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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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neuer und bleibender Zug seiner Existenz.
    Ein Liebesspiel würde es zwischen Nelson und Lucy nie wieder geben. Ein paar Monate nach dem Angriff des Kojoten wurde sie wieder läufig, und Nelson war gierig darauf, sich mit ihr zu paaren. Doch als er versuchte, in sie einzudringen, schnappte sie heftig nach ihm. Ihr Körper war nach dem schrecklichen Biss des Kojoten einfach noch nicht darauf eingestellt. Für Nelson war es buchstäblich unmöglich, sich während dieser Tage von ihr fernzuhalten, weil ihr Duft für ihn immer noch berauschend war, doch sie ließ es einfach nicht zu, dass er sie bestieg.
    Während der wenigen Wochen nach dem Angriff auf Lucy stellten die beiden Hunde auch ihren täglichen Besuch auf der sandigen Stelle außerhalb der Stadt ein. Herbert Jones vermisste sie. An dem ersten Tag, als sie nicht auftauchten, hatte er für sie in einer kleinen Plastiktüte die Reste von ein paar Pfannkuchen mit Ahornsirup dabei. Er blieb stehen und wartete eine halbe Stunde lang, weil er damit rechnete, dass sie irgendwann auftauchen würden. In der Stadt, wo sich mittlerweile jedermann auf Herberts pünktliches Eintreffen verließ, gerieten bei vielen die Zeitpläne durcheinander. Doch irgendwann setzte er seinen Weg fort, traurig darüber, dass die Hunde verschwunden waren. Noch eine weitere Woche brachte er ihnen jeden Tag etwas zu fressen, in der Hoffnung, sie würden irgendwann auftauchen. Doch als sie das nicht taten, begann er das Schlimmste zu befürchten. Vielleicht waren sie ja überfahren worden, oder ein anderes, noch böseres Schicksal hatte sie ereilt. Herbert wusste von den Kojoten, die in den Wäldern der Gegend umherstreiften, und er wusste, dass sie gelegentlich auch kleine Tiere verspeisten. Er betete darum, dass seine kleinen Freunde ihren Fängen entkommen waren. Die beiden Hunde waren im Grunde nur ein kleiner Teil von Herberts Leben, Tiere, die er für wenige Minuten jeden Tag sah. Doch der Verlust seiner Frau hatte ihn empfindlich für jeglichen Verlust gemacht, und so lag er zu seiner eigenen Überraschung des Nachts oft wach und machte sich Sorgen um die beiden kleinen Kerle. Vielleicht hätte er sie ja doch bei sich aufnehmen und ihnen ein Zuhause schenken sollen. Und möglicherweise hätte ja auch seine Frau das gutgeheißen.
    Ein paar Monate später waren die Hunde zu seiner großen Freude wieder da, ebenso plötzlich und wundersam, wie sie verschwunden waren. Doch er wusste gleich, als er die beiden in dem warmen Sand liegen sah, dass etwas an ihnen anders war. Irgendwie schien das Licht in ihren Augen gedämpft zu sein. Ein dicker brauner Schorf hatte sich an der Stelle, wo Lucy gebissen worden war, gebildet, und neues Fell war nachgewachsen und bedeckte die geschädigte Haut. Herbert konnte folglich gar nicht wissen, was genau mit ihnen passiert war, doch er spürte, dass es irgendeinen traurigen Grund dafür geben musste, dass sie verschwunden und wieder aufgetaucht waren. Rasch kehrte er in sein Haus zurück, holte übrig gebliebenen Kartoffelbrei und Soße aus seinem Kühlschrank, wärmte ihn auf und brachte ihn in zwei kleinen Schüsseln zu den beiden Hunden. Sie fraßen ganz langsam und leckten ihm anschließend dankbar die Hände, als bäten sie ihn um mehr. Herbert war glücklich, dass sie wieder da waren.
    Und so kehrte sowohl für Herbert als auch für die beiden Hunde ein Stück weit die Normalität zurück. Tatsächlich versuchte Herbert mehrfach, die beiden in sein Haus zu locken, da er beschlossen hatte, sie zu einem festen Bestandteil seines Lebens zu machen. Sie würden von einem anständigen Zuhause nur profitieren, dachte er, und ihm würde es gefallen, wenn sie des Nachts an dem Fußende seines Bettes schliefen, so wie es seine Hunde getan hatten, als er noch ein Kind war. Wenn sie bei ihm lebten, würden sie vor den Kojoten sicher sein, dachte er. Doch dieses Mal waren es die Hunde, die sich widersetzten. Er spürte ihre Angst. Jeden Tag nahmen sie Futter von ihm entgegen und saßen still bei ihm, wenn er sie streichelte, leckten ihm die Finger. Doch wann immer er versuchte, sie dazu zu bringen, dass sie ihm nach Hause folgten, wichen sie aus. Der Hund mit den fragenden Augen schaute ihn direkt an, als versuchte er einzuschätzen, was dieser Mensch wohl im Schilde führte.
    Etwas in Nelsons Hundeherz sagte ihm, dass es besser war, sich nicht allzu sehr an den Mann zu binden. Vor allem war es dieser Geruch an ihm, der Nelson dazu brachte, auf der Hut zu sein.

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