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Nelson sucht das Glück

Nelson sucht das Glück

Titel: Nelson sucht das Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Lazar
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Moment lang an. Erst als Rick mit dem großen Fangnetz in der Hand auf ihn zutrat, bellte der Hund ihn laut an. Rick ging in die Hocke und versuchte ganz ruhig, sich dem Tier zu nähern. Doch der Hund bellte noch einmal laut und lief dann auf der Straße davon. Rick folgte ihm. Obwohl der Hund nur drei Beine hatte, war er sehr flink, und Rick geriet fast außer Atem, bis er das Tier schließlich in einer Sackgasse, direkt vor einer Backsteinmauer, in die Enge treiben konnte. Der Hund knurrte ihn an, schaute ihm direkt ins Gesicht und bellte ihn wütend an, doch es gelang dem Hundefänger, das Netz über ihn zu werfen, ihm eine der Betäubungsspritzen zu verpassen, die er immer dabeihatte, und Minuten später lag Nelson benommen auf dem Boden.
    Rick trug ihn zum Lastwagen zurück und legte ihn hinein. In seinem halbwachen Zustand blickte Nelson Rick mit kummervollen Augen an. Nelsons Geschichte würde Rick nie erfahren, und auch Nelson selbst erinnerte sich nur an wenige Erlebnisse aus dem letzten Jahr, nachdem er die Wölfe verlassen hatte und kreuz und quer durch Amerika unterwegs gewesen war. Doch er hatte überlebt und hätte dies auch weiterhin geschafft, wenn Rick ihn an diesem Tag nicht eingefangen hätte. Mittlerweile kannte Nelson genug Tricks, sich genügend zu fressen zu beschaffen, um zu überleben.
    Als Nelson im Tierheim ankam, war die Wirkung des Beruhigungsmittels verflogen, und er geriet in Panik. An den Geruch des letzten Tierheims erinnerte er sich noch gut, und obwohl in dem Heim in Chico nicht der Gestank des Todes in der Luft hing, hatte er sich unauslöschlich in sein Gedächtnis eingeprägt.
33
    Nelsons Nase war sein Kompass. Sie war kein wissenschaftliches Instrument, und es gab auch keine Garantie, dass sie immer exakt funktionierte. Dennoch war sie ein Instrument voll tiefer Geheimnisse und uralter Weisheit, das manchmal ganz außergewöhnliche Ergebnisse zeitigen konnte.
    Es war seine Nase, die ihn nach Kalifornien geführt hatte. Seit er das Wolfsrudel verlassen hatte, war er Tausende von Kilometern unterwegs gewesen. Dabei hatte er eine Bahn kreuz und quer über die Straßen und durch die Städte, Berge und Wälder von Amerika gezogen. Oft hatte er Hunger und Durst gelitten, doch der Überlebenswille in dem kleinen Hund war groß. Für diejenigen, die keine solch feine Nase wie Nelson haben, dürfte es schwierig sein, zu beschreiben, was ihn nach Kalifornien geführt hatte. Da war etwas an den Gerüchen, die die trockene Erde Kaliforniens verströmte, das für ihn Sonnenschein und Wärme bedeutete. Es war der Duft der Früchte, den der Wind über Tausende von Kilometern hinweg mit sich trug. Und es war der ferne Geruch nach Meer und nach Salz. Nelson wusste nicht, was es mit dieser schwach salzigen Beschaffenheit der Winde auf sich hatte, doch es war etwas, das ihn anzog. Irgendwo tief begraben in seinem Geruchsgedächtnis erinnerte es ihn an den Geruch des Meeres in Boston, der auch den Tierladen erfüllt hatte, wo Katey ihn damals entdeckte.
    Nelson dachte nicht weiter darüber nach, dass seine Nase ihn auch wieder zu einem Tierheim geführt hatte. Hätte sein Gehirn die Fähigkeit gehabt, diese Verknüpfung vorzunehmen, dann hätte er sich womöglich über seine Nase beklagt, denn sie hatte es nicht geschafft, ihn an einen besseren Ort zu führen, doch er zog die Fähigkeiten seines Riechorgans nie in Zweifel. Dennoch geriet er in Panik, als er das Tierheim zum ersten Mal um sich herum wahrnahm. Auf der Route, die er seit dem Verlassen des Wolfsrudels zurückgelegt hatte, hatte er Gerüche, die ihn an das Heim in Montana erinnerten, immer zu vermeiden versucht. Doch das Heim in Chico war wärmer und heller als das in Montana. Es war auch größer, und es gab mindestens sechs fest angestellte Mitarbeiter, die den ganzen Tag dort arbeiteten. Nelson roch die Freundlichkeit an ihrer Haut. Ja, der Gestank des Todes war hier nicht zu spüren, doch ansonsten gab es allzu vieles in dem Tierheim, das Nelson sagte, an was für einen Ort er hier geraten war.
    Im Tierheim trug Rick Nelson zu einem Käfig, da Angie an diesem Tag alle Hände voll zu tun hatte und ihn nicht gleich baden konnte. Nelson reagierte mit einem unkontrollierten Heulen, das ganz tief aus seinem kleinen Körper zu kommen schien und sehr hoch und durchdringend war. Es machte alle Leute in dem Heim verrückt, aber die Hunde hörten ihm zu, manche erwiderten das Geheul, als würde irgendein uralter wölfischer Instinkt sie dazu

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