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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Antwort, und gerade, als Abu Dun offensichtlich etwas gefunden hatte, mit dem er die Stimmung noch ein bisschen mehr verschlechtern konnte, ging die Tür auf, und ein halbwüchsiger Knabe in abgerissenen Kleidern und mit schmutzigem Gesicht kam herein. Wenn ihm die sonderbare Zusammenstellung der Gäste hier drinnen auffiel, dann ließ er es sich nicht anmerken – vielleicht war sie ja auch gar nicht so außergewöhnlich –, sondern strebte mit ausgreifenden Schritten den Tisch an, an dem Don Corleanis mittlerweile saß. Er hielt sich auch nicht mit einer Begrüßung auf, sondern begann mit gedämpfter, aber sehr aufgeregter Stimme und von heftigem Gestikulieren begleitet auf den fetten Schmuggler einzureden, so schnell, dass Andrej kaum etwas verstand.
    Es dauerte nicht lange. Ganz gegen seine sonstige Art unterbrach ihn Corleanis nicht ein einziges Mal, sondern runzelte nur ein paarmal fragend die Stirn und nickte dann lediglich. Er wirkte zufrieden, gab dem Jungen eine kleine Münze und entließ ihn mit einer Geste, mit der Andrej vielleicht ein lästiges Insekt verscheucht hätte.
    »Etwas Neues?«, fragte Ali, noch bevor der Junge die Tür hinter sich geschlossen hatte. Er wollte aufstehen, doch Don Corleanis kam ihm zuvor, indem er mit ganz erstaunlicher Behändigkeit aufsprang und herangewatschelt kam.
    »Das weiß ich noch nicht«, antwortete er. »Aber es könnte sein. Was der Junge erzählt, gibt Anlass zu einer gewissen Hoffnung.«
    Alis Reaktion bestand darin, einem der beiden Assassinen hinter sich einen knappen Wink zu geben, woraufhin dieser auf dem Absatz herumfuhr und dem Jungen folgen wollte. Doch Corleanis vertrat ihm rasch den Weg. »Das wird nicht nötig sein. Der Junge ist nur ein Bote. Er weiß nichts.«
    »Davon überzeuge ich mich lieber selbst«, sagte Ali. Auf ein weiteres, angedeutetes Nicken hin schob der Assassine Corleanis kurzerhand aus dem Weg und eilte zur Tür. Corleanis blickte ihm mit finsterer Miene nach und schwieg, und auch ansonsten rührte sich niemand, doch Andrej entging nicht, dass sich etwas änderte. Nicht zum Guten.
    »Ganz wie Ihr wollt, Hauptmann«, krächzte Corleanis schließlich. »Aber es ist vergebene Mühe. Und nicht sehr klug.«
    »Warum?«
    Corleanis zog sich den letzten freien Stuhl am Tisch heran und ließ sich ächzend darauf nieder, bevor er antwortete. »Ich kenne die Menschen in dieser Stadt, Hauptmann«, sagte er. »Und sie kennen mich. Sie würden mich nicht belügen. Aber sie mögen es gar nicht, wenn man sie erschreckt oder sie einzuschüchtern versucht.«
    »Willst du mir drohen?«, fragte Ali.
    »Mein Schwager hat den Jungen geschickt«, erwiderte Corleanis, ohne auf seine Frage zu reagieren. »Er hat getan, worum ich ihn gebeten habe, und sich in der Stadt umgehört. Es gibt … gewisse Gerüchte.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Wüsste ich Genaueres, dann wären es keine Gerüchte mehr, nicht wahr?«, gab Corleanis zurück. »Aber man sagt, es hätte einen Überfall am Fluss gegeben, und ein alter Mann und ein Mädchen wären entführt worden.«
    »Und das sagt dein Schwager?«, fragte Ali. »Wo finde ich ihn?«
    »Er würde dir nichts sagen«, erwiderte Corleanis. Er winkte dem Wirt. »Mein Schwager ist ein misstrauischer Mann. Er traut niemandem, der nicht zur Familie gehört. Und Fremden schon gar nicht.«
    »Ich soll dem Wort eines …«, begann Ali, und Corleanis unterbrach ihn mit gefährlich sanfter Stimme:
    »Du solltest nicht meine Familie beleidigen, Hauptmann.«
    »Deine
Familie?«, fragte Ali.
    »Willst du nun wissen, was der Junge mir berichtet hat?«, fragte Corleanis. Ali nickte, und der Schmuggler fuhr fort: »Es heißt, man hätte die beiden an einen sicheren Ort gebracht. Mein Schwager ist guten Mutes, bis zum Abend herausgefunden zu haben, wohin.«
    »Und das ist alles?«, fragte Ali.
    »Ich finde es viel, für wenige Stunden und eine Stadt dieser Größe«, sagte Corleanis gelassen. »Es bleibt natürlich Euch überlassen, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen und Eure Leute ausschwärmen zu lassen, um Fragen zu stellen und die Menschen zu erschrecken. Aber Ihr solltet nicht ganz vergessen, was Andrej gerade gesagt hat. Kapitän Danelli und sein Schiff genießen zwar noch die Gastfreundschaft meiner wunderschönen Heimat, aber es könnte andere geben, deren Aufmerksamkeit Ihr besser nicht wecken solltet.«
    Er unterbrach sich für einen Moment, als der Wirt kam und ihm einen sauberen Becher und einen Krug brachte, der

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