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Nele Paul - Roman

Titel: Nele Paul - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Birbaek
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waren. Mir war danach, ein höheres Tempo anzuschlagen, aber wenn man nicht alleine ist, bestimmt der Langsamste die Geschwindigkeit.
    Ich lief langsamer.
    »Und, hat er dich ausgequetscht?«
    Sie stieß die Luft durch die Nase.
    »Er wollte alles über gestern und damals wissen, aber ich erinnere mich wirklich nicht. Gibst du mir bitte Tellys Nummer? Ich möchte mich bei ihm entschuldigen.«
    »Ja, mach ich. Und was wollte er sonst so wissen?«
    »Er hat mich die ganze Zeit nach meiner Zeit in Amerika ausgefragt. Wie sicher bist du, dass er kein Boulevardreporter geworden ist?«
    »Du meinst, er bessert seine Rente mit Exmodeltratsch auf ?«
    »Er wäre nicht der Erste, der sich als Arzt tarnt. In Amiland hat mich mal ein Gynäkologe ausgehorcht, wie das Leben als Model so ist und wie ich die Stars so finde. Ich dachte, er will mir die Nervosität nehmen, und am nächsten Tag stand es in allen Klatschblättern.«
    Ich steuerte im letzten Moment um November herum, der abrupt stehen geblieben war, um zu schauen, ob wir noch existierten.
    »Was wolltest du denn beim Gynäkologen?«
    Sie lachte.
    »War ja klar …«
    »Klar, war das klar. Weiß ich, wo der Georgie überall mit seinem kleinen Clooney war?«
    »Hör auf, du Doofi!« Sie schlug mir lachend auf den Arm. »Glaubst du wirklich, die Stars haben nichts Besseres zu tun, als ein drittklassiges deutsches Model abzuschleppen?«
    »Nein, huch, wieso sollten sie denn so was tun?«
    Sie grinste und versuchte, mir einen Kuss aufzudrücken, ohne aus dem Tritt zu kommen. Sie erwischte nacheinander Hals, Wangenknochen und Ohr. Um die Sache zu vereinfachen, blieb ich auf dem Hügel neben der Villa stehen. Sie umarmte mich. Ich wartete, dass sie mich küsste, aber sie hielt mich nur fest. Unsere verschwitzten Shirts klebten aneinander. Ich spürte ihre Brüste und ihre Wärme. Mein Herz tat, was es in solchen Situationen immer machte. Die Sache würde mich noch früh ins Grab bringen.
    »Paul«, flüsterte sie in mein Ohr.
    »Hm«, machte ich und schnupperte an ihrem Haar.
    »Lass uns irgendwo hingehen, wo es schön ist.«
    »Wir könnten zum Felsen hochlaufen und uns den Sonnenuntergang anschauen.«
    Sie lehnte den Oberkörper zurück, um mich besser sehen zu können. Die Sonne spielte in ihren Augen und ließ sie heller erscheinen.
    »Ich meine, wenn die Villa verkauft ist. Ich will in einer Großstadt am Meer leben. Barcelona ist schön, aber das ist zu weit entfernt … was hältst du von Amsterdam?«
    »Du meinst in Holland?«
    Sie lächelte.
    »Kennst du noch eins? Das ist eine gute Stadt, international, außerdem liegt sie am Meer und ist nur ein paar Stunden von hier entfernt.«
    »Hm«, sagte ich. »Ja, klar, warum nicht.«
    Sie nahm meine Hand und führte mich vom Weg runter ins Kornfeld. Wir gingen mitten durchs Feld. Wir waren keine zweihundert Meter vom Hof entfernt. Unten im Garten konnte ich Mor im Schatten unter dem Schirm sitzen sehen. Sie las ein Buch. Vor ihr stand ein Glas. Wahrscheinlich Eistee. Könnte ich jetzt auch vertragen. Mit einem ordentlichen Schuss.
    Nele setzte sich und zog mich nach unten. Wir landeten inmitten von Korn, Gras, Gänseblümchen und Unkraut. Über uns kreiste der Bussard. Plötzlich ließ er sich fallen und schoss hinab zur Erde. Er verschwand aus meinem Sichtfeld, um wenig später wieder in die Luft zu steigen. Ich meinte, irgendwas in seinen Klauen zappeln zu sehen. Etwas pikste meine nackten Beine. Mein Puls beruhigte sich langsam. Nele schob ihre Finger zwischen meine.
    »Es gibt nur ein Problem.«
    »Dein Ex kommt nach und bringt die Kinder mit?«
    Sie sah mich genervt an. Vielleicht war sie ja nicht die Einzige, die blöde Sprüche zur Ablenkung nutzte.
    »Wir können Mor nicht hier draußen alleine lassen.«
    »Und?«
    »Wir nehmen sie mit.« Sie sah mich entschlossen an und nickte. »Stell dir doch mal vor, wir drei in einem Haus am Meer.«
    »Könnte klappen«, log ich.
    November gab ein Geräusch von sich.
    »Oh, entschuldige«, lachte sie, »wir vier natürlich.« Sie drückte meine Hand. »Hilfst du mir, sie zu überreden?«
    Ich meinte, ihre Augen glänzen zu sehen, und räusperte mich.
    »Können’s ja mal versuchen.«
    Ich legte meine Hand unter ihr Kinn, strich mit einem Daumen über ihre Wange. Sie lehnte sich gegen mich. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und ließ uns nach hinten sacken, bis wir auf der warmen Erde lagen.
    Ihre Augen funkelten mich an.
    »Also Amsterdam?«
    Ich nickte.
    »Ja, super, ist

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