Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
Vom Netzwerk:
entgangen war, und William schnaubte eindeutig. Kommt schon, Leute. Seid locker und lasst die Liebe in eure Herzen.
    Susan schlug vor, dass wir uns setzen sollten, und so nahmen wir hinter Elizabeth und ihren beiden Kindern Platz.
    Manche Totenwachen sind besser als andere, was, wie ich schon sagte, teilweise davon abhängt, wer im Sarg liegt. Man bekommt Leute zu Gesicht, die man eine Weile nicht gesehen hat, und man kann einander versprechen, sich bei fröhlicheren Anlässen wiederzusehen. Diese Totenwache jedoch verhieß tödlich zu werden. Na schön, na schön.
    Ich meine, ich kannte hier allem Anschein nach niemanden der Anwesenden oder Neuankömmlinge. Vielleicht sollte ich zu Salon B rübergehen und nachsehen, was dort vor sich ging.
    Susan allerdings kannte einige Leute, und sie stand ein paarmal auf und begrüßte eintreffende Trauergäste, und ab und zu schleppte sie jemanden her, damit er zu mir und ihren Eltern Hallo sagen konnte.
    Auch William und Charlotte kannten ein paar ältere Leute, und sie standen auf und begrüßten einige, bevor sie sich in den hinteren Teil des Salons verzogen, wo sich die Senioren versammelt hatten, abseits vom Sarg, der sie vermutlich beunruhigte.
    Ich erinnerte mich, dass sich bei Georges Beerdigung vor zehn Jahren die Runde der alten Knaben beziehungsweise das, was damals noch davon übrig gewesen war, in stattlicher Zahl im Walton's eingefunden hatte, um einem der Ihren die letzte Ehre zu erweisen. Ich entsann mich außerdem, dass selbst ein paar Vertreter des alten Geldadels samt ihren Damen erschienen waren. Aber jetzt sah ich niemanden, der aus einer dieser so unterschiedlichen und doch zusammengehörigen Schichten stammen könnte, und das machte mir mehr als alles andere klar, dass die alte Welt, die bereits im Sterben lag, als ich geboren wurde, tatsächlich tot und begraben war.
    Und dann tauchte unter der Tür eine alte Dame in einem Rollstuhl auf, der von einer Schwester in weißer Tracht geschoben wurde. Susan sah sie und sagte zu mir:
    »Das ist Mrs Cotter, unsere alte Chefhaushälterin. Kannst du dich noch an sie erinnern?«
    Ich konnte mich nicht einmal daran erinnern, dass wir überhaupt eine Haushälterin hatten, ob Chef oder sonst wie, daher nahm ich an, dass Susan sich auf Stanhope Hall und ihre Eltern bezog. »Ich glaube schon«, erwiderte ich.
    Mrs Cotter wurde von der Schwester zum Sarg geschoben, wo sie eine Zeitlang verweilten, schließlich kehrtmachten und sich zu Elizabeth begaben.
    Susan stand auf, nahm meine Hand und zog mich zu Elizabeth und Mrs Cotter hinüber, die sich jetzt gegenübersaßen. Elizabeth hielt die Hand der alten Dame, und beide schluchzten und sprachen unter Tränen miteinander.
    Mrs Cotter war gebrechlich, aber sie wirkte scharfsinnig und erkannte Susan auf Anhieb. Susan kniete sich neben sie, worauf noch mehr Tränen flössen, als sich die drei Frauen über Ethel und George und die Vergangenheit ausließen und das Leben aufarbeiteten.
    Das schien alles zu sein, was von den glorreichen Tagen von Stanhope Hall übrig war - der ehemalige Herr und die Herrin, die im hinteren Teil des Salons ihre Martinis ausrülpsten; ihre Tochter, die die ehemals besseren Zeiten zumindest teilweise wiedererstehen lassen wollte; Mrs Cotter, die, soweit ich mich entsann, über ein schwindendes Personal in einem Haus regiert hatte, in dem ein Zimmer nach dem anderen abgeschlossen worden war; Elizabeth, die Göre vom Anwesen; und Ethel, die in der beneidenswerten Lage war, nie mehr an einer Beerdigung teilnehmen zu müssen.
    Susan sagte zu Mrs Cotter: »Sie erinnern sich doch noch an meinen Mann, John Sutten«
    Mrs Cotter rückte ihre Zweistärkenbrille zurecht und sagte: »Ich dachte, Sie wären mit einer anderen Frau durchgebrannt.«
    Die Alten, Gott schütze sie, dürfen sagen, was sie wollen, auch wenn sie manchmal nicht ganz richtig liegen. »Ich bin wieder da«, erwiderte ich höflich.
    »Tja, Sie hätten gar nicht erst weggehen sollen. Miss Stanhope hatte alle Freier, die sie wollte, darunter einige aus den besten Familien.«
    Alle verkniffen sich ein Lächeln, und Mrs Cotter, die sich über die Gelegenheit freute, sich für Susan einsetzen zu können, fügte hinzu: »Sie ist eine schöne junge Dame, und ich hoffe, Sie wissen das zu schätzen.«
    »Durchaus.«
    Mrs Cotter gab sich damit offenbar zufrieden, und Susan sagte zu ihr: »Meine Eltern sind hier, Mrs Cotter, und ich weiß, dass sie Ihnen Hallo sagen wollen.«
    Darauf erwiderte Mrs

Weitere Kostenlose Bücher