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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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Gewinn!«
    Sie lachte hell. Der Dienstwagen setzte sich in Bewegung und fuhr vom Hof. Als ich mich umdrehte, hob ich den Zettel mit ihrer Telefonnummer über meinen Kopf, wedelte damit herum und grinste dämlich.
    Drinnen empfing mich Karl-Heinz mit anerkennenden Olà-làs. Er hatte die Neuigkeit schon über Funk verbreitet, der Trottel. Ich versprach, den Wettgewinn in Lokalrunden zu investieren, erntete noch ein paar Ui-ui-uis, während ich wieder nach hinten ins Kabuff ging, wo mich Rokko kopfschüttelnd erwartete. Ich hielt den Zettel hoch.
    »Ich hab den Pott!«
    Rokko starrte drauf.
    »Für die Scheiße hab ich mich von Anita rundmachen lassen.«
    Er wollte wissen, wie ich es angestellt hatte. Ich sagte, Betriebsgeheimnis. Er wurde sauer; Freundschaft, Arsch, Vertrauen, Loch.
    Zum Glück beschloss die Gemeinde an diesem Nachmittag, ihre Autos zu Schrott zu fahren, von Leitern zu fallen und sich gegenseitig Körperverletzungen zuzufügen. So dauerte es eine weitere Stunde, bevor Rokko Zeit fand, mich weiter zu nerven. Sonst passierte bis Feierabend nichts mehr, außer dass ich mit Nele circa einhundert Drei-Wörter-SMS tauschte.

    Bei Schichtende hatte Nele Telly bereits mit einem Schlagstock außer Gefecht gesetzt. Bis morgen würde sie ihn mit einem Flammenwerfer gegrillt haben. Einstein wäre an der Dorftratschformel zerbrochen.
    Die Kollegen trudelten zum Schichtwechsel ein unddrückten mir Sprüche rein. Manche fluchten dabei über Hundt, die anderen verfluchten die Bande, einige wollten wissen, was gestern Abend passiert war, und ausnahmslos alle wollten rauskriegen, wie zum Teufel ich an die Nummer der Neuen gekommen war. Kiel behauptete, dass ich mir die Nummer bloß ausgedacht hatte, also warteten wir.
    Als ihr Dienstwagen auf den Parkplatz rollte, hing die komplette Mannschaft am Fenster. Schröder saß auf dem Beifahrersitz und wirkte sauer. Schien kein guter Tag für die Liebe gewesen zu sein, denn er verzog sich grußlos zu seinem Wagen. Die Neue kam ins Revier, übergab ihren Schlüssel Karl-Heinz und verabschiedete sich in den Feierabend. Wir beobachteten, wie sie zu ihrem Trekkingrad ging. Als Dienstältester wählte Karl-Heinz die Nummer auf dem Zettel. Die Neue blieb stehen, griff in ihre Tasche und holte ihr Handy hervor. Karl-Heinz legte schnell auf. Die Neue musterte ihr Display einen Augenblick, dann drehte sie sich um und schaute zum Gebäude. Alle duckten sich hinter Ecken und Gardinen. Als wir wieder auftauchten, war sie weg und um vierhundertdreiunddreißig Euro reicher.

    Wir saßen am Gartentisch und verdauten Händchen haltend das Resteessen unter dem Sonnenschirm. Der diesjährige Sommer schien nicht enden zu wollen. Obwohl es später Nachmittag war, hielten sich die Tagestemperaturen, aber nicht deswegen lag November erschöpft unter dem Tisch. Mor hatte den Rollstuhl eingeweiht und eine kleine Runde mit ihm gedreht. Das mit dem Beschleunigen musste sie noch ein bisschen üben, und bis dahin würde ihm eine harte Zeit bevorstehen. Sie versuchte es dadurch wiedergutzumachen, dass ihr ständig Essen von der Gabel rutschte. Er hatte mehr von ihrem Teller abbekommen als sie.
    »Hmm, das war lecker«, seufzte Nele. Sie rieb sich den Bauch und lehnte sich gegen die Rückenlehne ihres Gartenstuhls. »Jetzt ein Schnaps.«
    Mor und ich sahen sie an. Sie verzog das Gesicht.
    »Junge, Junge …«
    »Eins ist klar«, sagte Mor. »Heute gibt’s hier keinen Tropfen Alkohol.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. Sie ignorierte mich, und Nele erzählte von dem Tag in der Villa. Den ganzen Tag waren sie damit beschäftigt gewesen, die Überreste der Party aufzuräumen. Sie hatten die Lichterketten aus den Bäumen entfernt, Schirme, Kühlschränke, Bühnenelemente und Anlage abholen lassen und den Müll aufgesammelt. Ein neuer Container stand neben der Villa und war bereits halb voll. In wenigen Tagen würde die Villa restlos geräumt sein, dann konnten wir mit dem Renovieren beginnen. Von den Gästen hatte noch niemand beschlossen, das Ding zu kaufen, aber heute war eine Maklerin da gewesen. Sie hatte Nele geraten, das Haus erst zu renovieren sei eine gute Idee, man könne so einen besseren Preis herausschlagen.
    Wir plauderten ein bisschen über das Fest, unseren Auftritt, die Gäste, Simones Showeinlage und die Aussicht auf Regen, dann machten Nele und ich uns auf den Weg. Wir liefen langsam und regelmäßig. November taumelte vollgefressen neben uns her. Ich meinte, eine kleine Wampe zu erkennen,

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