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Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt!

Titel: Nein! Ich möchte keine Kaffeefahrt! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V Ironside
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gehört hatte– dazu war ich ein bisschen durchsWohnzimmer getanzt, um mir Mut zu machen, wie diese Maori-Rugbyspieler–, begab ich mich mit einer Schere und dem wackligen Klappstuhl in den Garten. Ich ging bis ans Ende, stellte den Stuhl an die Mauer, kletterte darauf, zog den Stuhl nach oben und ließ ihn auf der anderen Seite wieder hinab. Dann stellte ich mich drauf, stieg hinunter und schlich mit pochendem Herzen zu dem Baum, an dem dasWindspiel hing. Ich hätte mir natürlich haufenweiseWatte mitnehmen sollen, um die Laute zu ersticken, aber da ich ein Glas zu viel intus hatte und das Ganze eine Spontanaktion war, musste ich das Ding jetzt in meinen Rock wickeln. Danach stieg ich wieder auf den Stuhl und trat dabei prompt auf Pouncer, der mir gefolgt war, um nichts zu verpassen. Ich schrie auf, Pouncer gab ein schrilles » Miauuu! « von sich, und mein Fuß brach mit lautem Krachen durch die Sitzfläche des Stuhls.
    Ich sage euch, als Einbrecherin bin ich eineVollniete. Nur weil es nachts in Shepherd’s Bush so viel Krach und so viele Schreie gibt, kam niemand angelaufen, um die Ursache zu erkunden.
    Irgendwie gelang es mir, die belastenden Überbleibsel des Stuhls einzusammeln und über die Mauer zu werfen und durch dieVorgärten in mein Haus zurückzukehren.Wo ich, angetrunken und vorAngst schweißüberströmt, überlegte, was ich nun mit demWindspiel machen sollte. Da ich fürchtete, entlarvt zu werden, wenn ich es in meine Mülltonne warf oder im Haus behielt, umwickelte ich es mit Isolierband, schlich aus dem Haus und über die Straße und warf es in die große Mülltonne von Pfarrer EmmanuelsWerkstatt-Kirche.
    Zitternd legte ich mich ins Bett und rechnete damit, jeden Moment ein Klopfen an derTür zu hören und von Polizisten verhaftet und in Handschellen gelegt zu werden. Ich sah schon förmlich die Schlagzeile des » Hetzkurier « vor mir, ergänzt durch ein unscharfes Bild von einer Überwachungskamera, auf der man mich im Nachthemd sieht, wie ich verstohlen dasWindspiel in die Mülltonne werfe. DerText dazu würde dann lauten: » DIEBISCHE RENTNERIN STIEHLT WINDSPIEL ! Die 65-jährige Marie Sharp, von Nachbarn als wertvolles Mitglied der Gemeinde beschrieben, führt ein Doppelleben wie Jekyll und Hyde. Am Tage eine friedliebende pensionierte Kunstlehrerin treibt sie nachts ihr Unwesen im Viertel und stiehlt Gartendekor. › Sie hatte ein Facelifting ‹ , sagt eine Nachbarin, die nicht genannt werden möchte. › Vielleicht hat das ihr verrücktes Verhalten ausgelöst. ‹ Die Polizei verhört Marie Sharp auch im Fall des aus einem Hospizgarten verschwundenen Gartenzwergs … «
    Bin wieder aufgestanden, es ist drei Uhr nachts (Beginn der Sorgen-Zeit), und ich wünsche mir inständig, ich hätte das nicht getan.Aber jetzt ist es natürlich zu spät. Ich kann dasWindspiel nicht aus der Mülltonne klauben, es vom Isolierband befreien, erneut über die Mauer klettern und es wieder aufhängen. Zumal mir nun mein treuer Stuhl nicht mehr zurVerfügung steht.
    Ist das nicht furchtbar, wenn man etwas Schlimmes tut und es nicht mehr rückgängig machen kann? Die Last der Schuld! Fühle mich so schlimm, dass ich am liebsten im Schlaf das Zeitliche segnen würde.
    4:00
    Während ich schrieb, hörte ich plötzlich von irgendwoher Soul-Musik. Das konnte ja wohl nicht wahr sein!Wer hörte denn um diese Uhrzeit so laut Musik! Unglaublich. Ich versuchte, es zu überhören, aber es gelang mir nicht, und ich schleppte mich schließlich nach draußen, um festzustellen, wo der verfluchte Lärm herkam.
    Als ich mich der Küche näherte, wurde die Musik immer lauter– und dann merkte ich, dass ich den CD -Player angelassenhatte, der nun immer wiederAretha Franklin spielte. Ich brach in Gelächter aus, stellte ihn ab und stolperte zurück ins Bett.
    9. Juli
    Nichts von den Nachbarn gehört wegen desWindspiels, aber als ich heute aus dem Haus ging, kam Sharmie auch gerade heraus, und es war zu spät, um zurückzuweichen. Ich lächelte verkrampft und lief dabei rot an. Sie erwiderte das Lächeln, kombiniert mit einem wissenden Zwinkern. Ich bin aufgeflogen, dachte ich. Sie lächelte nur, weil sie längst die Polizei informiert hatte, die jetzt jeden Moment hier aufkreuzen würde. Und ihrAnwalt-Gatte war schon dabei, Beweise zu sammeln, um mich hinter Gitter zu bringen. Ich bemerkte ihren mitleidigen Blick, weil sie wusste, dass dies meine letzten Minuten auf freiem Fuße waren.Vielleicht bereute sie sogar kurz ihr

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