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Nemesis 02 - Geisterstunde

Nemesis 02 - Geisterstunde

Titel: Nemesis 02 - Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu kämpfen. »Es ... es gibt keinen«, stammelte er. Seine Augen quollen schier aus den Höhlen, während sich sein Blick an der immer noch auf- und zuschnappenden Schere in Stefans Hand festsaugte. »Wenn ... wenn es noch einen gibt, dann ist er versteckt, und ich ... ich habe ihn noch nicht gefunden.«
    Seine Stimme wurde schriller. »Das ist die Wahrheit!
    Denkt doch nur mal an den Turm!«
    »Was ist mit dem Turm?«, fragte Maria stirnrunzelnd.
    »Ihr habt ihn doch gesehen«, antwortete Carl nervös.
    »Ist euch daran nichts aufgefallen?«
    »Nein«, erwiderte Maria. Auch Ellen schüttelte den Kopf, und Stefan blieb zwar stehen, hörte aber nicht auf, mit der Schere zu klappern. Allmählich, fand ich, trieb er das grausame Spielchen ein bisschen zu weit. Nicht, dass ich Carl nach allem, was er sich mit uns geleistet hatte, nicht einen kleinen Schrecken gönnte – aber alles hatte seine Grenzen.
    »Er hat keinen Eingang«, sagte Carl.
    »Keinen Eingang?«, fragte Judith. »Sie meinen: Jemand hat die Tür zugemauert?«
    Er schüttelte heftig den Kopf und versuchte weiter, sich von seinen Fesseln zu befreien. »Er hat nie einen gehabt«, behauptete er. »Jedenfalls habe ich keine Tür gefunden. Auch keine zugemauerte.«
    Judith machte ein zweifelndes Gesicht. »Unsinn! Was soll ein Turm nutzen, in den man nicht hinein kann?«
    »Das ist doch nur wieder ein Trick, um uns hinzuhalten«, vermutete Ellen.
    »Nein, ist es nicht«, beharrte Carl. »Was ich meine, ist, dass es keinen sichtbaren Eingang gibt. Zumindest nicht über der Erde. Das ist typisch für diese Bruchbude hier.
    Wahrscheinlich gibt es irgendwo einen unterirdischen Zugang, aber niemand weiß, wo er ist.«
    »Und was hat das mit uns zu tun?«, fragte Stefan und ließ die Schere erneut und diesmal mit einem heftigen Ruck zuschnappen, der auch noch das allerletzte bisschen Farbe aus Carls Gesicht weichen ließ. »Eigentlich wollten wir von Ihnen hören, wie wir hier herauskommen, sonst nichts.«
    »Lass ihn weiterreden«, mischte sich Maria ein. »Der Turm ist mir auch schon aufgefallen. Er hat wirklich keine Tür.«
    Stefan maß sie mit einem eindeutig misstrauischen Blick. »Ich dachte, du weißt nichts über diese Burg?«
    Marias Blick wurde geradezu mitleidig. »Ich bin hier aufgewachsen«, sagte sie, »schon vergessen? Als Kinder haben wir manchmal hier oben gespielt. Das war zwar verboten, aber wir haben es trotzdem getan.« Sie wandte sich direkt an Carl. »Dieser Turm hat keine Tür. Aber warum?«
    Carl zuckte mit den Schultern; zumindest versuchte er es, aber da seine Arme an den Stuhl gefesselt waren, wurde nur eine unbeholfene, fast komisch wirkende Bewegung daraus.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er, was mittlerweile sein Lieblingssatz zu sein schien. Für jemanden, der sich als Hausmeister um dieses Gebäude kümmern sollte, wusste er reichlich wenig. Oder behauptete es zumindest. »So sieht es hier überall aus. Mein Vater hat erzählt, dass während des Krieges dauernd irgendwo an der Burg herumgebaut wurde, zuletzt hauptsächlich von Zwangsarbeitern, die aus Polen hergebracht wurden. Der Reichsarbeitsdienst hatte für sie eigene Baracken am Burgberg gebaut, aber von den Ingenieuren hat keiner erzählt, wozu die ganzen Umbauten dienten, und mit den Zwangsarbeitern durfte keiner reden. Auf jeden Fall ist der ganze Kasten hier seither das reinste Labyrinth. In manche Teile der Burg komme ich immer noch nicht rein.« In seinen Augen stand die nackte Angst und sein Blick irrte zwischendurch immer wieder zu der Schere in Stefans Hand. Ich wünschte mir, Stefan hätte das Scheißding endlich weggelegt. Wenn er vorgehabt hatte, Carl einen gehörigen Schrecken einzujagen, war ihm das gründlich gelungen.
    »So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört«, sagte Stefan. »Polnische Zwangsarbeiter, die den ganzen Kasten umbauen, Räume zumauern und Geheimgänge anlegen ...« Er schnaubte wütend und schnitt ein paarmal mit der Geflügelschere in der Luft herum. »Und in welcher Kammer haben sie die abgeschossenen Ufos und die Leichen der Außerirdischen untergebracht?«
    »Stefan«, sagte Judith ruhig. »Das reicht.«
    Stefan ignorierte sie und Carls Augen wurden noch größer. »Nein«, stammelte er. »Das ... das könnt ihr doch nicht machen! Ich ... ich habe euch alles gesagt, was ich weiß!« Voller Panik bäumte er sich in seinem Stuhl auf, aber das Klebeband war viel zu fest, als dass er es hätte zerreißen oder auch nur lockern

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