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Nelken fuers Knopfloch

Nelken fuers Knopfloch

Titel: Nelken fuers Knopfloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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die größte Lust, Ihnen eine zu kleben!«
    »...hat meinen Vater einen Schnulzenstar genannt und hat behauptet, mein Vater hätte mich im Findelhaus aufgelesen!«
    »Und das stimmt, Herr Doktor!« schrie Grafenstetter. »Ich kann es Ihnen beweisen, schwarz auf weiß! In meiner Bude liegen die Zeitungen, in denen es drinsteht! Ich habe sie von daheim mitgebracht. Sie können sich ja selber davon überzeugen, ob es die Wahrheit ist oder nicht!«
    Ein Haufen von Schülern aller Klassen hatte sich um den Kampfplatz versammelt. Hinten reckte sich Thomas auf den Zehenspitzen, denn ein paar größere Jungen versperrten ihm die Sicht.
    »Haut ab!« schrie Dr. Schwertfeger sie wütend an. »Macht, daß ihr an eure Plätze kommt! Der Betrieb geht weiter!« Und er scheuchte sie mit wirbelnden Armbewegungen zurück.
    »Gehen Sie an den Bach, Fred«, sagte er, als sich die Zuschauer verlaufen hatten, »und waschen Sie sich das Blut aus dem Gesicht!« — Er wandte sich an Grafenstetter, und sein Gesicht wurde eisig: »Und Sie erwarten mich in Ihrem Zimmer, Grafenstetter! Ich werde inzwischen dem Chef kurz berichten, was hier los war.«
    Grafenstetter lief eilig über den Platz und verschwand hinter den Häusern, während Dr. Schwertfeger dem Direktor den Grund der Prügelei erklärte.
    »Wissen Sie etwas von dieser unangenehmen Geschichte, Herr Direktor?«
    »Nein, Herr Schwertfeger, ich habe keine Ahnung davon. Aber ich muß zugeben, daß ich mich um die Interna der Bühnenwelt nie sonderlich gekümmert habe. Schauen Sie, was an der Sache dran ist, und versuchen Sie, die Geschichte irgendwie geradezubiegen. Sie ist mir unangenehm genug!«
    »Mir auch, Herr Direktor!« sagte der junge Studienrat verkniffen und sah sich nach Manfred Pforten um, an dessen Seite Thomas am Bachrand kniete und damit beschäftigt war, Manfreds blutbesudeltes Trikot zu waschen.
    »Was war eigentlich los, Fredi?« fragte der Kleine.
    »Ach, nichts Besonderes, Tom... Grafenstetter wurde unverschämt, und da habe ich ihm eine Abreibung gegeben.«
    »Mann!« krähte Thomas begeistert. »Du hast ihm vielleicht ein paar Dinger verpaßt, einfach Klasse! Wie ist das bloß mit deinem Auge passiert? Das ist ja eine böse Schweinerei. Das mußt du feste kühlen, Fredi, sonst siehst du heute abend aus, als ob du in einen Bienenschwarm geraten bist.«
    »Er hatte doch ‘nen Siegelring am Finger...«
    »Dieses feige Schwein«, empörte sich Tom, aber Manfred unterbrach ihn.
    »Hör mal zu, Kleiner: vor ein paar Minuten hab’ ich ein Telegramm bekommen. Onkel Marcel kreuzt noch heute hier auf. Er will uns abholen und nach Sachrang bringen...«
    »Was! Onkel Marcel? Du, das ist ja eine tolle Masche. Wenn der heute schon kommt, dann lädt er uns bestimmt in den >Pfau< zum Essen ein. Und da bestell’ ich mir ein ganzes Brathähnchen.«
    »Du verfressener Sack«, Manfred grinste; es sah nicht sehr gut aus, denn das Auge begann schon anzuschwellen, und der Riß von dem Ring lief über Stirn und Wange, »ganz etwas anderes: Wir erzählen Onkel Marcel nichts von der Prügelei, verstanden? Wenn er fragen sollte, dann bin ich einfach beim Hürdenlauf gestürzt.«
    »Okay, Dicker«, Tom nickte, »du bist einfach beim Hürdenlaufen gestolpert und stockvoll auf den Rüssel gefallen!«
    Manfred sah seinen kleinen Bruder an, er sah ihn an, als vergleiche er dessen Gesichtszüge mit seinem eigenen Spiegelbild. Und er konnte beim besten Willen keine Ähnlichkeit zwischen sich und ihm entdecken. Der Kleine war brünett und hatte Michael Pfortens verwegene Nase, sogar der kleine Knick nach links fehlte daran nicht.
    »Was schaust du mich so dämlich an?«
    »Mäßige dich ein bißchen mit deinen Sprüchen, mein Sohn«, sagte Manfred warnend, »sonst kippt deine Frau Mama womöglich aus den Pantoffeln.«
    Tom grinste. »Ach, laß man, Dicker, die Dame nimmt immer ganz schön von uns Farbe an, wenn wir lange genug daheim sind. Die braucht nur noch ein bißchen harte Erziehung, dann sagt sie auch...«
    »Na, was denn?!« ertönte hinter ihnen Dr. Herterichs sonore Stimme.
    Thomas lief puterrot an und sprang auf die Füße.
    »Nichts, Herr Direktor«, stammelte er, »nichts!« und machte, daß er davonkam.
    Der Chef sah sich Manfreds Gesicht mit fast fachmännischem Interesse an; er hatte früher, als er die Hosen noch mit dem Gürtel tragen konnte, selber eifrig Sport getrieben.
    »Hübsch sehen Sie aus, Pforten!« stellte er fest. »Richtig appetitlich wie ein frisches Beef ä la

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