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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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wenig Zucker, aber ansonsten ganz in Ordnung.« Niemand sagte etwas. Die Ärztin bückte sich nach einem weiteren kleinen Papierstapel und machte plötzlich einen sehr ernsten und nachdenklichen Eindruck. »Schädelvermessungen«, flüsterte sie kopfschüttelnd und ließ ein Blatt nach dem anderen nach einem prüfenden Blick zurück auf die Erde segeln. »Sehr, sehr viele Schädelvermessungen … «
    Ich hatte keine Ahnung, zu welchem Zweck man Schädelvermessungen vornahm, und zog es vor, zum Schutz meines deutlich angeschlagenen Nervenkostüms nicht darüber nachzudenken. Daher trat ich allen durch die Baufälligkeit des Korridors ausgelösten Bedenken zum Trotz eilig an den Frauen vorbei und folgte Carl, der kein besonderes Interesse an den herumfliegenden Dokumenten zeigte und bereits ungeduldig an der dritten rechts einmündenden Abzweigung auf uns wartete.
    Der Geruch von Fäulnis und Moder, der uns spätestens seit dem Moment, in dem wir den zweiten Durchbruch passiert hatten, entgegenschlug, wurde noch intensiver und ließ beunruhigende Erinnerungen an alles, was ich in meinem Leben über die Gefahren von Schimmel gehört hatte, in mir aufsteigen. Ich fragte mich einen Moment lang, ob es möglich war, dass meine ständigen Migräneattacken genau darin begründet lagen. Der Gang, den ich nach Carl betrat, stand dem vorausgegangenen in Sachen Chaos in nichts nach – im Gegenteil: Hier war allem Anschein nach noch schlimmer und gründlicher gewütet worden. Keines der Betten in dem gut zehn Fuß breiten, aber kaum mehr als zwanzig Meter tiefen Raum war unbeschädigt geblieben, und was man bei den Papieren im Vorraum mit gutem Willen noch auf den Verfall nach so langer Zeit hätte schieben können, war hier eindeutig mutwillige Zerstörung. Ein großer Teil der hier herumliegenden Dokumente war zu kleinen Fetzen zerrissen worden. Die Decke war auch hier beschädigt und am Ende des Raumes eingestürzt, so dass ein gewaltiger Berg von Stahlbetonschutt, Betonbrocken, Erdklumpen und Gestein aus dem Burgberg über dem Keller ein Weitergehen unmöglich machte. Weitere Betonbrocken hingen, der Schwerkraft auf wundersame Weise trotzend, von Muniereisen durchzogen von der Decke und zwischen ihr und dem Schuttberg auf dem Boden war nur eine kaum vierzig Zentimeter breite Lücke geblieben, durch die man sich vielleicht mit viel Willenskraft hindurchquetschen konnte, aber nur unter Lebensgefahr.
    »Gesprengt.« Maria, die zusammen mit den beiden anderen hinter mich getreten war, kommentierte, was sie sah. »Hier wollte wohl jemand Akten vernichten und hat nach halb getaner Arbeit beschlossen, dass es einfacher ist, den Zugang zu blockieren.«
    »Was bedeutet, dass es tatsächlich einen Ausgang irgendwo hinter dem Wall gibt«, schlussfolgerte Judith und drückte mir im Vorbeigehen die Spitzhacke in die Hand. Sie selbst kletterte furchtlos auf den Geröllberg unterhalb der Decke, die jeden Augenblick gänzlich einzustürzen drohte, und begann entschlossen, Schutt und Steine Schaufel für Schaufel beiseite zu räumen.
    Einen Augenblick lang zögerte ich, folgte ihrer unausgesprochenen Aufforderung aber dann doch und begann mit der Hacke die größeren der Brocken in kleinere Stücke zu schlagen, damit sie sie beiseite schaffen konnte. Carl begann mit bloßen Händen ein paar größere Steine fortzutragen und Ellen und Maria bemühten sich darum, die Erdklumpen mit den Füßen aus dem Weg zu schieben. Aber bereits nach wenigen Minuten Arbeit, die kaum von sichtbarem Erfolg gekrönt waren, geschah das Befürchtete: Ein Knirschen und Bersten ertönte, eine Hand voll Staub rieselte als böse Vorankündigung auf uns herab, dicht gefolgt von einer Menge kleinerer Steine und einem Geröllbrocken von der Größe eines mittleren Medizinballes. Dieser hätte Judith auf der Spitze des Schuttberges mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit augenblicklich erschlagen, hätte sie nicht schnell genug reagiert und einen Satz rückwärts gemacht. Das rettete ihr zwar das Leben, ließ sie aber mit einem erschrockenen Aufschrei und wild rudernden Armen rückwärts den kleinen Berg hinabrutschen und, an seinem Fuß angelangt, unsanft auf dem Rücken aufschlagen. Der Betonbrocken kullerte ihr polternd nach und blieb nur Zentimeter neben ihrem rechten Arm auf dem Boden liegen.
    Mit einem Satz war ich neben ihr, beherrschte mich aber, die Hand nach ihr auszustrecken und ihr beim Aufstehen zu helfen. Die Panik, mit der sie mich betrachtet hatte,

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