Nelson DeMille
Nähe seiner Feinde bleiben; denn wenn man nicht wusste, wo sie waren, wurden sie umso gefährlicher.
Susan sagte: »Komm mit mir nach Locust Valley. Ich brauche ein bisschen Wein und Schnaps, und ich möchte ein paar Lebensmittel kaufen. Ich lasse dich ein Müsli aussuchen, das du magst.«
Eigentlich wollte ich auf Mancusos Anruf warten und die Schrotflinte suchen, aber weil ich fand, dass ich sie begleiten sollte, sagte ich: »Na schön. Klingt nach Spaß.«
»Mit dir einkaufen zu gehen macht alles andere als Spaß.«
Zum Thema die Exfrau nie wieder heiraten hatte mein Freund außerdem gesagt: »Sie kennen deinen Namen, den Dienstrang und die Seriennummer noch vom letzten Mal, als sie dich geschnappt haben.«
Nun ja, das war sehr zynisch, hatte aber den Vorteil, dass wiedervereinte Paare auf das lange, stressige Werben verzichten konnten und nicht ständig beste Manieren an den Tag legen mussten.
Wir stiegen in den Lexus, und Susan wollte fahren. Sie sagte: »Wir sollten deinen Mietwagen abstoßen.«
»Ich brauche ein Auto.«
»Kauf dir eines.«
»Susan, meine Süße, ich habe kein Geld und bekomme in diesem Land auch keinen Kredit.«
»Wirklich? Tja, ich schon.«
»Was glaubst du, wie viel mir dein Vater gibt, wenn ich wieder nach England gehe?«
»Einhunderttausend. Das ist sein übliches Angebot für inakzeptable Männer.« »Ich wünschte, ich hätte das früher gewusst.« »In deinem Fall hätte er es verdoppelt.« »Ich teile es mit dir.«
Als wir uns dem Pförtnerhaus näherten, sahen wir Elizabeth davorstehen, deshalb hielt Susan an und Elizabeth kam zum Auto und beugte sich zu meinem Fenster. Sie trug den gleichen Fliederduft wie neulich. Susan sagte: »Hast du Lust, uns heute Abend beim Essen Gesellschaft zu leisten? Das bringt dich auf andere Gedanken.«
»Danke, aber ich möchte zurück zum Fair Häven.«
»Das kann ich verstehen«, sagte Susan. »Aber falls du deine Meinung ändern solltest - wir sind gegen sieben im Creek.« Damit wurde mir erstmals klar, dass Susan nicht kochen wollte, und ich war erleichtert, selbst wenn sie in den letzten zehn Jahren gelernt haben sollte, wozu all die Sachen in der Küche gut waren. Andererseits war ich alles andere als froh darüber, dass wir in den Creek gehen wollten.
Elizabeth wandte sich an mich und sagte: »Ich habe eine Kiste Holzapfelgelee für dich.« »Danke.«
»Das ist Johns Honorar für die Verwaltung des Nachlasses«, erklärte sie Susan.
Ich dachte schon, Susan würde sagen: »Kein Wunder, dass er pleite ist.« Stattdessen erwiderte sie: »Ruf an, wenn du doch auf einen raschen Drink in den Club kommen möchtest.«
»Danke.«
Dann waren wir unterwegs nach Locust Valley. »Eigentlich möchte ich nicht in den Creek gehen«, sagte ich. »Bringen wir's hinter uns.« »Wie könnte ich so eine Einladung ausschlagen?« »Du weißt genau, was ich meine.«
Ich dachte darüber nach, dann erwiderte ich: »Na schön. Klingt nach Spaß. Vielleicht ist Althea Gwynn da.«
Wir fuhren nach Locust Valley und hielten beim erstbesten Wein- und Spirituosenladen, dann an einem Supermarkt, wo wir ein paar Frauen über den Weg liefen, die Susan kannte, und auch ein paar, die ich kannte. Wir ergingen uns jedes Mal im üblichen Supermarktgeplauder, und nur eine Frau, Beatrice Brown alias »Bee-bee«, sagte etwas Provokantes: »Ich bin überrascht, dass Sie wieder da sind, John.«
»Und ich bin überrascht, dass Sie immer noch da sind.« Bee-bee wusste nicht recht, wie sie das auffassen sollte, krallte sich an ihren Einkaufswagen und zog ab. »Du hättest sagen sollen: >Es ist wunderbar, wieder da zu sein<«, riet mir Susan. »Es ist wunderbar, wieder da zu sein.«
»Geh nie direkt auf eine provozierende Äußerung oder eine Fangfrage ein.« »Es ist wunderbar, wieder da zu sein.«
Eine halbe Stunde später hatten wir unsere Einkäufe erledigt und verstauten die Sachen im Kofferraum. Susan fragte: »Brauchst du noch irgendetwas? Toilettenartikel? Arzneimittel?«
»Es ist wunderbar, wieder da zu sein.«
Sie seufzte, setzte sich ans Steuer, und wir fuhren heim. Unterwegs sagte sie: »Ich möchte, dass du heute deine Mutter anrufst.«
»Wenn ich sie anrufe, kann ich ihr aber nicht sagen, dass wir wieder zusammen sind, weil sie womöglich deine Eltern anruft.«
»Bitte Sie darum, es nicht zu tun. Sie muss erfahren, dass ihr Sohn jetzt mit seiner Exfrau zusammenlebt. Und sie muss es vor meinen Eltern erfahren, und vor der Beerdigung.« »Woher kommen
Weitere Kostenlose Bücher