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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Vermögen war größtenteils Käse. Eigentlich war er hinter mir her, daher die unterschwellige Kritik an meinem Umgang mit dem Fall vor zehn Jahren, und jetzt wollte er mir die Gelegenheit geben, die Sache zu bereinigen, zuzusehen, dass Gerechtigkeit geschah. Die nächste Station wäre dann der rutschige Abhang in seine Unterwelt. Nettes Angebot, aber nein danke. So weit war ich schon mal, Anthony. Die Bezahlung ist gut, aber der Preis ist zu hoch.
    Er sagte zu mir: »Wenn Sie das übernehmen, gebe ich Ihnen zweihundert im Voraus und ein Drittel von dem, was Sie vom Bund zurückkriegen.« Und für den Fall, dass ich nicht rechnen konnte, fügte er hinzu: »Da könnten drei, vier, vielleicht sogar fünf Millionen für Sie rausspringen.«
    Er war nicht so beschränkt, wie ich meinte, und außerdem dachte er sich, dass ich die Knete vermutlich brauchte, was die meisten Menschen empfänglich macht für die Verlockungen des Teufels. »Im Grunde genommen läuft es auf null hinaus.«
    »Nein, Sie kriegen mindestens die zweihundert im Voraus, und die gehören Ihnen.«
    »Nein, Ihnen.«
    Er wirkte ein bisschen aufgebracht und versuchte es auf eine andere Tour: »Hey, Anwalt, ich glaube, Sie sind mir und meiner Familie bei dieser Sache was schuldig.«
    »Anthony, ich bin Ihnen gar nichts schuldig.« Genau genommen, Junior, schuldet mir dein Vater fünfzig Riesen. »Letzten Endes war ich nicht mehr für Ihren Vater tätig, als er sich auf den Deal mit der Regierung einließ. Der einzige Rechtsvertreter, den er meines Wissens hatte, war sein persönlicher Anwalt, Jack Weinstein« - der eigentlich ein Mafia-Anwalt war -, »deshalb sollten Sie mit ihm sprechen, falls Sie es nicht schon gemacht haben.«
    »Jack ist im Ruhestand.«
    »Ich auch.«
    Was mich betraf, war die Besprechung vorüber. Wir hatten uns in Erinnerungen ergangen, und ich hatte den unbeholfenen Anwerbungsversuch abgewimmelt. Wenn Junior also nicht hören wollte, dass sein Vater ein Regierungsspitzel gewesen war, oder nicht erfahren wollte, wie ich mich gefühlt hatte, als er ein paar Fäden zog, um meine Steuererklärung überprüfen zu lassen, beziehungsweise meine Frau verführte, dann gab es nicht mehr viel zu bereden - es sei denn, er wollte über die Nacht sprechen, in der sein Vater ermordet wurde. Was das Thema anging, erinnerte ich ihn: »Vergessen Sie nicht, was wir bezüglich meiner Exfrau besprochen haben.«
    Er nickte, dann fragte er mich: »Ich meine, ist Ihnen das nicht scheißegal?«
    »Meinen Kindern nicht.«
    Er nickte wieder. »Machen Sie sich darüber keine Gedanken.« »Gut.« Ich wollte gerade meinen vorzeitigen Aufbruch bekanntgeben, als Anthony sagte: »Ich habe nie begriffen, wie sie sich da raus winden konnte.« »Sie hatte gute Anwälte.« »Aha. Ich nehme an, das waren nicht Sie.«
    »Anthony, Sie können mich mal.«
    Wie sein Vater, der selten, wenn überhaupt, eine persönliche Beleidigung zu hören bekam, wusste er nicht recht, wie er reagieren sollte. Er war sich offenbar unschlüssig, ob er vor Wut explodieren oder es als einen Witz abtun sollte. Er entschied sich für Letzteres, rang sich ein Lachen ab und sagte: »Sie müssen auf Italienisch fluchen lernen. Sagen Sie vaffanculo. Das heißt so viel wie >Fick dich in den Arsch<. Hierzulande sagte man >Fick dich ins Knie<. Genau das Gleiche.« »Interessant. Tja -«
    »Aber ich meine, finden Sie es gerecht, dass sie nach einem vorsätzlichen Mord auf freiem Fuß geblieben ist? Sie ist wegen ihrer Herkunft vor dem Gesetz anders behandelt worden, oder? Ich meine, was ist das? Sind Italiener zum Abschuss freigegeben?«
    »Das Thema ist abgeschlossen. Oder legen Sie sich mit dem Justizministerium an.«
    »Yeah, richtig.«
    »Und denken Sie nicht mal an das, was Sie gerade denken.« Er starrte mich an, sagte aber nichts.
    Ich wollte aus der Nische rutschen, aber die Bedienung tauchte mit zwei zugedeckten Servierschalen auf. Dann fragte uns die süße, aber offensichtlich unerfahrene junge Frau: »Sie wollen teilen?«
    Anthony, dessen Laune etwas schlechter geworden war, erinnerte sie: »Wir haben den gleichen Scheiß.« Er schaute mich an. »Können Sie so viel Blödheit fassen?« Dann wandte er sich wieder an sie und fragte: »Willst du uns veräppeln? Sehn wir so blöde aus?«
    Die Bedienung schien ihn nicht zu verstehen. »Sie nicht wollen Suppe?« »Schaff die Suppe weg und bring zwei Bier. Aber flott!«, blaffte Anthony sie an. Sie nahm die Suppe und ging weg.
    Frank Bellarosa

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