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Nekropole (German Edition)

Nekropole (German Edition)

Titel: Nekropole (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Finger auf die Tischkante, erhob sich halb von seinem Platz und stemmte sich mit seinem gesamten Körpergewicht darauf, um ihn zurückzubiegen. Der Tisch ächzte.
    »Ich versichere dir, dass es sich um eine rein persönliche Angelegenheit handelt«, sagte Hasan.
    Abu Dun hielt inne und blickte auf. »Und dafür haben wir genau was … dein Wort?«
    »Den meisten auf dieser ganzen Welt genügt das«, zischte Ali.
    Hasan brachte ihn mit einem Heben der Hand zum Verstummen. »Du wärst nicht der Mann, für den ich dich halte, wenn du nicht misstrauisch wärst.«
    Abu Dun verdoppelte seine Anstrengungen noch einmal, sodass der Tisch bedrohlich zu knirschen begann. »Und du hast uns immer noch nicht verraten, was wir eigentlich für dich tun sollen.«
    »Das wird man dir schon sagen, wenn es an der Zeit ist«, sagte Ali spröde.
    »Jetzt bin ich aber enttäuscht«, schnaubte Abu Dun. Der Tisch gab ein Knacken von sich. Die Männer rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum. »Ich soll nichts stehlen, ich darf niemanden umbringen … das verspricht ein sehr langweiliger Auftrag zu werden.«
    »Du solltest dir wünschen, dass es das wird«, sagte Hasan, und Kasim fügte hinzu: »Die andere Schulter.«
    Abu Dun grunzte vor Anstrengung, richtete sich mit einem erschöpften Keuchen auf und sah den Hufschmied auf eine Weise an, die er vermutlich von allen Menschen auf der Welt als Einziger für freundlich hielt.
    »Du musst die andere Schulter anspannen«, sagte Kasim. »Und nur ganz leicht … also, für deine Verhältnisse.«
    »Hasan«, sagte Andrej.
    »Ja«, sagte Hasan, »ihr habt wohl das Recht zu wissen, worum es geht. Ihr werdet alles erfahren, sobald wir auf dem Weg sind.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schloss erschöpft die Augen. Erneut fiel Andrej auf, wie uralt und angegriffen er aussah. Aber es war nicht nur Erschöpfung oder die Spuren der zurückliegenden zu vielen schlaflosen Stunden. Hasan verfiel zusehends vor seinen Augen.
    Abu Dun zuckte mit der anderen Schulter, und seine Eisenhand öffnete sich rasselnd. Er sah ein bisschen verwirrt aus. »Jetzt bin ich wirklich angemessen beeindruckt«, sagte er. »Was genau sollen wir für dich tun, von dem nicht einmal deine …
Freunde
… wissen dürfen?«
    Hasan schwieg noch einige weitere Momente, dann sagte er: »Sterben.«
    Abu Dun blinzelte. »Was?«
    »Sterben«, wiederholte Hasan. »Wenigstens für eine Weile.«
    »Sterben?«, vergewisserte sich Abu Dun.
    »Aber darin hast du doch Erfahrung, oder?«, stichelte Ali, was ihm einen neuerlichen mahnenden Blick Hasans einbrachte.
    Abu Dun ignorierte ihn. »Also, nur, damit ich das jetzt auch richtig verstehe – du weißt schon, die Sache mit dem Mohren und den weisen Abendländern und so – du hast mich von den Toten auferweckt, damit ich dich hierherbegleite, um dann zu sterben?«
    »So, wie du es schon unzählige Male getan hast«, bestätigte Hasan. »Aber diesmal wirst du meine Hilfe dabei nicht benötigen.«
    »Und das macht … welchen Sinn?«, fragte Abu Dun achselzuckend. Seine Hand schloss sich mit einem Geräusch, als würden Messerklingen aneinanderreiben, und schnappte nach einem weiteren Schulterzucken wieder auf.
    Hasan nickte. »Vor sehr langer Zeit, Abu Dun«, begann er, sah dabei aber Andrej unverwandt weiter an, »bin ich in den Besitz eines sehr kostbaren Gegenstandes gelangt. Eines sehr mächtigen Gegenstandes, der zu einer großen Gefahr werden könnte, geriete er in die falschen Hände.«
    Abu Dun nickte, hob seine beiden Linken vor die Augen und sah Hasan dann mit vorgeschobener Unterlippe an, was einigermaßen komisch aussah.
    Hasan lachte nicht. »Ich habe vor langer Zeit herausgefunden, wie gefährlich dieses … Artefakt ist, und ich war damals der Meinung, dass es nie wieder in den Besitz eines einzelnen Menschen gelangen darf. Wenn ihr es seht, dann werdet ihr verstehen, warum. Mehr kann und will ich euch jetzt nicht sagen.«
    Abu Dun holte Luft, doch bevor er wieder etwas Humoriges von sich geben konnte, das niemand hören wollte, fragte Andrej rasch: »Warum hast du es dann nicht zerstört?«
    Hasan lächelte nachsichtig wie ein Vater, dessen Sohn eine ganz besonders naive Frage gestellt hatte. »Auch das wirst du verstehen, wenn du es siehst.«
    Abu Dun seufzte tief. Ali fiel es sichtlich schwer, die Fassung zu bewahren – was dem Nubier aber nicht zu gefallen schien, denn er tat nun sein Bestmöglichstes, um an diesem Zustand etwas zu ändern. »Jetzt fehlt noch

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