Nele und die geheimnisvolle Schatztruhe: Band 10 (German Edition)
rutschte mit weichen Knien vom Gepäckträger.
Tanne lachte. »Nele fährt einen heißen Reifen, das ist nichts für Feiglinge. Frag doch mal Josefine, ob sie dich mit ihrem Pony abholt. Da musst du allerdings früher aufstehen, so gemütlich trabt das.«
Bevor Henry antworten konnte, läutete es. Die vier Freunde rannten los.
»Ihr seid aber spät dran, heute«, sagte Lukas, als er neben Henry die Treppen hinaufspurtete.
»Wir waren heute Nacht im Verlies und haben eine Geheimtür gefunden«, berichtete Henry so knapp wie möglich, denn er sah schon Frau Kussmund auf die Klassentür zusteuern. »Leider hat uns Neles Papa erwischt, bevor wir sie öffnen konnten.«
Lukas blieb wie vom Donner gerührt stehen. »Eine Geheimtür?«, keuchte er atemlos. Vor Aufregung kriegte er seinen Mund gar nicht mehr zu.
»Mach die Klappe zu, es zieht«, lästerte Florian, der in diesem Moment an ihm vorbeilief. Und sein Kumpel Basti warf ein benutztes Kaugummi in Lukas aufgeklappten Mund.
»Pfui Teufel!«, schimpfte Lukas und spuckte das Kaugummi angeekelt wieder aus.
»Bist du von allen guten Geistern verlassen, Lukas?«, schimpfte Frau Kussmund und schnappte seinen Arm. »Seit wann spucken wir denn auf den Fußboden? Sofort wischst du die Schweinerei weg. Ich fürchte, du bist unausgelastet. Zeit für einen kleinen Mathetest …« Sie rauschte kopfschüttelnd ins Klassenzimmer.
Henry fummelte hilfsbereit ein Papiertaschentuch aus seiner Schultasche und gemeinsam machten sie den Fußboden sauber. »Boah, irgendwann kriegt Basti so eine Abreibung«, schimpfte Lukas. Mit einiger Verspätung setzten sie sich auf ihre Plätze.
Anscheinend hatte Nele inzwischen auch Tanne von ihrem nächtlichen Abenteuer erzählt, denn sie hatte mindestens genauso ein rotes Gesicht vor Aufregung wie Lukas. Trotzdem mussten Tanne und Lukas zwei qualvolle Schulstunden lang warten, die vollgestopft mit unlösbaren Textaufgaben waren, bis sie Nele und Henry mit Fragen löchern konnten.
»Ihr wart wirklich mitten in der Nacht im Verlies?«, rief Tanne wieder und wieder entzückt, als endlich große Pause war und sie auf ihrem Stammplatz unter dem Kletterbaum saßen. »Ich wäre echt gestorben.«
Nele kicherte. »Das wäre Henry auch fast. Da waren ja sooo riesige Spinnen, mindestens staubkorngroß.« Sie bekam einen ewig langen Lachanfall.
Ausnahmsweise blieb Henry gelassen. »Ratet mal, wer der echte Angsthase war … Jemand hatte plötzlich Angst vor Geistern oder so und wollte erst gar nicht mitkommen in das Verlies …« Er deutete zwinkernd in Neles Richtung.
»Pahh!«, erwiderte Nele. »Und Jemand ist so blind wie ein Huhn, dass er die Geheimtür mit einer Steinwand verwechselt hat. Jemand wollte wohl lieber in sein kuscheliges Bett zurück.«
Lukas schüttelte ungeduldig den Kopf. »Hört doch auf mit dem Quatsch. Jedenfalls habt ihr eine Geheimtür gefunden. Das ist echt hammercool! Glaubt ihr, sie führt in die Schatzkammer vom ollen Kuckuck?«
Nele und Henry zuckten gleichzeitig mit den Schultern. »Wäre Papa nicht aufgetaucht, wüssten wir es jetzt. Wenigstens hat er die Tür nicht gesehen, weil es so dunkel war. Und Henry hat ihm weisgemacht, dass wir im Verlies auf Spinnensuche waren«, erzählte Nele.
Tanne grinste anerkennend. »Genial, Henry. Du bist echt ein Schlitzohr. Und wie geht es jetzt weiter?«
Lukas ergriff das Wort. »Ist doch klar. Wir schleichen heute nach der Schule noch einmal zusammen in das Verlies und grapschen uns den Schatz, bevor die Erwachsenen Lunte riechen.«
Nele schüttelte den Kopf. »So einfach geht das nicht. Papa arbeitet den ganzen Tag zu Hause und passt sicher auf wie ein Luchs. Außerdem glaube ich, Tante Adelheid weiß was. Jedenfalls hat sie was ganz Merkwürdiges gesagt, bevor ich eingeschlafen bin: Das Schmuckstück ist vielleicht bereits woanders, als du denkst . Habt ihr eine Ahnung, was sie damit meint?«
Für einen Augenblick herrschte Schweigen. Alle vier dachten über Adelheids Worte nach. Lukas und Henry schüttelten den Kopf, während Tanne maulte: »Ich habe das Rätselraten allmählich satt. Wir haben ja nicht mal das eine gelöst.«
»Das stimmt nicht«, widersprach Nele. »Das erste Rätsel hat doch Henry rausgefunden. Darin hieß es, dass wir unten im Verlies suchen sollen.«
Dort, wo Nager träumen,
musst du gründlich räumen.
Sonst schnappt dir den Speck
ein anderer vor der Nase weg.
wiederholte Henry. »Wo gibt es die meisten Mäuse? Im Keller. Das war leicht. Aber
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