Nelson DeMille
vorsichtig sein, was akzeptable Partner für unsere Tochter angeht. Kannst du mir folgen?«
»Natürlich. Ich möchte, dass sie glücklich ist.«
»Nein - tja, ja, wir natürlich auch. Aber ich spreche von ... na ja, Geld.«
»Geld? Was hat das denn mit Geld zu tun? Wir bezahlen unsere Hochzeit selbst.«
Meine Beschränktheit wurmte ihn sichtlich, aber er fuhr geduldig fort: »Ich habe keine Ahnung, wie du finanziell dastehst, aber ich bin mir sicher, dass Susans jährliche Unterhaltszahlung und ihre künftige Erbschaft deine Haltung beeinflussen. Nun, versteh das nicht falsch, John. Ich bin mir sicher, dass du sie gern hast, aber offen gestanden, glaube ich, dass ihr euch aus dem richtigen Grund habt scheiden lassen - ihr habt nicht zueinander gepasst -, und deswegen habt ihr euch zehn Jahre voneinander ferngehalten. Folglich lautet jetzt die Frage, warum du ihr wieder den Hof machst und warum du ihr einen Heiratsantrag gemacht hast.«
Es war eher umgekehrt abgelaufen, aber ich war zu sehr Gentleman, um das zu sagen. »William, wenn du mir damit unterstellen willst, dass ich ein Heiratsschwindler bin, bin ich wirklich beleidigt.«
»John, das behaupte ich nicht. Ich will nur sagen, dass dein Denken und deine Gefühle möglicherweise von solchen Überlegungen beeinflusst sind - unterbewusst natürlich.«
»Hm, du sprichst da einen interessanten Punkt an ... du meinst also, unterbewusst... nun ja, ich glaube, darüber muss ich nachdenken. Ich möchte nicht der Meinung sein, aus Liebe zu heiraten, wenn es insgeheim nur des Geldes wegen geschieht.«
Möglicherweise war ich in puncto Sarkasmus zu weit gegangen, aber William ließ es mir durchgehen, beugte sich noch weiter vor und sagte unverblümt: »Vielleicht könnten wir über eine finanzielle Regelung sprechen, die dich dazu bewegt, wieder nach London zu ziehen.«
Wenn er sich auf die mickrigen hunderttausend Dollar bezog, die er Susans sämtlichen Freiern anbot, dann war ich beleidigt. Selbst zweihunderttausend Dollar wären eine Beleidigung. Es musste schon siebenstellig sein.
»John?«
Ich schaute ihn an, und mir wurde klar, dass der Rest der Woche ein bisschen schwierig werden könnte, wenn ich ihm sagte, er könne mich kreuzweise. Wenn ich jedoch mitspielte, wäre er ein glücklicher Hausgast, und wenn wir unser Vatertagsessen hinter uns hatten, könnte ich ihm immer noch sagen, er könne mich mal. Vielleicht sollte ich auch warten, bis Edward am Montagmorgen abgereist war. Ein »Leck mich« muss zum richtigen Zeitpunkt kommen.
»Ich hoffe doch, dass du darüber nachdenkst«, sagte er.
»Mach ich. Ich meine, nicht wegen der finanziellen ... sondern wegen dem, was du in Bezug auf Susan gesagt hast, dass sie möglicherweise durcheinander und nicht ganz bei sich ist.« Ich tat so, als wäre ich tief in Gedanken versunken, dann nickte ich mir zu und kam zu einer widerwilligen Schlussfolgerung. Ich sagte: »Ich will nicht, dass sie einen Fehler macht, wenn wir wieder heiraten ... und dann unglücklich ist.«
»Nein, John, das wollen wir nicht.«
»Daher ... nun ja, dann sollten wir vielleicht« - glänzende Idee - »erst einmal zusammenleben.«
Armer William. Er dachte vermutlich, dass die Walzen meines persönlichen Spielautomaten nur bei drei Zitronen stehenbleiben konnten und dass ich resigniert aufstehen und heimgehen würde. Er räusperte sich. »Ich habe von einem finanziellen Anreiz gesprochen, wenn du nach London zurückkehrst.«
»Oh ... richtig. Nun ja ... ich möchte Susan nicht wehtun, indem ich weggehe ... aber ich möchte ihr auch nicht wehtun, indem ich mich auf eine zum Scheitern verurteilte Ehe einlasse.«
»Langfristig wärt ihr beide viel glücklicher, wenn ihr euch jetzt trennt«, versicherte mir William. »Es muss kurz, schmerzlos und endgültig sein.«
Das erinnerte mich an den Deal, den ich mit Frank Bellarosa eingegangen war. Jedenfalls holte ich tief Luft - eigentlich war es ein Seufzer - und sagte: »Ich muss darüber nachdenken.«
William witterte einen Deal. »Ich hätte deine Antwort gern bis Sonntag oder spätestens Montagmorgen, wenn wir abreisen.«
»In Ordnung.« Verlegen fragte ich: »Was den finanziellen Anreiz angeht... «
»Darüber können wir sprechen, sobald ich deine Antwort erhalten habe.«
»Na ja ... es wäre ganz hilfreich, wenn ich jetzt schon wüsste, wie groß dieser Anreiz ist.«
William wusste anscheinend selbst nicht, wie viel er ausgeben wollte, um das Glück seiner Tochter zu garantieren.
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