Nelson DeMille
Ethel der Roten -, begegnete er deutschen Unterseebooten oder auch nicht. Höchstwahrscheinlich nicht, und vermutlich verbrachte er einen Gutteil seiner dienstfreien Zeit auf Martha's Vineyard oder in den Hamptons.
Unterdessen nahm George an dem weitaus gefährlicheren Krieg im Pazifik teil, und Williams Vater Augustus nutzte die Gelegenheit, um mit Ethel zu bumsen, die wiederum ihren Teil zu den Kriegsanstrengungen beitrug, indem sie im Siegesgarten ihr eigenes Gemüse zog.
Und hier waren wir nun.
In gewisser Weise kommen wir zum Ende einer Ära, aber diese alten Dramen enden eigentlich nie, denn wie jemand mal klugerweise gesagt hatte, ist die Vergangenheit das Vorspiel zur Zukunft, und solange es nicht zu einem Meteoriteneinschlag mit anschließendem Massensterben kommt, setzen sich die Dramen einer jeden Generation in der nächsten fort. »Worüber denkst du nach?«, fragte Elizabeth.
»Über ... die Generationen, die hier gelebt haben, in Krieg und Frieden.« Sie nickte und meinte: »Wer hätte 1945 gedacht, dass wir eines Tages von Wohnsiedlungen umgeben sind und ein Iraner in Stanhope Hall lebt?« Ich antwortete nicht.
»Hast du gesehen, was aus Alhambra geworden ist?« »Ich habe einen kurzen Blick darauf geworfen.«
»Es ist scheußlich«, sagte sie und fragte: »Erinnerst du dich noch an das Anwesen? - Oh, das habe ich ganz vergessen ... tut mir leid.«
»Es macht mir wirklich nichts mehr aus.«
»Gut.« Sie schaute mich an und zögerte, bevor sie sagte: »Ich glaube, doch.«
»Vielleicht, weil ich wieder da bin.« »Bleibst du hier?«
Wieder diese Kernfrage, und wie bei Anthony Bellarosa würde es zumindest teilweise von der Antwort abhängen, ob Elizabeth und ich ernsthaft miteinander sprechen mussten.
Ich erwiderte: »Ich will noch ein paar Monate abwarten, dann kann ich eine fundierte Entscheidung treffen.«
»Und was, glaubst du, wird sich in ein paar Monaten tun, damit du diese fundierte Entscheidung treffen kannst?«
»Willst du dich über mich lustig machen?«
Sie lächelte. »Nein, aber das ist typisch Mann. Fundierte Entscheidung. Wie fühlst du dich? Im Moment.« »Ich muss auf die Toilette.«
Sie lachte. »Na schön. Ich wollte nicht aufdringlich sein.« »Gut.« Ich stand auf. »Bereit für den Papierkrieg?«
Sie stand ebenfalls auf, und als wir zur Küchentür gingen, fragte sie: »Wie lange wird das dauern?«
»Knapp eine Stunde. Danach vielleicht noch eine Stunde, bis wir die persönlichen Gegenstände, die du gleich mitnehmen willst, ins Auto geladen haben.«
Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Um sechs möchte ich einen Drink in der Hand haben.«
»Das gehört zur Dienstleistung.«
Ich hielt ihr die Fliegentür auf, und sie ging hinein.
Als ich ihr folgte, kam mir der Gedanke, dass wir beide so viele Erinnerungen an Stanhope Hall hatten - gute und schlechte - und dass alles, was sich heute ereignen mochte - ob gut oder schlecht -, aufwühlend und teilweise von anderen Menschen beeinflusst sein würde, Lebenden und Toten, die auf die eine oder andere Art noch immer hier weilten.
18
Wir saßen nebeneinander am Esszimmertisch, und ich suchte auf meine organisierte und professionelle Art Dokumente heraus, legte sie Elizabeth zur Lektüre vor und erklärte wenn nötig die bescheuerten Formulierungen. Sie hatte einen angenehmen Fliederduft aufgetragen.
»Ich bin froh, dass du das machst, John«, sagte sie. »Ich freue mich, dass ich es tun kann.«
»Bist du deswegen zurückgekommen?«
»Nun ja, ich bin natürlich gekommen, um deine Mutter zu sehen. Außerdem muss ich meine Sachen von hier wegschaffen.«
Ohne zu zögern, bot sie mir an: »Du kannst deine Sachen in mein Haus bringen. Ich habe jede Menge Platz.«
»Danke. Möglicherweise komme ich darauf zurück.«
Sie zögerte, dann sagte sie: »Ich würde dir ja ein Zimmer anbieten, aber laut meiner Scheidungsvereinbarung hängt mein Unterhalt davon ab, dass ich mit niemandem zusammenlebe.«
»Zeig mir diese Scheidungsvereinbarung«, scherzte ich.
Sie lächelte. »Ich meine, wir würden ja nicht zusammenleben - ich würde dir bloß ein Zimmer zur Verfügung stellen, so wie es Mom gemacht hat. Aber Tom würde sich sofort darauf stürzen, sobald er es herausfände.«
»Du kannst Tom sagen, dass ich zu seiner Truppe gehöre.« Sie lachte. »Du giltst als eingefleischter Hetero.«
Ich lächelte.
Sie schwieg eine Weile und dachte dann laut: »Tja, es sind mickrige Unterhaltszahlungen, nur für ein paar Jahre ... Wenn
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