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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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sechshundert Kilometer von Los Angeles entfernt, wo er sein erstes Examen abgelegt hatte. Chico war die » Stadt der Rosen«, ein angenehmes, altes Städtchen mit schönen Parks und einer kleinen Universität mittendrin.
    Rick hatte Hunde immer gemocht, und Katzen übrigens auch. Er liebte sie nicht mit derselben Leidenschaft, die er für die Geschichte aufbrachte. Doch er liebte sie genug, um den Job wenigstens so weit interessant zu finden, dass er beschloss, ihn anzunehmen, bis er ein Auskommen gefunden hatte, um seinen Master zu machen und vielleicht eine Stelle als Lehrer zu ergattern. Auch die Arbeitszeit war günstig, und er würde weitestgehend sein eigener Herr sein und nicht in irgendeinem muffigen Büro eingesperrt arbeiten müssen, was er mit allen Mitteln verhindern wollte. Ihm würde jede Menge Zeit bleiben, um über Geschichte nachzudenken, während er in der Gegend herumfuhr und streunende Tiere auflas. Innerhalb weniger Monate hatte er während seiner Fahrten im Tierfängerlastwagen eine Idee zu einem Buch entwickelt, und schon bald wurde am Abend das Schreiben an diesem Buch zu seiner Lieblingsbeschäftigung. Der Gedanke daran, weiterzustudieren, geriet in Vergessenheit, denn es würde gewiss noch ein paar Jahre dauern, bis sein Werk über das Leben unbekannter Soldaten während des Bürgerkrieges fertig war.
    Rick war ein hochintelligenter Mann, der über die Konsequenzen seines neuen Jobs als Hundefänger durchaus nachdachte. Zunächst fragte er sich, ob die Tiere, die er einfing, vielleicht besser dran wären, wenn man sie auf den Straßen frei laufen ließ, doch es stand außer Frage, dass sie dort eine Gefahr für die menschliche Gemeinschaft darstellten. Als er kurz nach Antritt seines Jobs einen Tag im Tierheim verbrachte, sah er, dass einige der Tiere, die er einfing, durchaus die Chance hatten, ein neues Zuhause zu finden, wenn man sie badete und ein wenig aufpäppelte. Wenn Menschen einen Hund aus dem Tierheim abholten, sah man deutlich die Liebe in den Augen sowohl der Menschenfamilie als auch des Hundes. Chico war eine kleine Stadt, und manchmal traf er einige dieser Familien einige Wochen später wieder, wenn sie mit ihrem neuen Gefährten spielten oder in der Stadt Gassi gingen.
    Auch Katzen fanden oft ein neues Zuhause, obwohl Rick daran zweifelte, dass es für wildlebende Katzen wirklich das Beste war, wenn man sie einfing. Streunende Katzen waren schließlich entweder von zu Hause weggelaufen, oder sie hatten nie bei Menschen gelebt und waren in jeder Hinsicht wieder verwildert. Sie sorgten wie ihre ungezähmten Artgenossen für sich und jagten. Sie fraßen kleine Nagetiere und Vögel, hatten Spaß daran, sie zu töten, und waren nicht von der Fütterung durch Menschen abhängig. Streunende Hunde fand Rick hingegen oft genug in der Nähe von Müllplätzen oder -tonnen in Seitengassen, wo sie nach Essensresten suchten. Sie konnten ohne diesen Müll nicht überleben, weil sie im Gegensatz zu Katzen schlechte Jäger waren.
    Rick sammelte eine ganze Reihe von streunenden Hunden auf, große und kleine. Einige waren nur Tage unterwegs gewesen, andere Wochen und ein paar sogar Jahre. Manchmal schaute er einem streunenden Hund in die Augen und wünschte, das Tier könne ihm seine Geschichte erzählen, könne ihm sagen, wo es überall gewesen war, was es gesehen und wie es überlebt hatte. Einige der Hunde, die er ins Tierheim brachte, waren aggressiv, doch die meisten zeigten sich fügsam und vor allem verängstigt. Manchmal hatten sich streunende Hunde zu Rudeln zusammengerottet, doch Rick konnte meistens nicht mehr als einen Hund einfangen, und so verschwand der Rest der Streunertruppe in der Umgebung. Ein paar Tage später sah er sie dann manchmal wieder.
    In Ricks kleinen Lastwagen, der mehrere eingebaute Transportboxen auf der Ladefläche hatte, passten etwa sechs Tiere. Rick fuhr jeweils drei Stunden lang durch die Gegend, auf der Suche nach Streunern, und kehrte dann am Ende seiner Schicht meist mit einem Wagen voller Findlinge ins Tierheim zurück. Oft half er dabei, die Tiere zu baden und zu impfen, was bei ihrer Ankunft im Heim als Erstes geschah. Zwar gehörte es eigentlich streng genommen nicht zu seinen Aufgaben, doch er hatte sich mit Angie, der Frau, die jeden Tag diese Arbeit machte, angefreundet, und sie freute sich, wenn er ihr dabei half. Es war immer ein befriedigendes Gefühl, zu erleben, wie ein schmutziger Hund, der monatelang auf der Straße gelebt hatte, sich in

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