Nemti
Gesicht.
»Die Indizien sprechen eine deutliche Sprache. Auf den Zigarettenstummeln befindet sich sein genetischer Fingerabdruck. Da gibt es nichts zu deuteln, das ist klar nachgewiesen. Er ist dringend tatverdächtig.«
»Sie haben natürlich recht, Herr Habermehl. Ich darf mich den Ergebnissen nicht verschließen. Was sagt Günther dazu?«
»Wie nicht anders zu erwarten, beteuert er nach wie vor seine Unschuld.«
»Was hat die Überprüfung seiner Alibis ergeben?«
»Sie waren doch dabei. Er kann niemanden benennen, der ihn in den fraglichen Zeiten gesehen hat oder mit ihm zusammen war.«
»Aber welches Motiv unterstellen Sie Günther, um diese abscheulichen Verbrechen zu begehen? Da ist nichts.« Lukas sah Habermehl ernst an.
»Wenn Sie nichts erkennen, heißt das noch lange nicht, dass er kein Motiv hat. Wenn wir bei jedem Ganoven von vornherein das Tatmotiv kennen würden, wäre uns bei der Verbrechensbekämpfung sehr geholfen.« Habermehl stand auf und lief um seinen Schreibtisch. »Welche Motivation Magerl antreibt, dürfen Sie mich nicht fragen.«
»Wieso sind am ersten Tatort, am Laacher Kopf, keine Kippen gefunden worden? Das passt nicht zusammen.«
»Kann ich Ihnen nicht beantworten. Ich weiß aber, dass die Spurensicherung dort genauso perfekt gearbeitet hat wie immer. Die haben garantiert nichts übersehen.«
»Wie saudämlich muss ein Verbrecher sein, der einen so deutlichen Hinweis auf seine Anwesenheit an einem Tatort hinterlässt?«
»Ich gebe zu, ziemlich dämlich. Das gibt mir auch zu denken«, bestätigte Habermehl Lukas’ Einwand. »Aber wir können und dürfen die vorliegenden Beweise nicht außer Acht lassen. Die sprechen nun einmal eindeutig gegen Magerl. Das dürfte auch Ihnen klar sein.«
»Ist es ja. Aber ich halte Günther nicht für so blöd, dass er seine Zigarettenkippen an einem Tatort wegwirft. Da hätte er gleich eine Visitenkarte dalassen können.«
»Es ist alles richtig, was Sie sagen. Aber wir können es drehen und wenden, wie wir wollen, Tatsache ist, Magerl ist unser Hauptverdächtiger. Frau Doktor Linus hat gestern noch den Haftbefehl beantragt.«
»Als Sie ihn gestern vernommen haben, Herr Habermehl, hat er da von dem Einbruch in sein Gartenhaus erzählt?«
Habermehl horchte auf. »Ich weiß von keinem Einbruch. Wieso wissen Sie davon?«
»Er hat es mir erzählt, kurz nachdem es passiert war.«
»Warum weiß ich das nicht? Sie hätten es mir spätestens nach der ersten Befragung erzählen müssen.«
»Tut mir leid. Ich habe in dem Moment nicht daran gedacht.«
»Wann genau war das?«
»Günther sprach von der zweiten Augusthälfte. Um den Zwanzigsten herum.«
Habermehl wischte sich über den Kopf. »Das heißt, nach dem ersten und vor dem zweiten Mord.«
»Richtig. Und deshalb messe ich dem Vorfall Bedeutung bei. Das kann kein Zufall sein.«
»Das denken Sie.« Auf Habermehls Stirn bildeten sich Falten. »Ich fahre zur JVA und rede mit ihm. Sie haben zu tun?«
»Ja, die Auswertung der Daten von Doktor Abromeit.«
Gegen dreizehn Uhr kam Habermehl aus Koblenz zurück. »Da liegt ein Blatt Papier auf dem Boden«, sagte er lapidar. »Heben Sie das bitte auf.«
Lukas rollte mit seinem Bürostuhl nach hinten und beugte sich vorsichtig unter den Schreibtisch. Tatsächlich, er hatte gestern ein Blatt übersehen und angelte danach.
»Darf ich fragen, was das Gespräch mit Günther ergeben hat, und wie es ihm geht?«
»Er wirkt still und stumpfsinnig. Ich habe wegen des Einbruchs nachgefragt.«
»Das ist gut. Sie sind also auch nicht absolut von seiner Schuld überzeugt?«
»Sie haben vielleicht Ideen. Woraus wollen Sie das ableiten?«
»Wenn Sie der unverbrüchlichen Meinung wären, dass Günther der gesuchte Mörder ist, würden Sie sich nicht die Mühe machen und in dieser Sache nachbohren.«
»Es ist mein Prinzip, alle Eventualitäten zu berücksichtigen und entsprechend zu bewerten. Sollten Sie sich zu eigen machen.«
»Was ist noch herausgekommen?«
»Magerl kann sich nicht erinnern, ob etwas geklaut wurde. Er glaubt auch nicht, dass ein Obdachloser Unterschlupf für die Nacht gesucht hat. Dazu ist ein Gartenhaus, wie er es beschrieben hat, denkbar ungeeignet.«
»Aber aus welchem Grund sollte jemand das Gartenhaus aufbrechen? Purer Vandalismus? Die Freude am Kaputtmachen?«
»Laut Magerl ist erstaunlich wenig zu Bruch gegangen.«
»Aber der Täter musste einen Grund für den Einbruch haben. Einbrecher steigen dort ein, wo sie glauben,
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