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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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sich zum Beispiel kennengelernt haben. Warum Sie sich dafür entschieden haben, geschäftlich miteinander zu verkehren. Ich meine ... warum sollte jemand wie Sie ... Sie wissen schon, sich auf einen Kriminalfall einlassen?«
    »Sie meinen, mit dem organisierten Verbrechen?«
    Darauf wollte er nicht eingehen. Als gäbe es keine Mafia. Keine Cosa Nostra. Wovon reden Sie überhaupt?
    »Sie haben ihn bei einer Mordanklage verteidigt«, erinnerte mich Anthony, »die, wie Sie wissen, Anwalt, reiner Blödsinn war. Also, wie sind Sie und mein Vater miteinander ins Geschäft gekommen?«
    »Es war hauptsächlich eine persönliche Beziehung«, erwiderte ich und fügte hinzu: »Wir haben uns auf Anhieb verstanden, und er brauchte Hilfe.«
    »Aha. Aber warum sind Sie das Risiko eingegangen?«
    Anthony fühlte vor, um festzustellen, was mich motivierte - warum ich mich sozusagen mit dem Clan eingelassen hatte und was nötig war, damit ich es wieder tat. In seiner Welt lautete die Antwort Geld und Macht, aber vielleicht war ihm klar, dass es in meiner Welt komplizierter zuging.
    Ich erwiderte: »Ich habe es Ihnen doch neulich erklärt - er hat mir einen Gefallen getan, und ich habe ihm dafür ebenfalls einen getan.« Die ganze Wahrheit war, dass Frank außerdem gemeinsame Sache mit meiner Frau machte und die Machokarte ausspielte, das heißt, Frank hatte eine Knarre und zwei Eier, und der nette John hatte einen Füller und einen scharfen Verstand. Sie stellten das natürlich ganz raffiniert an, aber diese Herausforderung meiner Männlichkeit klappte bestens. Außerdem langweilte ich mich, und Susan wusste das. Was sie nicht wusste, war, dass Frank Bellarosa auch meine dunklere Seite ansprach; das Böse ist sehr verführerisch, wie Susan zu spät herausfand.
    »Ihr Vater war ein sehr charismatischer Mann«, sagte ich zu Anthony, »und sehr überzeugend.« Außerdem hat er mit meiner Frau gevögelt, damit er über sie an mich rankam, auch wenn ich das damals noch nicht wusste.
    Und ich glaube auch nicht, dass Susan es wusste. Sie dachte vermutlich, Frank interessiere sich nur für sie. Genau genommen wurde Frank zumindest teilweise durch das willkommene Bettgeflüster mit der Frau seines Anwalts motiviert, von dem Reiz, mit einem hochnäsigen Luder aus der feinen Gesellschaft zu vögeln, gar nicht zu reden. Aber auf einer anderen Ebene und vermutlich sogar gegen seinen Willen hatte Frank etwas für Susan Sutter übrig.
    Anthony zeigte ein gewisses Verständnis, als er sagte: »Mein Vater verstand sich darauf, die richtigen Leute auszusuchen. Als ob er wusste, was sie wollten, um ihnen dann zu zeigen, wie sie es kriegen konnten.«
    Ich erinnerte mich, dass ich das in der Sonntagsschule über einen ähnlichen Typen gehört hatte, der Luzifer hieß.
    Als Antwort darauf gab ich ein paar Anekdoten zum Besten, die ihm meiner Meinung nach ein paar hübsche Momentaufnahmen von seinem Vater vermittelten. Dann berichtete ich von meinem und Susans erstem Besuch in Alhambra, nachdem Frank uns zum Kaffee eingeladen hatte, und erzählte ihm, wie sehr ich Annas Herzlichkeit und Gastfreundschaft genossen hatte. Ich verriet ihm nicht, dass ich stinksauer auf Susan war, weil sie die Einladung angenommen hatte, oder dass mein erster Eindruck von den Bellarosas als meinen neuen Nachbarn im Herrenhaus nebenan nicht unbedingt angenehm war. Genau genommen war ich entsetzt. Aber auch ein bisschen fasziniert, genau wie Susan.
    Jedenfalls achtete ich darauf, dass alles leicht und positiv klang, und übersprang meine anschließende Verführung durch Frank Bellarosa, dessen Verführung meiner Frau (oder umgekehrt) und unseren abschließenden Abstieg in die Hölle. Das könnte ein bisschen zu kompliziert für Anthony sein, und außerdem ging es ihn nichts an.
    All das dauerte etwa fünfzehn Minuten, in denen meine Wantansuppe kam und dastand, während ich Scotch trank und Anthony rauchte, Asche auf den Boden schnippte und nur wenig sagte. Als ich fertig war, sagte ich: »So, das wär's in etwa. Ich habe das, was geschehen ist, sehr bedauert, und ich möchte Ihnen klarmachen, dass ich Ihre Trauer teile, ebenso die Ihrer Mutter, Ihrer Brüder und Ihrer ganzen Familie.«
    Anthony nickte.
    »Ich bin eigentlich gar nicht hungrig, und ich muss daheim eine Menge Arbeit erledigen, also danke für die Drinks.« Ich griff zu meiner Brieftasche. »Lassen Sie uns die Rechnung teilen.«
    Er schien überrascht zu sein, dass ich auf seine Gesellschaft verzichten wollte, und

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