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Nemesis 02 - Geisterstunde

Nemesis 02 - Geisterstunde

Titel: Nemesis 02 - Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
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das ist ... nur so eine Art Hobby von mir«, sagte er nervös. »Sonst nichts.«
    »Sicher«, sagte Judith spöttisch. »Deshalb haben Sie sich auch solche Mühe gegeben, das alles hier so gut zu verstecken.«
    Carl bedachte sie mit einem trotzigen Blick und tat darüber hinaus das, was er am besten konnte: Er schwieg.
    Einen Moment lang hielt die Spannung noch an. Stefan stand einfach da und blickte den langhaarigen Hausmeister mit scheinbar ausdruckslosem Gesicht an, dann wandte er sich mit einem angedeuteten Achselzucken um, trat wieder an den Tisch heran und nahm den Schnellhefter erneut zur Hand. Er begann darin zu blättern, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er wirklich las. Schließlich ließ er den Aktenordner mit einem scharfen Laut auf die Tischplatte klatschen, drehte sich erneut zu Carl um und schüttelte stirnrunzelnd den Kopf.
    »Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?«, fragte er.
    »Was?«, fragte Maria. Auch Judith sah ihn nur verstört an, während unter dem Ausdruck von gespieltem Trotz auf Carls Gesicht etwas anderes heranwuchs. Er schwieg beharrlich weiter.
    »Was ist nicht sein Ernst?«, beharrte Maria.
    Stefan machte eine kreisende Handbewegung, die irgendwie den Hefter, Carl und den gesamten Raum einschloss. »Ich schätze, unser Freund wandelt seit einer Weile auf den Spuren von Indiana Jones.«
    »Wie?«, fragte Maria. Ihr Blick machte klar, dass sie mit diesem Namen nicht viel anfangen konnte. Alles andere hätte mich auch gewundert. Verwirrt sah sie abwechselnd Carl und den roten Plastikschnellhefter an, dann zog sie ungläubig die Luft zwischen den Zähnen ein und riss die Augen auf.
    »Ja, genau«, sagte Stefan. Obwohl er weiter unverwandt Carl anstarrte, war ihm Marias Reaktion ebenso wenig entgangen wie die Judiths und meine eigene. »Wie lange glauben Sie schon, dass das Nazigold hier ist?«

Carl schwieg beharrlich weiter, aber Stefan fand sichtlich Gefallen an seiner Idee und fuhr in ebenso nachdenklichem wie begeistertem Tonfall fort: »Das Zeug hier ist ziemlich alt. Ich schätze, Sie sind schon vor etlichen Jahren zum ersten Mal auf einen Artikel über das Nazigold gestoßen, habe ich Recht? Und seither hat Sie der Gedanke nicht mehr losgelassen, dass ein Teil davon hier sein könnte.«
    Carl schwieg. Der Ausdruck in seinen Augen wandelte sich von Trotz allmählich in blanke Mordlust.
    »Ja, genauso muss es gewesen sein. Ich weiß noch nicht genau, was Sie auf die Idee gebracht hat, das Zeug könnte hier versteckt sein, aber ...«
    »... irgendwann hat er die Stelle als Hausmeister hier bekommen«, fiel ihm Maria ins Wort. Auch sie starrte Carl jetzt aus großen Augen an, und der Ausdruck, mit dem er ihren Blick erwiderte, ging weit über das hinaus, was er sich bei Stefan erlaubte. Nicht nur zu meinem Erstaunen ließ sich Maria davon aber nicht im Geringsten beeindrucken, ganz im Gegenteil. Sie nickte heftig und fuhr, abwechselnd in Carls Richtung und auf den Schnellhefter deutend, fort: »Ich habe das nie verstanden, wisst ihr? Niemand wollte den Posten haben. Er wird schlecht bezahlt, und bevor sie angefangen haben, diesen alten Kasten hier zu renovieren, war er nicht einmal ganz ungefährlich.«
    »Hinterher auch nicht«, sagte Judith.
    »Und plötzlich hat er sich regelrecht darum gerissen«, fuhr Maria fort. »Jede freie Minute hat er hier oben verbracht.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Judith.
    »Weil ich Carl kenne«, antwortete Maria. »Jeder hier in Crailsfelden kennt ihn. Wir sind sozusagen Nachbarn.«
    »Du lebst hier?«, fragte ich.
    Maria nickte fast unwillig, starrte aber weiter und mit einem Ausdruck wachsender Verblüffung in Carls Richtung. »Das ist die Erklärung«, murmelte sie. »Sie haben jeden freien Augenblick genutzt, um hier nach Geheimgängen oder zugemauerten Türen zu suchen.«
    »Moment mal«, murmelte Judith. »Sie glauben ernsthaft, dass das verschwundene Nazigold ... hier versteckt ist?«
    Carl schürzte trotzig die Lippen. »Könnte doch sein«, murmelte er.
    »Aber das ergibt keinen Sinn«, widersprach Maria.
    »Dieses alte Gemäuer hat eine bewegte Geschichte, das ist richtig. Aber im Dritten Reich war hier lediglich ein Kinderheim untergebracht und ein Kurhaus für junge Mütter.«
    »Das ist die offizielle Version«, sagte Stefan. Er hob die Schultern. »Aber ich denke, unser Freund hier kennt noch eine andere.«
    Carl funkelte ihn an. Vielleicht spürte er unsere allgemeine Überraschung und gewann dadurch einen Teil seiner

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