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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Tatar. Es fehlen nur noch das Eidotter und die Zwiebeln. Dann möchte man direkt anbeißen!« Er schüttelte den Kopf und ging zu Knurrtönen über: »Nein, wissen Sie, wie Sie aussehen? Als ob Sie nicht Schüler von Hartenstein, sondern Rauschmeißer in einem Bierzelt wären. Himmel, Zwirn und Wolkenbruch, war das nötig?!«
    »Jawohl, Herr Direktor«, antwortete Manfred fest, »das war es!«
    »Na, Sie müssen es ja wissen!« sagte der Chef achselzuckend und wechselte in die Vaterrolle über. »Fräulein Primula hat mir berichtet, daß Sie heute Besuch bekommen. Herrn Dr. Marcel Etienne. Ich kenne ihn. Das heißt, ich kenne eine ganze Reihe seiner Veröffentlichungen. Eine äußerst peinliche Geschichte! Er wird einen schönen Eindruck von Hartenstein bekommen, wenn er Sie in diesem Zustand sieht...«
    »Ich habe mich mit Thomas schon verabredet, ihm zu erzählen, daß ich über eine Hürde gestürzt bin.«
    Dr. Herterich wiegte den Kopf hin und her. »Vor allem eins, mein Kind, sei treu und wahr! — Na ja, aber wenn Sie durchaus ein wenig schwindeln wollen, zur Ehre von Hartenstein sozusagen... Ich habe nichts dagegen.« Er hüstelte, blinzelte Manfred zu und gab ihm einen kleinen Schlag auf die Schulter. »Und nun sagen Sie mir nur noch eins, Manfred — was wollte dieser Grafenstetter eigentlich von Ihnen?«
    Manfred starrte den Chef an. »Auf Ehrenwort, Herr Direktor, ich weiß es nicht. Ich habe wahrhaftig geglaubt, die Hitze hätte ihm geschadet.«
    In dem Wohntrakt des Hauses, in einem der kleinen Zimmer, die mit je zwei Mann belegt waren und einander glichen wie ein Ei dem anderen, stand Dr. Schwertfeger neben dem Schreibpult von Klaus Grafenstetter. Er blätterte in ein paar vergilbten Zeitungen und Zeitungsausschnitten, während sich der Junge am Waschbecken das zerschlagene und verschwollene Gesicht mit einem nassen Handtuch kühlte. Nach einer kleinen Weile legte der Studienrat die Blätter in die Mappe zurück, mit spitzen Fingern, als fürchte er, sich an ihnen zu besudeln.
    »Wie sind Sie zu diesen Zeitungen gekommen, Grafenstetter«, fragte er mit steinernem Gesichtsausdruck, »und vor allem, wie sind Sie dazu gekommen, diese interessanten Entdeckungen zu machen?«
    »Ganz einfach, Herr Doktor«, antwortete Grafenstetter, der den angewiderten Tonfall in Dr. Schwertfegers Stimme nicht zu hören schien, »ich erwähnte am letzten Sonntag daheim, daß Manfred Pforten in meiner Klasse sei. Und da sagte eine Tante von mir, die sich jeden Pforten-Film ansieht, es hätte da vor Jahren eine Geschichte geben. Manfred Pforten sei gar nicht der Sohn von Michael Pforten, sondern er wäre nur adoptiert worden. Das sei damals auch durch die Zeitungen gegangen. Nun, und da habe ich mir die betreffenden Blätter einfach vom Archiv unseres >Anzeigers< besorgt...«
    »Sie sind ein raffinierter Bursche, Grafenstetter.«
    Der Junge grinste triumphierend. »Na, was sagen Sie jetzt, Herr Dr. Schwertfeger?«
    Der junge Studienrat warf einen flüchtigen Blick auf den obenauf liegenden Zeitungsausschnitt, der das durch die grobe Rasterung ziemlich undeutliche Bild des um sechzehn Jahre jüngeren Michael Pforten zeigte, der dem Fotoreporter einen kleinen, dicken Buben entgegenstreckte. Er drehte sich um und ging langsam zur Tür.
    »Ich habe etwas dazugelernt, Grafenstetter«, sagte er kalt. »Sie haben mir soeben gezeigt, daß man die Wahrheit sprechen und trotzdem ein Schwein sein kann.«
    Der Junge fuhr herum. Sein Gesicht flammte auf.
    »Was wollen Sie damit sagen, Herr Studienrat!« fragte er mit schriller Stimme.
    »Genau das, was Sie verstanden haben!« antwortete Dr. Schwertfeger kühl. »Immerhin stelle ich fest, daß Sie noch rot werden können. Das spricht dafür, daß Sie nicht den letzten Rest von Schamgefühl verloren haben.«
    »Ich werde mich bei Herrn Direktor Herterich über Sie beschweren!« schrie der Junge.
    »Tun Sie das, Grafenstetter! Beschweren Sie sich auch bei Ihren Eltern über mich. Aber erzählen Sie ihnen genau, was hier vorgefallen ist. Und so, wie ich Ihren Herrn Vater kenne, wird er verstehen, weshalb ich Ihre Visage hier nach den Ferien nicht mehr zu sehen wünsche.«
    Er verließ das Zimmer und schlug die Tür hinter sich mit einem Knall zu, der wie ein Schuß in dem langen, leeren Korridor widerhallte. Er ging langsam zum Sportplatz zurück. Er war ein Mann, der den Alkohol verabscheute, aber in diesem Augenblick hatte er das dringende Bedürfnis nach einem doppelstöckigen Schnaps.
    In

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