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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tieres nicht einmal einen Kratzer hinterlassen hatten.
    Trotzdem untersuchte Andrej Hals und Wangen des Mannes sorgfältig, was dieser auch klaglos geschehen ließ, bis er schließlich mit einem zufriedenen Nicken wieder zurücktrat. »Du hast Glück gehabt.«
    »Das hatte nichts mit Glück zu tun«, behauptete Abu Dun.
    »Sondern?«
    »Sie waren gut vorbereitet.«
    »Du solltest dir lieber genau überlegen, was du …«, begann Ali, doch Hasan nickte traurig und sagte: »Das ist wahr. Auf alles.«
    »Also hast du
gewusst
, dass das passieren würde?«, fragte Andrej.
    »Nein«, antwortete Hasan. Andrej spürte, dass es die Wahrheit war. »Aber ich kenne Ayla. Mir war nicht klar, dass sie so weit gehen würde, aber sehr wohl, dass sie versucht, uns aufzuhalten.«
    »Und es wird ihr gelingen, wenn wir noch lange hier herumstehen und reden«, pflichtete ihm Abu Dun bei. »Wir müssen weiter.«
    Wie um seinen Worten das nötige Gewicht zu verleihen, raschelte es nun in einem anderen Gebüsch. Einer der Assassinen schleuderte etwas Kleines und Glitzerndes, und die Bewegung hörte auf.
    »Zuerst müssen wir uns um diese Tiere kümmern«, protestierte Andrej. »Wenn sie einen Menschen anfallen und beißen, ist die gesamte Stadt in Gefahr.«
    »Das wird nicht nötig sein«, sagte Ali. »Hast du nicht gerade selbst gesagt, dass sie sterben?«
    »Und was, wenn auch nur ein Einziges übrigbleibt?«
    »Dieses Risiko müssen wir eingehen«, entschied Hasan. »Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät, um das Schlimmste zu verhindern. Aber wenn es uns nicht gelingt, dann ist das unser geringstes Problem, glaub mir.«
    Andrej sah ihn durchdringend an, aber er suchte vergebens nach einer verräterischen Spur in seinem Blick.
    Er glaubte ihm.
    Aber gerade das war das Schlimme.

Kapitel 17
    Es war jetzt nicht mehr weit bis zu ihrem Ziel, wie ihm allein die Körpersprache ihres unfreiwilligen Führers verriet. Aus einem Grund, den er selbst nicht benennen konnte, hielt er Abstand zu Kasim, doch er beobachtete ihn aufmerksam. Kasim wandte das Gesicht stets von ihm ab (war es wirklich nur Zufall?), sodass er seine Miene nicht sehen konnte, doch seine Bewegungen schienen mit jedem Schritt fahriger zu werden, und Ali musste allein auf dem letzten Dutzend Schritte zweimal zugreifen, als er ins Stolpern geriet und zu fallen drohte.
    Statt jedoch weiteren Atem mit Fragen zu verschwenden, auf die er ohnehin keine Antworten bekommen würde, ließ er seinen Blick nur aufmerksam in die Runde schweifen. Es war zu still, und der Tag war zu dunkel, als hielte die ganze Stadt den Atem an und duckte sich angstvoll in Erwartung eines drohenden Unheils.
    Er hatte es nur für eine Redensart gehalten, aber offenbar gab es in dieser Stadt tatsächlich tausend Kirchen. Kaum eine der schmalen Gassen, durch die sie nun gingen, in der es nicht irgendeine Art von Gotteshaus gab, kein Platz, an dem nicht eine Kirche oder eine Kapelle stand, und ganz gewiss kein Viertel, über dessen Dächer sich nicht Kirchtürme gleich mahnend ausgestreckten Fingern erhoben, die zum Himmel wiesen, um die Menschen auch keinen Augenblick lang vergessen zu lassen, woher die Macht stammte, die sie vor mehr als tausend Jahren erschaffen hatte. Er war nicht einmal überrascht, als Kasim schließlich genau eine dieser zahllosen Kirchen ansteuerte und eine deutende Geste machte, auch wenn man schon genau hinsehen musste, um sie zu erkennen, so schwach, wie er mittlerweile war.
    »Dort«, murmelte Kasim. »Ich glaube, sie ist … dort.«
    »Bist du sicher?«, fragte Ali zweifelnd, doch es war Hasan, der mit einem heftigen Nicken antwortete, nicht Kasim. Andrej war nicht einmal sicher, ob er die Worte überhaupt verstanden hatte. »Ja, er ist sicher«, sagte Hasan scharf. »Und ich bin ein alter Dummkopf, genau wie du! Wir hätten uns denken können, dass sie hierher geht! Immerhin habe ich ihn hier gefunden.«
    Andrej sah ihm an, dass er noch mehr sagen wollte, als er sich ganz zu Kasim umwandte, doch dann lächelte er nur milde. »Es ist gut«, sagte er mit traurigem Blick. »Von hier an gehen wir allein weiter.«
    »Aber ich kann sie finden und –«
    »Das können wir auch«, unterbrach ihn Hasan sanft. »Der Weg ist zu anstrengend für dich, das weißt du. Und ich habe schon viel zu viel von dir verlangt, mein Freund. Bleib hier und ruh dich ein wenig aus. Wir werden deine Hilfe noch nötig genug haben.«
    Er sah Ali an, und der Assassinen-Hauptmann wandte sich seinerseits an einen

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