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Nemti

Nemti

Titel: Nemti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Wloch
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dass etwas zu holen ist. Ist Günther nichts weiter aufgefallen?«
    »Doch.« Habermehl legte eine Pause ein. »Eine Kleinigkeit. Kann völlig belanglos, aber möglicherweise auch wichtig sein. Ich weiß es noch nicht.«
    »Wenn Sie noch nicht sagen, vermute ich, dass Sie dieser Kleinigkeit nachgehen werden. Was ist es?«
    »Magerl hat mir erzählt, dass er im Gartenhaus einen Aschenbecher stehen hat. Sie wissen, dass er überzeugter Raucher ist. Er hat seinen festen Platz auf einem Bretterregal neben der Tür und war voller Kippen. Nach dem Einbruch stand er an einer anderen Stelle und war leer.«
    »Soll das heißen, der Einbrecher hätte nur die Kippen mitgenommen?«, fragte Lukas perplex. »Vielleicht brauchte der wahre Mörder sie, um von sich abzulenken. Glauben Sie ihm? Es könnte doch so gewesen sein.«
    »Ist nicht abwegig. Allerdings ist diese Aussage noch kein Beweis seiner Unschuld. Er könnte sich das ausgedacht haben. Er hat im Moment genug Zeit zum Nachdenken.«
    »Ich weiß nicht, Herr Habermehl. Könnten Sie sich so eine Geschichte ausdenken? Sollten wir diesem Hinweis nicht sofort nachgehen?«
    »Sie greifen auch nach jedem Strohhalm, um ihn aus der Haft zu holen.« Der Hauptkommissar lächelte hintergründig. »Damit Sie beruhigt sind, Herr Dux, ich habe Frau Prohaska beauftragt, die sichergestellten Zigarettenstummel noch einmal genauestens überprüfen zu lassen. Zufrieden?«
    »Sehr«, bestätigte Lukas und atmete auf.
    »Es kann manchmal wichtig sein, bereits ausgewertete Spuren ein weiteres Mal zu kontrollieren. Danach sehen wir weiter.«
    »Ich nehme an, die Spurensicherung hat nach Günthers Festnahme sein Haus durchsucht?«
    »Das ist die übliche Vorgehensweise. Die Auswertungen laufen noch.«
    »Im Gartenhaus waren sie aber nicht.«
    »Das ist für heute vorgesehen. Jetzt, wo ich von dem Einbruch weiß, kommt der Durchsuchung besondere Bedeutung zu. Sind Sie mit Ihrer Analyse der Daten fertig?«
    »Ich bringe sie gerade zum Abschluss.«
    »Bis es so weit ist, kümmere ich mich um den Verwaltungskram. Ist lange liegen geblieben.« Habermehl entnahm einem Ablagekorb einen Stapel Papier. Er stützte den Kopf mit einer Hand ab und studierte ein Schriftstück. Hin und wieder schüttelte er den Kopf. Nervös drehte er einen Kugelschreiber zwischen den Fingern.
    Lukas schloss daraus, dass ihm die Arbeit ganz und gar nicht behagte.
    Er beendete gerade seine Auswertungen, da warf Habermehl den Kuli ärgerlich auf die Tischplatte, auf der er bis zum Rand kullerte. »Blöde Bürokraten.«
    »Haben Sie Zeit?«, fragte Lukas. »Ich kann eine interessante Entdeckung präsentieren. Ich habe den Termin des vermutlich nächsten Mordes ergründet.«
    Der Hauptkommissar ergriff seine Kaffeetasse, in der noch vom letzten Umrühren der Löffel steckte, und rollte mit seinem Stuhl bis vor Lukas’ Schreibtisch. »Lassen Sie hören.«
    »Gern. Die nicht geklärte Rolle, die der Große Wagen in unseren Mordfällen spielt, habe ich Ihnen bereits erläutert.«
    »Ja, ja, weiter. Das wollen Sie jetzt aber nicht wiederholen?«
    »Nein. Die für uns nicht nachvollziehbare Verbindung der Deichselsterne des Großen Wagens mit den Morden ist offensichtlich. Nun habe ich mir Gedanken gemacht, ob nicht ein weiteres Ereignis im Zusammenhang mit den Verbrechen stehen könnte. Es ist höchst bemerkenswert, dass gerade jetzt, wo ein heller Komet am Himmel erschienen ist, diese Mordserie auftritt.«
    »Sie mutmaßen, dass es auch da einen Zusammenhang gibt?«, fragte Habermehl skeptisch.
    »Ja. Ich erkläre es Ihnen.«
    »Worum ich Sie nachdrücklich ersuchen möchte, Herr Dux.«
    »Doktor Abromeit von der Sternwarte hat mir freundlicherweise einige wichtige Daten des Kometen zusammengestellt. Ich habe die Zahlen durchgearbeitet und eine bemerkenswerte Übereinstimmung festgestellt. In Kurzform. Der Mord an Armin Baertel wurde am dreizehnten August verübt. Das war der Tag, an dem Nemti zum ersten Mal für das bloße Auge sichtbar wurde. Am dreißigsten August wurde Frau Domasch getötet. Nach Abromeits Angaben erreichte Nemti an diesem Tag seine größte Helligkeit. In den folgenden Tagen blieb die Helligkeit nahezu konstant. Erst ab dem elften September nahm sie ab. Und was geschah an diesem Tag – der dritte Mord.«
    Habermehl saß zurückgelehnt auf dem Stuhl und hörte mit offenem Mund zu. Er hielt seine Tasse fest umklammert und rührte gedankenverloren darin herum. Als Lukas nicht weitersprach, beugte er sich langsam

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