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Nelson DeMille

Nelson DeMille

Titel: Nelson DeMille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Vermächtnis
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Herz als auf ihren Verstand hören.«
    Sie nickte und stellte ziemlich scharfsinnig fest: »Susan hat das getan. Tom ebenfalls. Ich habe das nie getan, doch du hast es getan, als du um du Welt gesegelt bist.«
    »Nun ja, ich wurde in die beneidenswerte Lage gebracht, dass ich nichts mehr zu verlieren hatte. Ich hätte nur einen Fehler machen können, nämlich hierzubleiben und zur Eheberatung zu gehen.«
    Sie lächelte und bewies einmal mehr ziemlich viel Verständnis, als sie sagte: »Du solltest dir darüber klar werden, weshalb es mit deiner Ehe so weit kam. Und du solltest sichergehen, dass du nicht noch mal in diese Lage kommst. Vorausgesetzt, du willst wieder heiraten.«
    Das Wort »heiraten« mit all seinen Ableitungen und Synonymen schlägt mir auf den Magen, deshalb wechselte ich das Thema und fragte: »Darf ich dir noch einen Kaffee holen?«
    »Nein, danke. Aber ich mache dir ein Frühstück.«
    »Ist schon gut.«
    »Ich bestehe darauf. Als Entschädigung für letzte Nacht.«
    Ich wusste nicht, ob sie damit eine Entschädigung meinte, weil sie mir kein Essen spendiert hatte oder weil sie nicht mit mir geschlafen hatte. Ich sagte: »Nun ja, im Kühlschrank ist nicht allzu viel.«
    »Das habe ich gesehen. Wir können uns das englische Muffin teilen, außerdem ist Holzapfelgelee da, Clubsoda, und zwei Bier sind auch noch übrig.«
    »Wie ist denn das englische Muffin da reingeraten?«
    Sie stand auf. »Wie ich sehe, warst du nicht darauf vorbereitet, dass ich über Nacht bleibe.«
    »Nein ... « Daran gedacht hatte ich eigentlich schon, aber ich war nicht darauf vorbereitet. »Wir können in ein Cafe gehen.«
    »Nein. Entspann dich einfach. Ich bin gleich wieder da.«
    »Danke.« Also blieb ich sitzen und dachte über unser nicht postkoitales Gespräch nach, das vermutlich nicht viel anders verlaufen war, als wenn wir es miteinander getrieben hätten.
    Grundsätzlich lief es darauf hinaus, dass ich Elizabeth wirklich mochte, und ich wollte auch wirklich mit ihr schlafen, aber jetzt war ich froh, dass ich es nicht getan hatte. Und ich wollte dafür sorgen, dass es nicht doch noch dazu kam und wir Freunde bleiben konnten.
    Oder sollte ich es noch mal versuchen? Warum ist das so kompliziert?
    Sie kam mit der Kaffeekanne zurück, füllte meine Tasse und sagte: »Das Frühstück wird in Kürze serviert, Mr Sutter.«
    »Danke, Elizabeth. Ich möchte mein Muffin durch und mein Holzapfelgelee daneben.«

»Sehr wohl, Sir.« Sie beugte sich vor, zerzauste mir die Haare, küsste mich auf den Mund und ging dann hinein.
    Ich spürte, wie der kleine John aufwachte und sich reckte. Vielleicht brauchte ich eine kalte Dusche. Ich trank meinen Kaffee und versuchte an etwas anderes als Sex zu denken, oder an Elizabeths perfekten Körper, an die glatten cremig weißen Innenseiten ihrer Schenkel, als mein T-Shirt hochgerutscht war, oder an ihre Brüste, die gestern Abend beinahe aus dem Badetuch gehopst beziehungsweise fast aus meinem Bademantel gefallen wären, als sie sich gerade vornübergebeugt hatte. Stattdessen dachte ich ... tja, ich konnte an nichts anderes als an Sex denken.
    Elizabeth kehrte mit einem Tablett zurück, auf dem sich das durchgeschnittene und getoastete englische Muffin, ein offenes Geleeglas, eine Flasche von meinem Hildon-Mineralwasser, die Kaffeekanne und der Käse, die Kräcker und das Gemüse befanden, das von gestern Abend übrig war. Sie stellte das Tablett auf den Tisch und sagte: »Das Frühstück ist aufgetragen, Sir.«
    »Danke. Leistest du mir Gesellschaft?«
    »Oh, Sir, das ist nicht gestattet. Doch wenn Sie darauf bestehen -« Sie setzte sich, goss zwei Gläser Wasser ein und sagte: »Ihr Frühstücksbier ist kalt gestellt, Sir.«
    »Danke.« Ihre Vorstellung war lustig, aber über dem Humor hing eine gar nicht so weit zurückliegende Vergangenheit, in der die Allards die Stanhopes bedient hatten. Ich war nur selten mit von der Partie gewesen, es gab jedoch ein paar Gelegenheiten, vor Jahren, als ich mit den Stanhopes im großen Herrenhaus speiste und Ethel, George und ein paar weitere verbliebene Dienstboten kochten und ein offizielles Diner für den Stanhope-Clan und seine aufgeblasenen Gäste auftrugen. Ich erinnerte mich jetzt sogar daran, dass Elizabeth, die vom Internat oder College nach Hause gekommen war, einmal den Tisch abgeräumt hatte. Ich fragte mich, ob Lord William der Geizige sie dafür bezahlt hatte. Jedenfalls, ja, Elizabeth meinte es komisch, und das hier war eine Parodie,

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