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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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sein.«
    Ich lachte.
    »Warum sollte die Bande in einem Sommerhaus einbrechen und riskieren, entdeckt zu werden? Mit dem Geld, was die mittlerweile haben, können die sich jedes Hotel leisten.« »Im Hotel muss man einchecken. Wenn ich die Bande wäre, würde ich mir ein leer stehendes Ferienhaus suchen.«
    »Ganz schön großes Risiko für einen Schlafplatz. Pass auf, dass du dich nicht blamierst, die Sache klingt doch eher nach ein paar gelangweilten Jugendlichen.«
    Er sah mich genervt an.
    »Ich sollte es trotzdem melden und ein paar Punkte für uns machen. Du wirst bald jemanden brauchen, der ein Wort für dich einlegt.«
    »Ui, du schleimst dich also meinetwegen ein? Wahnsinn.« Ich stieß mich von meinem Tisch ab und ließ meinen Stuhl zu ihm rüberrollen. »Was ist eigentlich los? Freust du dich nicht, dass Nele wieder da ist? Ich meine, ist ein Hallo zu viel verlangt?«
    Er verzog die Oberlippe, wie Billy Idol in seinen besten Zeiten.
    »Soll ich strammstehen, oder was?« Er schnaubte. »Kaum ist sie wieder da, dreht sich alles nur um sie. Hast du etwa schon vergessen, wie du ausgerastet bist, weil sie dich verlassen hat?«
    »Sie hat mich nicht verlassen, und ich bin nicht ausgerastet, ich habe bloß zu viel getrunken.«
    »Und dann bist du total ausgerastet, Mann, ich war dabei.« Ich spürte, wie mein Nacken sich versteifte.
    »Rokko. Da war sie schon sechs Monate weg, das hatte nichts mit ihr zu tun.«
    »Mann, alles hat mit ihr zu tun! Kapierst du es nicht?« Erbreitete seine Hände aus. »Warum machen wir wohl immer noch diesen Scheißinnendienst?«
    »Ich wusste nicht, dass es dich nervt.«
    »Was du nicht alles weißt! Im Außendienst wären wir längst eine Besoldungsstufe höher und hätten vielleicht auch mal was erlebt. Mann, wir sind doch nicht zur Polizei gegangen, um Scheißformulare auszufüllen!«
    Er pfefferte einen Stapel Papiere in die Ecke. Ich versuchte, die Sache auf die Reihe zu bekommen.
    »Warum machst du es dann? Geh doch in den Außendienst, wenn dir das lieber ist.«
    Er funkelte mich wütend an.
    »Meinst du, ich hab Bock, den ganzen Tag mit Schröder oder Kiel im Wagen rumzuhängen? Ich bin mit dir zur Polizei gegangen, ich will verflucht noch mal auch mit dir den Job machen, aber seitdem sie dich verlassen hat, bist du echt zu nichts zu gebrauchen! Und was passiert, wenn sie dich diesmal wieder verlässt? Wie lange bleibt sie überhaupt? ’ne Woche? Zwei? Und was dann? Drehst du dann wieder durch? Muss man dich danach wieder ein Jahr babysitten?«
    Ich starrte ihn an und versuchte, meine Atmung zu kontrollieren.
    »Ich weiß nicht, wie es weitergeht, aber Nele ist Familie, also reiß dich zusammen. Und versöhn dich endlich mit Anita, du Trottel. Und hör gefälligst auf, mir den Tag zu versauen. Deine Scheißlaune ist ansteckend, meine aber auch – und meine macht viel mehr Spaß.«
    »Dicker, du nervst …« Er legte seine Handflächen auf meine Brust und schubste mich weg. Mein Stuhl rollte rückwärts, bis er gegen meinen Schreibtisch stieß. »Kann ich jetzt endlich die verdammte Meldung machen?«
    Ich zog einen Fünfziger aus der Tasche und legte ihn auf den Tisch.
    »Ich wette 100 zu 1, dass es Jugendliche waren, die mal ineinem richtigen Bett poppen wollten. Schick besser ’ne Streife vorbei, bevor du dich blamierst.«
    Zum ersten Mal an diesem Tag wirkte er interessiert.
    »100 zu 1?«
    Es dauerte keine zehn Sekunden, da hatte er fünfzig Cent dazugelegt und sich ans Funkgerät gehängt. Wagen zwei meldete sich. Telly. Ihm war heute die Neue zugeteilt worden. Na, prima. Sie würde wegen eines lausigen Einbruchs vermutlich nicht gleich alle Haare im Umkreis von hundert Metern in die Forensische schicken, dennoch bekam ich ein mulmiges Gefühl. Keine Ahnung, was die Großstadtbullen heute so draufhatten, man sah ja viel CSI, und sie würde auf jeden Fall Spermaspuren finden. Ich ertappte mich dabei, meinen Computer anzugrinsen. Vielleicht würde sie mich anhand meines dämlichen Grinsens überführen. Vielleicht sollte ich aufhören zu grinsen, um die Spuren zu verwischen. Fahndung! Gesucht wird dämlich grinsender Triebtäter, der alle fünf Minuten auf sein Handydisplay guckt. Sachdienliche Hinweise bitte an das zuständige Polizeirevier.
    Das nächste Stephen-King-Kapitel schwappte über uns herein. Stundenlang kamen wir nicht zum Verschnaufen, dabei war weder Vollmond noch Wochenende noch Rushhour. Zwischendurch vergaß ich das Damoklesschwert. Es fiel mir wieder

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