Nelson DeMille
Wohnrecht im Pförtnerhaus nicht mehr zur Sprache. Wieso hast du das überhaupt getan?« »Mir war nicht klar, dass es ein heikles Thema ist.«
»Das weißt du doch. Wenn du dich amüsieren willst, dann tu das auf eine nicht ganz so unausstehliche Art und Weise.« »Okay. Wie wär's mit einem Quickie?«
»John, wir gehen zu einer Totenwache.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Wie quick?«
51
Da William und Charlotte die Skala des Alkomaten gesprengt hätten, fuhr ich. Ich ließ den Karabiner daheim, damit die Stanhopes ihn nicht sahen und ich nicht in Versuchung kam, sie zu erschießen.
Susan, die neben mir saß, sah in Schwarz gut aus, aber sie war in einer schweigsamen postkoitalen Stimmung, die durch den bevorstehenden Besuch im Bestattungsinstitut zusätzlich gedämpft wurde.
Die Stanhopes, die hinten im Lexus saßen, hatten ihre Tropenvogelkostüme abgelegt und trugen ebenfalls Schwarz, was ihnen das Aussehen von Geiern verlieh. Das Auto roch nach Gin, und ich wurde ein bisschen beschwipst.
Ich war davon überzeugt, dass William seiner Frau von unserem Privatgespräch erzählt, sich selbst ins rechte Licht gerückt hatte und sie jetzt in ihren kleinen, alkoholgeschwängerten Hirnen über die Sache nachdachten.
Immerhin drei von uns wussten, dass wir um Susan Stanhope Sutter verhandelt hatten, die nicht ahnte, dass sie zum Verkauf stand.
Trotz eines langen und anstrengenden Tages und des bevorstehenden vermutlich nicht weniger langen Abends war ich munter und aufgekratzt. Vielleicht taten mir Gefahr, Konflikte und Blödsinn gut. Außerdem hatte ich natürlich gevögelt. Und ich hatte nicht mit irgendjemandem gevögelt - nein, ich hatte mit Mr und Mrs Stanhopes Tochter geschlafen, was das Ganze noch genüsslicher machte. Das ist ein bisschen pervers, ich weiß, aber zumindest bin ich mir darüber im Klaren, dass es selbst nach spleenigen Maßstäben ziemlich armselig ist.
Wenn Mom und Dad aufgepasst hatten, war ihnen natürlich aufgefallen, dass ich mit ihrer Tochter das Schlafzimmer teilte. Und wenn sie vor der Tür herumgelungert hatten, wussten sie auch, warum wir eine Viertelstunde zu spät dran waren.
Niemand schien viel zu sagen zu haben, daher versuchte ich, die Stimmung etwas aufzuheitern: »Ich lade euch heute Abend zum Essen ein. In Locust Valley gibt es ein nettes italienisches Lokal, in dem ich seit zehn Jahren nicht mehr gewesen bin.«
»John.«
»Ja, mein Schatz?«
»Mom und Dad haben einen langen Tag hinter sich, deshalb nehmen wir zu Hause ein ruhiges Abendessen ein.«
»Ausgezeichnete Idee, meine Süße. Tut mir leid, dass mir das Memo entgangen ist.«
»Jetzt weißt du es.«
William und Charlotte kamen mir ungewöhnlich schweigsam vor, deshalb warf ich einen Blick in den Rückspiegel und sah, dass sie eingenickt waren und mein großzügiges Angebot, sie zum Abendessen bei meinem Lieblingsitaliener einzuladen, nicht mitbekommen hatten. Ich fragte Susan: »Wie hieß das Lokal? Vaffanculo?«
Sie beugte sich zu mir und flüsterte: »Benimm dich. Das hier ist zu wichtig, als dass du es mit deinem kindischen Humor vermasseln darfst.« »Tut mir leid.«
»Du hast dich so gut gehalten. Kannst du dich nicht zusammennehmen?«
»Ich versuch's, aber ich kann einfach nicht widerstehen -« »Hier geht es nicht um dich. Es geht um Edward und Carolyn. Und um uns.«
Susan wusste natürlich nicht, dass ich jetzt eine gewisse Macht über den lieben Dad hatte, aber diese Macht würde sich in Wohlgefallen auflösen, sobald ich William erklärte, dass er sein Angebot nehmen und es sich in seinen culo stecken könne. Deshalb freute ich mich darauf, dass ich ihn in den nächsten Tagen ein bisschen triezen konnte. Allerdings musste ich aufpassen, dass Susan nicht in der Nähe war.
»John? Verstehst du das?«
Ich hielt zwei Finger hoch, was sie als Friedenszeichen auslegte. »Danke.« Am Montag würde ich ihr erklären, dass es zwei Millionen bedeutete.
Um ein bisschen objektiv zu sein: Mir war klar, dass William glaubte, als Vater nur das Beste für seine Tochter im Sinn zu haben. Aber er war ein Kontrollfreak und hatte keine Ahnung, was das Beste für Susan war. Außerdem hasste er mich natürlich ohne jeden Grund. Nun ja ... wir hatten uns einfach nie verstanden. Folglich ging es hier um ihn. Und statt erst mit Susan und dann mit mir zu sprechen, hatte er mir gleich Geld angeboten, damit ich die Biege machte. Und warum dachte er, John Whitman Sutter würde sein Geld nehmen? Auch nach all den
Weitere Kostenlose Bücher