Nelson DeMille
Cotter etwas Seltsames: »Danke, aber ich möchte nicht mit Mr Stanhope sprechen.«
Damit war die Show zu Ende, und Mrs Cotter wies die Schwester an: »Wir können jetzt gehen.«
Elizabeth begleitete sie ins Foyer, und Susan und ich kehrten zu unseren Plätzen zurück.
Weil ich nicht wusste, was ich sagen sollte, schwieg ich. Aber ich dachte mir, dass William ein besonders schwieriger Arbeitgeber gewesen sein musste, knickrig bis zum Gehtnichtmehr und nicht allzu großzügig bei der Abfindung. Ich war froh, dass meine ausgesprochen geringe Meinung über ihn von Mrs Cotter im Beisein seiner Tochter bestätigt worden war.
»Ich meine mich zu erinnern, dass es zwischen Dad und Mrs Cotter Reibereien gab«, bemerkte Susan.
Um die Situation etwas aufzulockern, sagte ich: »Mich hat sie mit Sicherheit zurechtgestutzt.«
Susan lächelte. »Sie kann sich nicht mehr erinnern, aber sie mochte dich. Sie hat mir geraten, dich zu heiraten.«
Dabei beließen wir es, und ich wandte mich abwechselnd meiner Uhr und den eintreffenden Trauergästen zu. Ich bemerkte jetzt ein paar Leute, Männlein wie Weiblein, die offensichtlich Freunde von Elizabeth waren, und auch ein paar Frauen, die so schlecht gekleidet waren, dass sie Kundinnen von ihr hätten sein können. Ich nehme an, ich bin von Kindheit an gewohnt, auf die Neureichen herabzuschauen, aber sie machen es Leuten wie mir auch leicht, sich über sie lustig zu machen. Immerhin sind sie eine schlechte Mischung aus Geld ohne Geschmack und hemmungslosem Konsum aus Prestigegründen. Und allem Anschein nach übernahmen sie gerade diesen Teil des Planeten.
Nach etwa einer halben Stunde langweilte ich mich zu Tode, deshalb fiel mir nicht auf, dass meine Mutter eingetroffen war, bis ich sie in der ersten Reihe mit Susan und Elizabeth sprechen sah.
Harriet schaute mich an und sagte: »Willst du nicht Hallo sagen, John?«
Miststück. Ich stand auf und entschuldigte mich: »Tut mir leid, Mutter. Ich war im Gebet versunken.«
Sie lächelte doch tatsächlich darüber, dann plauderten sie, Susan und Elizabeth weiter.
Harriet trug ein kunterbuntes raues Baumwollkleid, und ich war davon überzeugt, dass es sich um die Trauertracht irgendeines beschissenen Stammes handelte, der in irgendeinem beschissenen Dschungel irgendwo in einem beschissenen Land lebte. Harriet war schon multikulti gewesen, bevor es modisch wurde, und für sie tat es jede Kultur, solange es nicht ihre eigene war.
Daher verdrückte ich mich, bevor sie anfing, um den Sarg zu tanzen und brennende Bananen oder irgendwas anderes in die Luft zu werfen, und flüchtete in den Warteraum. Tom und Laurence gönnten sich ebenfalls eine Pause, und ich setzte mich zu ihnen. »Erklärt mir noch mal, wie ihr Partner sein könnt, ohne im gleichen Geschäft zu sein.«
Darüber kicherten wir alle, und Tom gestand: »Ich dachte, ich hätte eine Schwiegermutter, die der Hölle entstiegen ist, Gott schenke ihrer Seele Frieden, aber Ihre beiden kommen geradewegs aus dem Inferno.«
»Ach, so übel sind sie gar nicht.«
Tom sagte: »Tja, ich beziehe mich nur auf das, was Elizabeth mir immer erzählt hat, und sie weiß das größtenteils von Ethel. Tut mir also leid, wenn ich etwas Falsches gesagt habe.«
»Sie sind nicht unbedingt die liebenswürdigsten Menschen«, räumte ich ein. »Aber sie haben auch ein paar gute Eigenschaften.« Da mir alles schnurzegal war, erklärte ich: »Sie sind reich und alt.«
Das sorgte für ein paar kräftige Lacher, und Tom sagte: »Tja, dicke Glückwünsche zu Ihrer bevorstehenden Hochzeit.«
Und so saß ich eine Weile da, plauderte mit Tom und Laurence und war froh über ihre Gesellschaft. Irgendwann betrat William mit einem älteren Knaben den Warteraum und schaute zu mir, ohne mich jedoch zur Kenntnis zu nehmen. Okay ... das sollte mich allerdings nicht davon abhalten, höflich und zuvorkommend zu meinem künftigen Schwiegervater zu sein, deshalb hob ich die Hand und zeigte ihm zwei Finger.
William wandte sich ab und setzte sich mit seinem Freund hin.
»Wollen Sie gehen?«, fragte mich Tom.
»Nein.«
»Oh, ich dachte nur, Sie hätten William die zweiminütige Vorwarnung zukommen lassen.«
»Nein. Ich habe ihm das Friedenszeichen gezeigt«, erklärte ich. »Manchmal zeige ich ihm nur den Mittelfinger.«
Weil Tom und Laurence das komisch fanden, erläuterte ich ihnen den Zusammenhang: »Als ich mit Susan ging, haben William und ich uns immer über den Vietnamkrieg gestritten, und ich habe ihm
Weitere Kostenlose Bücher