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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Bande?«
    »Mor, worüber habt ihr geredet?«
    »Ist der Kaffee fertig?«
    Ich starrte sie an.
    »Diese Gespräche nehmen überhand.«
    Sie sah zur Wand und fixierte ihren Blick. Der Kaffee kochte. Ich wusste, wie er sich fühlte. Während ich Kakao und Milch in zwei Tassen füllte, sprang hinter mir der Sauger an.
    »Hab dich, du Sauvieh…«
    Ich warf einen weiteren Blick aus dem Küchenfenster. Nele stand oben auf dem Hügel und musterte die Villa aus gebührendem Abstand. Aus der Entfernung konnte man ihr Gesicht nicht erkennen. Ich löste mich von dem Anblick und stellte Mor eine dampfende Tasse vor die Nase. Der Sauger lag wieder auf dem Tisch. Ich versuchte, mir nicht vorzustellen, wie es in seinem Inneren aussah.
    »Also, worüber habt ihr geredet?«
    »Sag ich doch, über Hans.« Sie schüttelte den Kopf. »Kein gutes Ende, in so einem Heim … Keiner kennt dich, man liegt nur da und wartet auf den Tod.« Sie schüttelte ihren Kopf noch einmal. »Ich werde nicht so enden.«
    Ich nickte und verkniff mir jeden Kommentar. Das Gespräch hatten wir schon öfter geführt. Mor hatte ihren Tod besser geplant als ich mein Leben. Jedes Jahr bekam ich ein frisches Testament, anbei Organspendeausweis und Patientenverfügung, sowie Kopien aller relevanten Versicherungsunterlagen. Außerdem hatte sie irgendwo im Haus eine Schachtel mit Pillen versteckt, für den Fall der Fälle. Sie nannte das ihren Reiseproviant. Ich hatte aufgegeben, mit ihr darüber zu streiten, nachdem sie mir versprochen hatte, nichts ohne mein Wissen zu unternehmen.
    »Außerdem ist sie pleite«, sagte sie. »Ich habe ihr angeboten, ihr Geld vorzustrecken, bis die Villa verkauft ist.«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Frag mich doch vorher.«
    »Wieso?«
    »Vielleicht habe ich andere Pläne.«
    Sie sah mich neugierig an.
    »Welche Pläne denn?«
    Ich sagte nichts. Da sah sie mal, wie das war, aber sie lächelte und stand auf.
    »Ich trinke den Kaffee im Garten.«
    Sie schnappte sich eine Keksdose aus dem Regal und hüpfte durch die Tür hinaus. Ich nahm die Tassen und folgte ihr raus in die Sonne. Ich stellte die Tassen auf den Gartentisch, verschob den Sonnenschirm ein Stück, damit wir beide Schatten hatten, und setzte mich neben sie. Mor probierte einen Schluck, stellte die Tasse wieder ab und nahm einen der kleinen braunen Kekse aus der Dose. Die einzigen Dinge, die sie buk, die ich nicht mochte.
    »Wie steht es eigentlich mit deinen Aufstiegschancen?«
    Ich sah sie überrascht an.
    »Darüber habt ihr gesprochen?«
    Sie knabberte an dem kleinen braunen Ding.
    »Warum beantwortest du nicht einfach die Frage?«
    »Ja, super. Also, falls du es vergessen haben solltest: Ich habe im Dienst einen Streifenwagen geschrottet und das Ganze mit zwei Promille. Es gibt da so ’ne ärztliche Bescheinigung, die mir eine gewisse Labilität attestiert. Es dünkt mich also, dass ich nicht so schnell befördert werde.«
    »Das heißt, du könntest nie, wie nennt ihr das, Chef vom Revier werden?«
    Ich versuchte, aus diesem Gespräch irgendwie schlau zu werden.
    »Verdiene ich dir zu wenig? Ist es das? Soll ich mehr Miete zahlen? He, haben wir Geldprobleme, oder was?«
    Sie winkte ab und knabberte weiter an dem Ding.
    »Ich wollte einfach wissen, wie es um die Aufstiegschancen meines einzigen Sohnes bestellt ist. Dieser Hundt … Wer so verbissen ist, macht es nicht lange, er wird irgendwann einen Nachfolger brauchen.«
    »Erinnere mich nicht daran … Wenn Hundt weg ist, wird Karl-Heinz Revierleiter, und wenn der in Rente geht, könnte Schröder den Laden übernehmen.« Ich verzog mein Gesicht. »Wahrscheinlich wird McDoof dann ein Drive-in in der Einsatzzentrale eröffnen.«
    Mor probierte ihren Kaffee, stellte die Tasse ab und knabberte wieder am Keks. Es war immer noch derselbe. Die Dinger waren wie Stein.
    »Also keine Beförderung in absehbarer Zeit.«
    »Na ja, ich könnte alle anderen Bullen umlegen und mich anschließend selbst verhaften – mit der Festnahme eines Serienkillers wäre ich fett im Rennen um den Chefsessel. Sagst du mir jetzt, worüber ihr geredet habt?«
    Sie nahm einen vorsichtigen Schluck aus ihrer Tasse und stellte sie wieder auf den Tisch.
    »Du bist dreiunddreißig, schiebst Innendienst, gehst kaum aus, hast keine Hobbys, deine letzte Beziehung ist ewig her, und, Himmel, du wohnst noch bei deiner Mutter. Wäre das hier ein Film, wärst du tatsächlich ein Serienkiller.« Sie sah zum Gemüsegarten hinüber. »Den Zaun hast du aber gut

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