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Nele im Zeltlager

Nele im Zeltlager

Titel: Nele im Zeltlager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Usch Luhn
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lag der Schwarze See.

    Hatte der Schaffner doch keinen Quatsch erzählt? War etwas Wahres dran an seiner Geschichte mit dem Seeungeheuer? Dieser nervige Typ aus dem Zug kannte das Seeungeheuer ja wohl auch …
    In der nächsten Sekunde erwischte sie etwas am Fuß und umklammerte ihren Knöchel mit eiserner Kraft. Nele schrie auf und versuchte sich wütend zu befreien. Vergeblich. Sie fummelte zitternd das Tütchen Juckpulver aus ihrer Seitentasche und streute seinen Inhalt auf gut Glück in Richtung Feind. Der Angreifer grunzte laut auf und ließ Nele los. Himmel! War das etwa doch ein Wildschwein? Sie ergriff robbend die Flucht. Ein Lichtstrahl blendete sie jäh und sie hielt schützend die Hände vor ihre Augen.
    Seit wann konnten Wildschweine Taschenlampen bedienen?
    »Nele! Du bist das.«
    Nele glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Das hörte sich ja an wie die Stimme von Klaas.
    Klaas ließ die Taschenlampe fallen und begann wild herumzutanzen. »Boah, juckt das irre«, jammerte er und kratzte sich wie verrückt.
    Nele ließ ungläubig die Hände sinken. »Klaas«, sagte sie verdattert. »Was machst du denn hier?«
    Klaas zog sein T-Shirt aus und warf es einfach auf den Boden. »Ich hasse Juckpulver«, sagte er aus tiefster Seele. Er entdeckte die Wasserflasche und kippte sie sich einfach über den Kopf. »Aus den Haaren geht das Zeug fast nicht raus. Meine tolle Schwester hat mir im Schlaf mal eine Ladung davon verpasst, weil ich ihrem Teddy in der Regentonne schwimmen beigebracht habe.«

    »Selber schuld«, sagte Nele, die langsam ihre Fassung wiedergewann. »Warum überfällst du mich auch mitten in der Nacht? Meine Großtante ist Abenteurerin. Die hat mir Selbstverteidigung beigebracht, bevor ich Mama und Papa sagen konnte. Du hättest ja auch ein Werwolf sein können.« Sie versuchte dabei, möglichst cool zu gucken und nicht zu zeigen, dass sie in Wirklichkeit ein echt schlechtes Gewissen hatte. Juckpulver auf der Haut war wirklich fies.
    Klaas tippte sich an die Stirn. »Hast du nicht alle sieben Sachen unterm Pony? Ist doch gar kein Vollmond heute.«
    Nele zeigte auf ihren Fuß. »Dafür habe ich voll den Kratzer von deinem Angriff. Hoffentlich kriege ich keine Blutvergiftung. Weiß ich, wo du mit deinen Pfoten vorher herumgewühlt hast.«
    Klaas schüttelte fassungslos seinen nassen Haarschopf. Für eine Weile sagten beide nichts, sondern starrten sich im Schein der Taschenlampe beleidigt an.
    »Ich bin raus aus dem Zelt, weil ich was Komisches gehört habe«, fuhr Klaas fort. »Das war so laut, dass ich davon aufgewacht bin.«
    Nele zog ihre rechte Augenbraue hoch. »Wie ich«, sagte sie.
    »Ich fand es ziemlich unheimlich«, fügte Klaas hinzu. »Ich auch«, stimmte ihm Nele zu. »Vielleicht sollten wir Draco Bescheid sagen. Glaubst du, er hat es auch gehört?«
    Sie lauschten beide in die Nacht. »Jetzt ist es weg«, sagten sie wie aus einem Mund. Es hörte sich fast ein wenig bedauernd an.

    »Der Schaffner im Zug hat was von einem Seemonster geschwafelt«, sagte Nele.
    »Glaubst du an so was?«, fragte Klaas.
    Nele zuckte mit den Achseln. »Bevor ich auf eine Burg gezogen bin, habe ich auch nicht an Gespenster geglaubt. Gesehen habe ich unser Gespenst zwar noch nicht. Aber es macht jede Menge Chaos und unser Direktor hat sogar ein Buch darüber geschrieben.«
    Klaas machte ein nachdenkliches Gesicht. »Am besten, wir erzählen den Erziehern nichts davon. Die machen sich bestimmt über uns lustig. Auf dumme Witze habe ich keinen großen Bock.«
    Nele nickte. Damit hatte sie auch bereits ihre Erfahrung gemacht. »Okay«, sagte sie und reichte Klaas die Hand. »Und auch zu Tanne keine Silbe. Sie kann solche Geschichten echt nicht ab.«
    Klaas grinste. »Habe ich schon mitgekriegt. Dabei war meine Blutsuppe mit Fingereinlage echt lecker. Wir sollten in den nächsten Tagen jedenfalls unsere Augen und Ohren offen halten.«
    Nele nickte abermals. »Gebongt«, sagte sie. Sie musste plötzlich schrecklich gähnen. Auch Klaas riss seinen Mund sperrangelweit auf. Nele kicherte. »Oder bist du etwa doch ein Werwolf?«
    Statt einer Antwort formte Klaas seine Finger zu Klauen und stieß einen kehligen Laut aus.
    »Ihhh, wie fies«, quietschte Nele und flüchtete sich auf schnellstem Wege zurück in ihren kuscheligen Schlafsack.
    Im selben Moment schoss Tanne kerzengerade hoch. »Nele?«, rief sie alarmiert. »Ist irgendwas passiert?«
    Nele schüttelte den Kopf. »Nö. Ich war bloß mal Pipi«, sagte sie und

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