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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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zog es sich mit Mühe über den Kopf. Ihr Oberkörper dehnte sich direkt vor meinen Augen, und einen Augenblick späterfielen mir ihre Brüste entgegen. Auch die schienen voller geworden zu sein; sie hingen eine Spur tiefer als damals, falls mich meine Erinnerung nicht täuschte. Sah schön aus.
    Sie legte ihr Shirt auf einen Busch, begann ihre Sporthose auszuziehen und warf mir einen Blick zu.
    »Behältst du die nassen Sachen an?«
    Die Sonne war fast untergegangen. Wir würden so oder so in nassen Klamotten nach Hause laufen.
    »Tja, nicht jeder traut sich, sich neben einem Model auszuziehen.«
    »Exmodel.«
    »Feigling«, sagte sie und zerrte ihre Hose runter.
    Ich trat meine vollgesogenen Schuhe ab und zog die Socken aus. Nele warf ihre Sporthose auf einen Busch, den Slip behielt sie an. Ich zerrte derweil an meiner Jogginghose. Sie klebte an mir wie ein eifersüchtiger Tintenfisch. Während ich damit kämpfte, begann Nele, herumliegendes Holz einzusammeln.
    »Und wie willst du Feuer machen?«, fragte ich und zerrte an den nassen Klamotten.
    Sie warf mir einen Besserwisserblick zu und ging zu zwei verkanteten Steinen, die neben der Felswand in den Boden gerammt waren. Sie ließ sich auf die Knie fallen und grub ihre Hände in den Sand. Ihr Hintern spannte sich unter dem nassen Slip aufs Süßeste. Nach wenigen Sekunden zog sie ein Überraschungsei aus dem Loch, ploppte es auf und holte triumphierend ein Minifeuerzeug hervor.
    »Dadaaa!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nie im Leben.«
    Sie ratschte mit dem Daumen. Das Feuerzeug flammte auf. »Ha!«, triumphierte sie.
    Der Anblick, wie sie dasaß, halb nackt in der untergehenden Sonne mit einer erhobenen Hand wie die Freiheitsstatue … Man konnte auf Gedanken kommen.
    Ihre Augen funkelten.
    »Hör auf zu gucken, Perverso. Hilf mir lieber.«
    »Jawoll.«
    Ich nutzte einen Augenblick der Unachtsamkeit, um meine Hose zu überlisten. Gemeinsam sammelten wir Gestrüpp und kleine Äste. Als wir einen Scheiterhaufen aufgeschichtet hatten, setzte ich mich in den warmen Sand und schaute zu, wie Nele das Feuer in Gang brachte.
    Oben auf der Klippe kläffte November. Ich rief seinen Namen. Das Kläffen hörte auf. Auch nach all den Jahren hatte er noch immer nicht den Weg nach unten gefunden. Er würde dort oben warten, bis ich ihn holte. Er lief nie allein nach Hause, sondern wartete immer an dem Ort, an dem ich ihn zurückgelassen hatte, voller Vertrauen, dass ich wiederkommen und ihn holen würde. Man konnte Parallelen ziehen.
    Das trockene Zeug fing Feuer. Nele schichtete zufrieden Holz um, bis alles gleichmäßig brannte. Ich ließ meinen Blick über ihren Körper laufen, über ihren Hals, ihren Rücken, ihren Hintern, die Beine hinunter bis zu ihren schmalen Füßen und wieder zurück. Sie setzte sich auf einen abgesägten Baumstamm und lächelte mich an.
    »Schwimmen, Feuerchen machen, die gute alte Zeit, was?« »Fehlen nur Rokko und Anita …«
    »Eine Boombox …«
    »’n paar Kartoffeln und kaltes Bier.«
    »Und Zeit.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich fasse es nicht, wie viel Zeit wir damals hatten … Manchmal, wenn es besonders stressig war, hab ich mir vorgestellt, wie du und Mor im Garten sitzt und einfach zuguckt, wie es dunkel wird.« Sie breitete die Arme aus. »Es ist so schön, wieder hier zu sein. Ich hatte immer Angst, nach Hause zu kommen und alles hätte sich geändert.«
    »Keine Angst, hier ändert sich nichts. Hier kann man sich in Ruhe zu Tode langweilen.«
    »Ach, herrlich«, stöhnte sie und ließ ihre Arme sinken. »Langeweile. Ich kenne das Wort gar nicht mehr.«
    Ich nickte und versuchte, ihr nicht auf die Brüste zu starren. Sie warf mir einen Blick zu.
    »Was guckst du so, das kennst du doch alles.«
    »So nicht. Du hast mindestens sieben Kilo mehr auf den Rippen.«
    Für einen Moment sah sie mich perplex an. Dann prustete sie los.
    »Na, vielen Dank, willkommen zu Hause!«
    »Ja, hier kriegst du eben die Wahrheit, nicht so ein Küsschenküsschenblabla.«
    »Soso.« Sie legte ihren Kopf schief. »Na, dann erzähl mir die Wahrheit …«
    »Tja, die Wahrheit ist, wenn man dich zu lange anschaut, trifft einen der Schlag.« Scheiße. Ich hob eine Hand. »Entschuldige. Wie geht es Hans?«
    »Er ist tot.«
    »Was …?«
    Ich stemmte mich auf die Ellbogen. Sie nickte und umfasste ihre linke Hand mit der rechten.
    »Ein Schlaganfall. Vor zwei Wochen.«
    »Zwei Wochen?« Ich richtete mich weiter auf. »Dann ist er schon beerdigt?«
    »Letzte

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