Nelson sucht das Glück
Kochkunst.
Was sie weckte, war nicht der Geruch des Kojoten, sondern der von Nelsons Adrenalin. In einer so ungesunden Menge hatte sie es noch nie an ihm gerochen. Als der Kojote nur noch wenige Meter von ihr entfernt war, schlief sie immer noch halb. Der Kojote stürzte sich auf Nelson, der gegen die Wand taumelte, schnappte nach ihm, erwischte ihn jedoch nicht. Es war eine eiskalte, neblige Nacht, und die Hunde konnten nicht weiter sehen als zwei oder drei Meter. Doch beide rannten, so schnell sie konnten.
Der Kojote war daran gewöhnt, sich durch alle Unbilden der Nacht zu bewegen, und schlechte Sicht behinderte ihn dabei nicht. Sein Geruchssinn war aufs Feinste ausgebildet, und die Witterung der beiden Hunde war für ihn wie ein helles Licht, das ihm durch den Nebel entgegenleuchtete. Und tatsächlich kannte er den Geruch der beiden Hunde ganz genau. Seit Monaten verfolgte er ihre Duftspur bei Nacht in den Brisen aus der Stadt.
Beim Laufen schenkte das Adrenalin, das Nelsons und Lucys Körper ausschüttete, ihnen eine Kraft, die sie noch nicht kannten. Selbst im Moment der Panik stieg ihnen das Aroma dieser Substanz in die Nase, und das gab ihnen zusätzliche Kraft, eine angeborene Energie, wie sie in einem Rudel herrscht, das in Gefahr ist. Und so gelang es ihnen ein paar hundert Meter weit, der gewaltigen Gefahr zu entwischen, während sie um Straßenecken und über menschenleere Gassen rannten. Doch der Kojote hatte Übung darin, seine Beute zur Strecke zu bringen, und dabei eine schier übermächtige Fähigkeit entwickelt, die Schachzüge seines Gegners vorauszusehen. Nachdem er die beiden Hunde etwa zehn Minuten durch die Stadt gejagt hatte, schien für ihn der Moment gekommen, zuzuschlagen. Er machte einen gewaltigen Satz durch die Luft und landete mit einer solchen Wucht auf Lucy, dass ihr kleiner Körper auf den harten Betongehsteig gedrückt wurde. Nelson, dessen Sinne von der Panik überlastet waren, reagierte schnell. Er stürzte sich auf den Kojoten, um Lucy zu verteidigen, und schlug die Fänge tief in dessen Hinterlauf. Doch den Kojoten hatte der Geschmack der Beute erregt, und so bemerkte er Nelsons Angriff kaum. Er biss in Lucys Nacken. Die Hündin stieß ein herzzerreißendes Jaulen aus. Nelson sprang wie ein Wahnsinniger dem Kojoten ins Gesicht, brachte ihn kurzzeitig aus dem Konzept. Genau in diesem Moment machte ein Mann in einem nahe gelegenen Haus das Licht an und öffnete schreiend das Fenster.
Für den Kojoten stellte der Mann keine direkte Bedrohung dar, doch der Präriehund hatte gelernt, dass es im Zusammenhang mit Menschen das Beste war, schnell zu verschwinden. Manchmal, wenn er es mit menschlichen Kindern zu tun hatte, mochte er in Versuchung geraten, in ihnen ein Stück Fleisch zu sehen, doch ältere Menschen waren mit ihren Gewehren, Fackeln und Heugabeln eine deutliche Gefahr. Einen Moment lang zögerte der Kojote. Er schaute Lucy an, der aus einer Wunde, die er ihr beigebracht hatte, das Blut sickerte. Kurz zog er in Betracht, die Fänge in sie zu schlagen und mit ihr wegzulaufen, weg von den Menschen. Doch der andere Hund schnappte immer noch nach ihm, er bellte laut und würde ohne jeden Zweifel ein stilles Entkommen in die neblige Nacht verhindern. Der Kojote liebte es, Beute zu erjagen. Er lebte für den Moment des Tötens ebenso wie für den Geschmack einer frisch erlegten Beute. Doch er wusste auch, dass solche Momente manchmal flüchtig sein konnten. Sein eigenes Überleben war stets vorrangig, und so verschwand der Kojote in die Nacht hinein, ohne seine Beute mitzunehmen.
Nelson leckte Lucy, keuchend vor Sorge. Sie winselte herzzerreißend wie ein kleiner Hund, der seine Mutter verloren hat. Fast konnte der Mann in dem Haus die Umrisse der kleinen Hunde auf dem Gehsteig ausmachen, und Lucys Jaulen hörte er auch. Doch sein warmes Bett rief, und er hatte nicht die geringste Lust, sich zwei streunende Hunde aufzubürden. Wenigstens hatte das schreckliche Kläffen aufgehört. Musste ein Kojote gewesen sein. Oder ein Wolf. Doch jetzt war es wieder still. Seine Kinder waren in Sicherheit. Der Mann machte das Fenster zu, schaltete das Licht aus und ging schlafen. Die Menschen in den großen und kleinen Städten Amerikas waren sich oft nicht bewusst, dass Kojoten bei Nacht durch ihre Siedlungen streiften, stille Raubtiere, die sich ganz in ihrer Nähe aufhielten, während sie schliefen. Für die Menschen war es leichter, nicht darüber nachzudenken.
Nelson stand über
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