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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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dass ich es nicht genau weiß.«
    Anscheinend bemerkte sie meinen ungehaltenen Unterton, denn sie wechselte das Thema. »Ist mit meinem Testament alles in Ordnung?«
    »Ich glaube schon. Aber ich muss Ihnen ein paar Dokumente bringen, damit Sie sie durchsehen und auf den neuesten Stand bringen, und vielleicht auch ein paar Papiere zum Unterschreiben.«
    »Warten Sie keine Woche damit.«
    »Ich komme am Samstag oder Sonntag.«
    »Am Sonntag ist Sabbat.«
    »Okay, dann Samstag oder Montag.«
    Ich habe diese alten christlichen Sozialisten nie ganz verstanden. Es war vielleicht kein reiner Widerspruch in sich, und Sozialisten konnten sicher auch gläubig sein -soziale Gerechtigkeit durch Jesus -, aber Ethel war in gewisser Weise die Letzte einer aussterbenden Art.
    Ich bemerkte ein paar Zeitschriften auf ihrem Rolltischchen und sah, dass keins der alten linken Hefte dabei war, die sie früher immer gelesen hatte; es waren größtenteils Haus- und Gartenzeitschriften und ein paar schicke Publikationen von der Gold Coast, in denen, soweit ich mich entsann, über die Aktivitäten der Reichen und Berühmten berichtet wurde, über Wohltätigkeitsbälle, Restaurierungen von Herrenhäusern und gewisse Ereignisse in Manhattan. Womöglich trug Ethel die Namen von Millionären für die Umerziehungslager zusammen, falls die Revolution kam.
    Vielleicht war ihr aber jetzt, da der Tod nahe war, wie allen anderen klargeworden, dass in Amerika sämtliche Veränderungen oberflächlich sind; die Struktur bleibt gleich.
    Wie versprochen, steckte Mrs Knight den Kopf durch die Tür und fragte: »Wie geht es uns?«
    Warum benutzt das Krankenhauspersonal immer die erste Person Plural? Ich hätte am liebsten gesagt: »Mir geht's prima. Ihre Patientin liegt immer noch im Sterben.« Aber bevor ich dazu kam, erwiderte Ethel: »Uns geht's bestens, Diane. Danke.«
    »Klingeln Sie, wenn Sie irgendetwas brauchen.« Ich brauche einen Dewar's mit Soda. Klingel!
    Ethel widmete sich wieder dem Geschäftlichen und teilte mir mit: »Ich habe Elizabeth schriftliche Anweisungen für meine Beerdigung gegeben. Sehen Sie zu, dass sie sich daran hält.«
    »Das wird sie bestimmt tun.«
    »Achten Sie darauf.« »Das werde ich.«
    »Sie hat einen starken Willen und will immer, dass alles nach ihrer Vorstellung geschieht.«
    Woher sie das wohl hat?
    »Ich habe ein Kleid ausgewählt. Sie soll es suchen.«
    »Ich richte es ihr aus.« Offenbar gibt es eine Menge zu bedenken, wenn man im Sterben liegt, und ich bin mir nicht sicher, ob ich so ruhig und gefasst wäre wie Ethel. Hoffentlich erlitt ich einen Herzanfall und fiel tot um oder wurde von einem Bus überfahren, sodass ich es anderen Leuten überlassen konnte, sich den Kopf über alles Weitere zu zerbrechen.
    »Sorgen Sie außerdem dafür, dass Elizabeth mit Pater Hunnings spricht.«
    »Wird gemacht.« Reverend James Hunnings war und ist noch immer unser Sprengelpriester an der St. Mark's Episcopal Church. Ich konnte ihn partout nicht leiden, und wenn er ehrlich wäre, würde er über mich das Gleiche sagen. Ich war in Locust Valley an St. Mark's vorbeigefahren und hatte bemerkt, dass Hunnings immer noch ganz oben auf der Anschlagtafel stand, was mich nicht wunderte; es war ein guter Job in einem reichen Sprengel, und auch wenn die Episkopalen auf die Liste der gefährdeten Arten gehörten, gab es hier in der Gegend noch so viele von uns, dass Pater Hunnings so weitermachen konnte, wie er's gewohnt war.
    »Haben Sie mit Pater Hunnings gesprochen?«, fragte ich Ethel.
    »Natürlich, er kommt fast jeden Tag. Er ist ein wunderbarer Mann.«
    Er würde das von Ethel nicht sagen, wenn ich ihm verriete, dass Mrs Allard der Kirche nur fünfhundert Dollar hinterließ. Vielleicht bin ich zynisch, aber ich freute mich schon auf den Anruf. Oder ich könnte ihn, was noch besser wäre, zur Testamentseröffnung einladen. Und der St.-Mark 's-Kirche hinterlasse ich... Kunstpause, lächeln, fortfahren ... fünfhundert Dollar. Geben Sie nicht alles auf einmal aus, Jim.
    »Mr Sutter. Weshalb lächeln Sie?«
    »Oh ... Ich habe ... Und wie geht's Mrs Hunnings? Eine entzückende Frau.« »Der geht's gut. Waren Sie schon in der Kirche?« »Leider nicht.«
    »Sie sollten hingehen. Ihre Frau geht auch.« »Meine Exfrau.«
    »Ich habe mit Pater Hunnings über meinen Trauergottesdienst gesprochen.« »Gut. Er macht seine Sache gut.«
    »Mir hat Georges Trauergottesdienst nicht gefallen.«
    Mir auch nicht, aber gerechterweise muss man

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