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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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liebenswerten, die bösen und die verrückten, denn in ihrem Kern waren sie alle einzigartig und schön. Und so war auch seine Zuneigung zu Nelson für Dougal nichts Außergewöhnliches, obwohl sie während der Zeit, die Nelson in Dougals Klinik verbrachte, sehr stark wurde.
    Einige Tierärzte hätten dafür plädiert, Nelson einzuschläfern, als er von den beiden jungen Leuten nach dem Unfall in die Tierklinik gebracht wurde. Auch Dougal zog diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht, als er den Hund sah. Doch die beiden jungen Leute sagten ihm, Nelson habe einem alten Mann das Leben gerettet. Nur weil Nelson mitten auf der Straße stand und bellte, hatten die beiden angehalten, den Notarzt gerufen, und ein Krankenwagen hatte den alten Mann abgeholt. Sie wussten, dass er auf der Intensivstation lag, doch er hatte überlebt. Wie konnte man diesen Hund sterben lassen, wenn er einem Menschen das Leben gerettet hatte?
    Nelson war immer noch bewusstlos, als der Arzt ihn zu untersuchen begann. Die Geschwister hatten ihn in eine alte Decke aus ihrem Kofferraum eingewickelt. Das Motorrad hatte ihn mit voller Wucht getroffen, doch eigentlich war nur der linke Hinterlauf verletzt, während der Rest des Körpers weitgehend verschont geblieben war. Doch der Schaden am Bein war beträchtlich, denn die Knochen an der kleinen Gliedmaße waren zersplittert und die Muskeln gerissen. Dougal schaute sich das Bein sorgfältig an, untersuchte es unter den gespannten Blicken der jungen Leute. Sein Röntgenapparat war gerade kaputt, doch auch ein Blick mit bloßem Auge genügte, um zu wissen, was zu tun war. Er sagte den beiden, das Leben des Hundes könne wohl gerettet werden, doch das Bein müsse er amputieren.
21
    Als eine Schmerzwelle durch seinen Körper ging, wachte Nelson auf. Er war verwirrt. Verwirrt durch den fremden Tierarzt und die beiden jungen Leute, die sich über ihn beugten. Verwirrt durch diesen Ort, dessen Geruch er nicht kannte, obwohl er ihn vage an die anderen Tierkliniken erinnerte, in denen er Jahre zuvor gewesen war. Doch seine Verwirrung hielt nicht lange an, als der schlimme Schmerz von seiner Wunde ihn wieder übermannte. Er stürzte sich auf den Tierarzt und versuchte, ihn zu beißen. Dougal wurde von dem plötzlichen Angriff des Hundes überrascht, konnte jedoch dem Biss ausweichen. Er griff nach einer Betäubungsspritze, und Nelson schlief wieder ein.
    Die Geschwister überlegten, ob sie noch warten sollten, bis Nelson die Operation überstanden hatte, doch nach einer kurzen Diskussion beschlossen die beiden, dass sie sich auf den Weg nach Wisconsin machen mussten, wo in drei Tagen ihr Bruder heiraten würde. Sie würden nach ihrer Ankunft in Madison anrufen und sich erkundigen, ob Nelson die Operation überlebt hatte.
    Dougal brachte den Eingriff an Nelson zusammen mit seinen beiden Assistentinnen rasch über die Bühne. Fünfundvierzig Minuten, nachdem man ihn in den Operationssaal gebracht hatte, wurde Nelson schon wieder hinausgeschoben. Man hatte ihm das Bein abgenommen und den Stumpf gesäubert und bandagiert.
    Während die Betäubung langsam nachließ und er wieder zu Bewusstsein kam, merkte der kleine Hund zunächst nicht, dass ihm eine Gliedmaße fehlte, denn er stand unter dem Einfluss von starken Schmerzmitteln und wollte sowieso nicht aufstehen. Er schnüffelte. Wo war Lucy? Ihr Geruch war nirgendwo. Es waren noch drei andere Hunde und eine Katze in dem Raum, alle in komfortablen Boxen, und überall roch es nach dem Desinfektionsmittel, das typisch für alle Tierkliniken war. In der Nähe arbeitete ein Pfleger an einem Tisch. Nelson winselte leise, und der Pfleger, ein junger Mann namens Juan, der erst kürzlich aus Mexiko eingewandert war, blickte auf. Er kam herüber, öffnete die Tür der Box und streichelte sanft den kleinen Hund. Schwach leckte Nelson ihm die Hand. Der Pfleger brachte ihm einen kleinen Napf mit Wasser und hielt ihn Nelson hin, der ein paar kleine Schlucke nahm. Er ließ auch eine Schüssel mit weichem Hundefutter in Nelsons Box stehen. Nelson schnüffelte daran, doch es roch überhaupt nicht gut im Vergleich zu dem Futter, an das er von dem Trucker-Restaurant gewöhnt war. Erst einige Stunden später würde er so hungrig sein, dass er das Futter doch fraß, als der Pfleger es ihm mit der Hand reichte.
    Der Tag verlief wie in einem Nebel, und die meiste Zeit schlief Nelson. Ab und zu ging eine Tür auf, und er wachte auf, in der Hoffnung, dass Lucy hereingekommen war. Wenn es

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