Nein sagen und trotzdem erfolgreich verhandeln: Vom Autor des Harvard-Konzepts (German Edition)
oder etwas anderes. Nein verleiht Ihnen Einzigartigkeit und definiert Ihre Persönlichkeit, durch die Sie die Welt bereichern.
Weil wir mit unserem Nein unsere Macht zum Ausdruck bringen, übertreiben wir es damit manchmal, weshalb der Eindruck entstehen kann, dass wir unser Gegenüber angreifen wollen. Oder wir sind zu zurückhaltend, zögerlich und leise mit unserem Nein, sodass wir gar nichts erreichen. Die Herausforderung besteht darin, genau den richtigen Ton zu finden. Wie können Sie Ihr Nein selbstbewusst vertreten, ohne aggressiv zu wirken?
Lassen Sie Ihr Nein fließen
Die Lösung besteht darin, etwas einzusetzen, das man als Ihr natürliches Nein bezeichnen könnte. Ein natürliches Nein ist einfach und geradeheraus. Es fließt wie selbstverständlich und fast mühelos aus Ihrem Ja. Als meine Tochter Gabriela noch klein war, beherrschte sie diese Form des Neins perfekt. Es kam ihr über die Lippen, als sei es die natürlichste Sache der Welt. »Nein, ich will jetzt nicht reden, Papa. Ich spiele gerade. Kann ich jetzt gehen?« Auch wenn ich 5 000 Meilen entfernt im Dschungel saß und zuvor viele Meilen gewandert war, nur um ein Telefon zu finden und mit ihr zu reden, auch wenn ich ungefähr ein Dutzend Mal versucht hatte, eine Verbindung zu bekommen: Ihr Nein war dermaßen natürlich, dass es mich jedes Mal vollkommen entwaffnete. Es war durchsichtig, angstfrei, unverdorben durch Zorn. Es war ehrlich, sauber und sachlich.
Je älter wir werden, umso komplexer werden unsere Emotionen und Motivationen. Wir entwickeln ein besseres Gespür für die möglichen Konsequenzen, sodass es uns schwerer fällt, Nein zu sagen. Aber wenn Sie der Methode des positiven Neins bis hierhin gefolgt sind, haben Sie das Schwierigste gewissermaßen schon hinter sich. Sie haben die wichtige Vorbereitungsarbeit bereits geleistet. Sie sind wie ein Leistungssportler, der hart trainiert hat. Und nun ist es an der Zeit, den Lohn für diese harte Arbeit zu ernten.
Lassen Sie Ihr Nein fließen. Lassen Sie es aus dem Ja fließen, das Sie enthüllt haben. Lassen Sie es aus der Macht fließen, die Sie entwickelt haben. Lassen Sie es aus dem Respekt fließen, den Sie dem anderen entgegenbringen. Wenn Sie das beherzigen, wird Ihr Nein klar, engagiert und rein sein.
Lassen Sie es aus Ihrem Ja fließen
Das vielleicht Wichtigste, das Sie im Kopf behalten müssen, wenn Sie Nein sagen, ist Ihr Ja – Ihr Hauptinteresse, Ihr Kernbedürfnis, der Wert, den Sie schützen wollen. Denken Sie daran, dass Nein nur eine andere Art des Jasagens ist .
In der folgenden Episode erleben Sie, wie eine Mutter für die besonderen Bedürfnisse ihres Kindes eintritt, als seine Lehrerin verlangt, dass es einen bestimmten Kurs aufgibt:
Lehrerin: Tut mir leid, Mrs. Taylor, aber Courtney kann den Literaturkurs nicht länger besuchen. Sie gehört einfach nicht hierher.
Mutter (in sachlichem Ton) : Nein. Courtney hat das Recht, genauso wenig ausgeschlossen zu werden wie ihre Mitschülerinnen. Wir werden einen Weg finden müssen, damit es funktioniert.
Lehrerin: Aber sie kann einfach nicht Schritt halten.
Mutter: Sie hat in der Tat einige Schwierigkeiten, aber ich versichere Ihnen, dass sie die anfallenden Aufgaben erledigen wird.
Lehrerin: Aber gerade die haben Courtney neulich doch so aus der Fassung gebracht.
Mutter (ruhig und fest) : Sie hat sich deshalb so aufgeregt, weil ihr gesagt wurde, dass sie in diesem Kurs nichts zu suchen habe.
Courtney blieb in dem Kurs und sie erledigte ihre Aufgaben.
Das Nein der Mutter floss natürlich aus ihrem Ja – aus ihrem Wunsch, dass ihr Kind sich zugehörig fühlte. Die Mutter griff die Lehrerin nicht an. Sie vermied Äußerungen wie: »Wenn Sie meiner Tochter sagen, dass sie in diesem Kurs nichts zu suchen hat, dann diskriminieren Sie sie!« Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, Courtneys Recht zu schützen, genau wie ihre Schulkameraden am Kurs teilzunehmen. Die Mutter sprach kein Machtwort, sie schlug nicht mit der Faust auf den Tisch, sondern trat entschieden für ihr Kind ein.
Wie dieses Beispiel deutlich macht, ist ein natürliches Nein keine rigide und unbeugsame Position, sondern vielmehr eine feste Haltung, die als organische Konsequenz aus Ihren Interessen erwächst. Denken Sie daran: Sie nutzen nur die Klarheit, Genauigkeit und Macht eines Neins, um Ihrem Gegenüber zu vermitteln, was wirklich für Sie zählt und wozu Sie Ja sagen.
Stellen Sie sich Ihr Nein nicht als Mauer, sondern vielmehr als
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