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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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Gelegenheit.«
    »Warum nicht gleich?«
    »Weil es gilt, schnell zu handeln. Erwin Gleißner darf uns nicht durch die Lappen gehen. Er ist die Schlüsselfigur.«
    »Verstehe. Er könnte Beweise vernichten oder gar untertauchen.«
    »Richtig. Sie kennen die Örtlichkeiten, Herr Dux, und fahren mit mir. Womit müssen wir rechnen? Wird das Haus von mehreren Leuten bewohnt?«
    »Nein. Vom Flur aus rechts wohnt der Opa. Jan hat auf der linken Seite seine Zimmer. Oben wohnte seine Mutter.«
    »Gibt es auch eine Oma?«
    »Die gibt es, aber die ist vor Jahren fortgezogen, als Jans Vater verunglückt ist. Sie hat sich scheiden lassen.«
    »Wie alt ist der Mann?«
    »Darüber habe ich gerade nachgedacht. Ich denke um die Fünfundsiebzig. Wir können davon ausgehen, dass er allein im Haus ist. Was ist mit der Spurensicherung?«
    »Die wird vom Leichenfundort abgezogen. Herr Beyer hat schon angerufen.«
    Das Klingeln seines Telefons quittierte Habermehl mit einem Brummen. »Was gibt’s?«, fragte er unwirsch.
    Ein Polizeibeamter meldete sich. »Wir mussten den Arzt rufen. Der hat Gleißner ruhiggestellt. Er hat in der Zelle randaliert, den Hocker zerdeppert und rumgebrüllt. Hoffentlich wird der bald abgeholt.«
    »Es geht alles seinen Weg.« Er legte auf. »Sind die Kollegen da, Herr Beyer?«
    »Sie warten auf dem Gang.«
    »Rein mit ihnen.«
    Habermehl informierte die Beamten über den Einsatz und gab die grobe Vorgehensweise bekannt. Anschließend besetzten sie ihre Dienstfahrzeuge und fuhren vom Hof.
     
    Als der Konvoi in die schmale Siedlungsstraße einbog, gab er per Funk durch, Martinshörner und Blaulicht abzuschalten. Habermehls Auto war das Erste in der Reihe der Polizeiwagen. In einer Kurve kurz vor dem Haus stellte er den Wagen an der Bordsteinkante ab. Die anderen parkten dahinter. Die Beamten stiegen aus und versammelten sich in einem großen Kreis um Habermehl. Zwei Polizisten beauftragte er, Passanten und Nachbarn vom Einsatzort fernzuhalten. Die anderen bewegten sich geschlossen und zügig in Richtung des Hauses vor. Vom Nachbargrundstück aus warf er einen Blick in Erwin Gleißners Garten. Er lag still und verlassen da. Auch im Haus konnte er keine Aktivitäten erkennen. Nur in einem Zimmer im Erdgeschoss brannte ein schwaches Licht. Auf sein Zeichen hin schlichen sie sich an das Eingangstor heran. Sie stiegen behände darüber hinweg und liefen über den Rasen neben dem Kiesweg auf die Haustür zu.
    Durch Handzeichen wies Habermehl den Polizisten ihre Positionen zu. Er selbst schlich mit Lukas zu dem Fenster an der Giebelseite, hinter dem er das Licht beobachtet hatte. Sie mussten sich ein Bild machen, was im Inneren vorging. Das Fundament des Hauses lag ein gutes Stück oberhalb des Straßenniveaus. Es war schwierig, in das Fenster hineinzuschauen. Lukas stellte sich auf die Zehenspitzen und spähte vorsichtig um die Fensterzarge. Augenblicke später deutete er Habermehl an, zurück in den Vorgarten zu gehen.
    »Was haben Sie gesehen?«, fragte er leise.
    Lukas beugte sich zu ihm hinunter. »Es ist das Wohnzimmer. Am hinteren Ende der Ledercouch konnte ich ein paar Füße in grauen Wollsocken sehen. Es war jedoch unmöglich zu erkennen, zu wem sie gehören. Aber es ist ein Mann. Ein halb volles Glas Rotwein steht auf dem Tisch.«
    »Er hat getrunken. Befindet sich noch jemand im Raum?«
    »Ich konnte keine Bewegung ausmachen.«
    Habermehl gab Anweisungen. »Sie sichern die linke, Sie die obere Wohnung. Zwei in den Keller, wir anderen nach rechts, in Gleißners Wohnung. Herr Dux, Sie halten vor dem Haus die Stellung. Zugriff.«
    Die Beamten zogen ihre Pistolen aus den Holstern.
    Habermehl legte vorsichtig die Hand auf die Klinke. Die Tür war nicht abgeschlossen. Die Polizeitruppe stürmte ins Haus. Hinter den Beamten hetzte er mit gezogener Waffe in die Wohnung und rannte sofort ins Wohnzimmer. Vor der Couch lagen zwei leere Flaschen.
    Der alte Mann versuchte, sich aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. Er kippte zurück. Habermehl steckte die Waffe ein und eilte auf ihn zu. Eine Alkoholfahne wehte ihm entgegen. Angewidert wandte er sich ab. Gleißner lallte etwas, was er beim besten Willen nicht verstehen konnte.
    Habermehl rief nach Weinbrecht und Beyer. »Der ist voll wie eine Haubitze. Nehmen Sie ihn mit und schaffen ihn in eine Zelle. Und keinen Kontakt mit seinem Enkel.«
    Nach und nach verließen die Beamten das Haus und erstatteten Habermehl Bericht. Die Kollegen, die den Keller durchsucht hatten,

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