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Nemesis 03 - Alptraumzeit

Nemesis 03 - Alptraumzeit

Titel: Nemesis 03 - Alptraumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
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als ich ihr das letzte Mal zu nahe getreten war, stand mir noch zu deutlich vor Augen. Stattdessen eilte Carl herbei, packte sie unter den Armen und zog sie auf die Füße zurück. Judith fluchte und betrachtete mehr verärgert als schmerzgeplagt die blutigen Schürfwunden an ihren Ellbogen, die sie sich bei ihrer Schlitterpartie zugezogen hatte.
    Ich wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn und schüttelte den Kopf.
    »Das ist aussichtslos.« Ich warf einen vielsagenden Blick in Richtung der rissigen Decke. »Hier kommen wir niemals lebend durch.«
    Judith kletterte unbeeindruckt zurück, nahm die Schaufel wieder an sich und arbeitete fast wie im Wahn weiter.
    Sie musste die Unsinnigkeit und Gefährlichkeit ihres Tuns genauso realisieren wie ich, viel besser sogar, denn schließlich war sie vor Sekunden erst knapp einer bösen Verletzung, wenn nicht gar dem Tod, entgangen. Aber sie wollte, sie konnte nicht einfach aufgeben. Das Gefühl, gefangen zu sein, außerdem der Tod von mindestens zwei, vielleicht drei Menschen an einem einzigen Abend und Angst, sich mit einem Mörder hier auf der Burg zu befinden, machte nicht nur sie, sondern uns alle vollkommen verrückt. Sie musste hier heraus, so schnell wie möglich, egal wie und was auch immer es sie kostete.
    Nichts anderes demonstrierte sie uns mit ihrem fieberhaften Aktionismus.
    »Vielleicht.« Ellen bedachte die pummelige junge Frau mit einem fast mitleidigen Blick, trat ein paar Schritte zurück und sah sich suchend im Raum um. Schließlich winkte sie Carl und mir, ihr in den Vorraum zu folgen, und deutete auf mehrere relativ gut erhaltene alte Bettgestelle. »Wir können die Rahmen als Stützen verwenden«, schlug sie vor. »Zwischen Schutt und Decke geschoben, können sie ein weiteres Nachrutschen vielleicht blockieren.«
    Ich war nicht überzeugt von ihrem Einfall und wandte mich dem Wirt zu. Gibt es wirklich keinen anderen Weg?«, fragte ich mit einem Anflug von Hoffnung. »Ich
    … Es geht mir schon wieder viel besser. Wir könnten einen anderen Durchbruch schaffen.«
    »Keine Chance.« Carl schüttelte bedauernd den Kopf.
    »Dieser Gang ist die einzige Verbindung zu dem Bereich unter dem Turm. Um diesen Kellerabschnitt herum befindet sich das Gleiche wie über uns: meterdickes Gestein aus dem Burgberg und kaum weniger harte Erde.«
    Ich seufzte tief, fügte mich Ellens Vorschlag und machte mich mit Carl an die Arbeit. Ihre Idee war besser als überhaupt keine, denn sonst hätten wir aufgeben und in die Burg zurückkehren müssen. Wir hatten nur diese eine Chance.
    Tatsächlich kamen wir in dem baufälligen Tunnelabschnitt besser voran, als ich erwartet hatte, nachdem wir die eisernen Bettgestelle als improvisierte Stützen mit mehr gutem Willen als Geschick seitlich zwischen Decke und Geröll geschoben hatten: Ein paarmal knirschte es bedrohlich über uns, so dass alle außer Judith innehielten und mit angehaltenem Atem nach oben blickten, aber nichts geschah. Dafür mussten wir feststellen, dass der Hügel nach hinten hin weiter in den Gang hineinreichte, als er spontan hatte vermuten lassen, mindestens acht, vielleicht zehn oder noch mehr Meter. Der Schweiß, der meine Kleider zuvor schon durchtränkt hatte, rann bereits in Strömen an der Haut unter meinen Jeans hinab in meine Schuhe, als wir den Durchgang zu schätzungsweise zwei Dritteln notdürftig frei geschaufelt hatten. Immer wieder schoben wir die Gestelle weiter vor und bald darauf an jeder Seite zwei weitere von hinten nach.
    Als ich mich gerade, dicht gefolgt von Carl, an den anderen vorbeigequetscht hatte, um ein drittes und voraussichtlich letztes Mal Nachschub an Bettrahmen aus dem vorausgegangenen Kellerraum zu holen, durchfuhr ein plötzlicher, von überall her gleichzeitig kommender Schmerz meinen Kopf, der sich im Zentrum meines Hirns zu einem pochenden Klumpen verbündete und den Bruchteil einer Sekunde darauf zu explodieren schien.
    Ich schrie vor Schmerz und Schreck auf, kämpfte einen kleinen Augenblick lang vergeblich um mein Gleichgewicht, ein ganzes Feuerwerk von grellbunten Punkten vor Augen, taumelte einen Schritt vor und griff instinktiv nach irgendetwas, um einen Sturz von dem Schuttberg zu verhindern, und erwischte eine der hintersten improvisierten Deckenstützen. Mein erschrockener, leidvoller Aufschrei gipfelte in einem entsetzten, gellenden Laut, der durch das unheimliche Labyrinth schallte, als ich realisierte, wie meine Hand, mit der ich mich im Sturz

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