Nelson DeMille
fragte: »Weshalb haben Sie's so eilig?« »Das habe ich Ihnen doch gerade erklärt.«
»Trinken Sie noch einen.« Er rief die Bedienung. »Noch zwei!« Dann fragte er mich: »Wollen Sie eine Zigarette?« »Nein, danke.«
Nachdem das geklärt war, widmete er sich wieder seinem vorherigen Thema und fragte: »Hey, warum haben Sie zugelassen, dass sich die FBIler Alhambra unter den Nagel gerissen haben? Ich meine, Sie verdienen doch mit so was Ihre Brötchen, oder?«
»Naja, manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Selbst Jesus sagte, man soll dem Kaiser geben, was des Kaisers ist.«
»Yeah, aber Jesus war ein netter Typ und hatte keinen Steueranwalt. Beziehungsweise keinen Strafverteidiger.« Anthony lächelte. »Deswegen ist er ans Kreuz genagelt worden.«
»Ich war dabei, die Mordanklage aus der Welt zu schaffen«, erinnerte ich ihn.
»Yeah, okay, aber wenn mein Vater nichts Kriminelles gemacht hat, wieso sind sie dann an seinen Besitz rangekommen?«
»Ich habe es Ihnen doch erklärt. Steuerhinterziehung.« »Das ist Quatsch.«
»Nein, es ist kriminell.« Die Wahrheit war, wie ich schon sagte und Anthony sicher wusste, dass das Justizministerium und der iRs genügend echte und fingierte Beweise gehabt hatten, um Frank Bellarosa das Leben zur Hölle zu machen. Außerdem hatte Franks Schwager, Sally Da-da - der Mann von Annas Schwester -, versucht, Frank umzulegen, und Franks Aura aus Macht und Stärke verblasste.
Deswegen nahm er den leichten Ausweg und ging auf das Angebot der Regierung ein. Nämlich: Beichten Sie uns jede Straftat, die Sie begangen haben, Frank, und nennen Sie uns die Namen Ihrer Ganovenfreunde. Danach danken Sie ab, geben uns Ihr ganzes Geld und dürfen dafür als freier Mann ins Exil gehen. Kein schlechter Deal, jedenfalls besser als Gefängnis. Außerdem passte das Exil in Italien gut zu Franks und Susans Plan, gemeinsam durchzubrennen, aber ich glaubte nicht, dass Anthony das alles wissen wollte. Genau genommen wollte er den Quatsch hören.
»Und Sie konnten nichts tun, um Alhambra zu halten?« »Nein.«
»Okay ... hey, ich habe gehört, dass meinem Vater auch Ihr Haus gehört hat. Er hatte es ebenfalls gekauft.«
»Er hat Stanhope Hall meinem Stiefvater abgekauft.« Ich war versucht zu sagen: »Ich glaube, er hat mehr Platz gebraucht, um Leichen zu begraben«, sagte aber stattdessen: »Er wollte die Baulanderschließung rund um sein Anwesen kontrollieren.« Aber wie ich schon sagte, hatte vermutlich Susan ihren Liebhaber zu dem Kauf überredet. Mein Schwiegervater, William der Geizhals, wollte seinen teuren weißen Elefanten loswerden, und wenn der Preis gestimmt hätte, hätte er ihn auch an den Teufel verkauft. Genau genommen hat er es getan.
Susan war außer sich über die Vorstellung, dass das Heim ihrer Familie irgendeinem Fremden oder Bauherrn in die Hände fallen könnte, und ich glaube, sie betrachtete Frank Bellarosa als ihren weißen Ritter, der das Anwesen für sie retten konnte. Ich habe keine Ahnung, was sie untereinander abgemacht hatten, vermutete aber, dass sie zumindest daran dachte, mit Frank dort zu wohnen. Doch dann verkaufte sich Frank an die Bundesbehörden, kam ins Zeugenschutzprogramm, und Italien wurde, wie ich glaube, Plan B.
Ich hätte wirklich gehen sollen, aber Anthony schien der Gedanke, dass die Bundesregierung ein beträchtliches Vermögen an Grundbesitz und Bargeld von seinem Vater beschlagnahmt hatte, derart zu beschäftigen, dass er so weit ging, mich zu fragen: »Hey, glauben Sie, dass ich eine Chance hätte, es zurückzukriegen? «
»Die Aussichten, Vermögenswerte zurückzubekommen, die nach den RICO-Gesetzen beschlagnahmt wurden, sind etwa genauso groß wie meine Chance, von den Söhnen Italiens zum Mann des Jahres gekürt zu werden.«
Er hakte nach: »Was ist mit den Kautionsmillionen, die Sie für meinen Vater hinterlegt haben? Er ist vor dem Prozess gestorben, und er hat den Mord nicht begangen. Warum können Sie das Geld nicht zurückfordern?«
Ich erkannte natürlich, wohin das führte, und wollte mich auf keinen Fall darauf einlassen. Ich sagte: »Meines Wissens wurden diese Aktivposten, einschließlich Stanhope Hall, wieder dem Vermögen Ihres Vaters zugeführt und im Zuge seines Steuervergleichs mit dem IRS beschlagnahmt.«
»Ja, aber -«
»Da gibt es kein Aber, Anthony. Ich habe seinerzeit getan, was ich konnte. Ihr Vater war mit mir zufrieden, und es gibt keine Rückerstattungen.«
Kurzum, seine Fixierung auf das verlorene
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