Nelson DeMille
diese Regeln?«
»Das ist ein Gebot der Vernunft und des Anstands.« »Was würde Emily Post dazu sagen?«
»Sie würde sagen, du sollst tun, was deine angehende Braut dir sagt.« »Es ist wunderbar, wieder da zu sein.«
Sie streckte die Hand aus, kniff mich in die Wange und sagte: »Es ist wunderbar, dich wiederzuhaben.«
39
Beim Gästehaus angekommen, entluden wir den Lexus. »Lass uns zum Sund joggen«, schlug Susan vor.
»Ich habe in meinem neuen Büro allerhand zu erledigen, und ich muss in meiner Sockenschublade Ordnung schaffen.« »Okay, gute Idee, dann laufe ich allein. In etwa einer Stunde bin ich wieder da.«
»Ich möchte nicht, dass du auf der Grace Lane oder irgen dwo außerhalb des Grundstücks j oggst.«
»John -«
»Lauf auf dem Anwesen. Nicht jeder hat ein achtzig Hektar großes Grundstück«, erinnerte ich sie. »Vielleicht stoße ich später zu dir.«
Sie wirkte leicht ungehalten, als sie sagte: »Mir war nicht klar, dass ich so herumkommandiert werden würde.«
Damit waren wir schon zu zweit, aber ich erwiderte: »Tu mir einfach den Gefallen.«
»Tu ich doch immer. In Ordnung, wir sehen uns in etwa einer Stunde.« »Nimm dein Handy mit und ruf mich an, oder ich rufe dich an.« »Ja, Sir. «
»Und keine Shorts.«
Sie lächelte und ging nach oben, um sich umzuziehen. Ich betrat mein Büro und sah die Akten- und Umzugskartons sowie eine Kiste Holzapfelgelee, die an der Wand gestapelt waren.
Das Nachrichtenlämpchen am Telefon blinkte, und ich hörte die einzige Nachricht ab: »John Sutter, hier spricht Felix Mancuso. Sie baten um einen Rückruf.« Er nannte seine Handynummer, die ich auf die Rückseite von Detective Nastasis Karte schrieb, dann löschte ich die Nachricht.
Um die Zeit totzuschlagen, bis Susan aufbrach, blickte ich mich in meinem alten Büro um und dachte an die vielen Abende, an denen ich bis spätnachts am Schreibtisch gesessen und versucht hatte, die Steuer- und Vermögensprobleme anderer Leute zu lösen, die sie sich größtenteils selbst eingebrockt hatten.
Über der Couch entdeckte ich eine Neuerung - drei von Susans Ölgemälden von berühmten Ruinen der Gegend: die Kapelle von Laurelton Hall, Louis C. Tiffanys Art-nouveau-Villa; ein paar steinerne Säulen von den Überresten des Meudon, eines Palastes mit achtzig Zimmern, der dem Meudon Palace am Stadtrand von Paris nachempfunden war; und die Kolonnade eines Herrenhauses namens Knollwood, das einst die Heimstatt eines gewissen Zog gewesen war, des letzten Königs von Albanien, was mich daran erinnerte, dass Mr Nasim nicht der erste Ausländer war, der sich ein Stück Gold Coast gekauft hatte, und auch nicht der letzte sein würde.
Als ich mir die Bilder anschaute, wurde mir bewusst, dass Susan wirklich Talent hatte, und ich fragte mich, warum sie nicht mehr malte. Vielleicht, dachte ich, hatte es etwas mit ihrem letzten Werk zu tun, Alhambra, und all den schlechten Erinnerungen, die mit diesem Einzugsgeschenk für die Bellarosas verbunden waren. Und das erinnerte mich natürlich an meinen Vandalismus in Anthonys Herrenzimmer. Ich würde jede Wette eingehen, dass er stinksauer wurde, sobald er die Zerstörung sah. Darüber hinaus würde ich wetten, dass Sigmund Freud Spaß daran hätte, mir mein destruktives Verhalten zu erklären. Und vielleicht käme er zu dem Schluss, dass ich, abgesehen von den unglückseligen Erinnerungen, die dieses Bild in mir auslöste, unterbewusst versuchte, Anthonys Aufmerksamkeit und Zorn von Susan auf mich abzulenken. Tja, Sigmund, so unterbewusst war das gar nicht. Susan rief: »Bis später.«
Ich setzte mich an den Schreibtisch und blickte zum Telefon, zögerte jedoch. Ich hatte Felix Mancuso aus einer Intuition heraus angerufen, aber da ich wusste, wie die Polizei arbeitete, sagte ich mir, dass dies ein Verstoß gegen das Protokoll war, über den sich Detective Nastasi ganz und gar nicht freuen würde. Wie er erklärt hatte, würde ihm das FBI nicht einmal Bescheid sagen, wenn sein Arsch in Flammen stünde, und ich war mir sicher, dass er ihnen ebenfalls wichtige Informationen vorenthielt. Außerdem hatte er gesagt, er wolle sich mit dem FBI in Verbindung setzen.
Andererseits hatte ich einst eine persönliche Beziehung zu Felix Mancuso, und er war ein kluger und anständiger Mann, dem ich vertraute. Ich hatte ihm insgeheim einen Spitznamen gegeben, Heiliger Felix, aber er war nicht nur ein Weltverbesserer, sondern auch ein taffer Mann, der die kriminellen Umtriebe der Mafia
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