischkante umklammerte und den Mund hielt. Ich kam mir ein

Weitere Kostenlose Bücher